«Nicht auszurottendes Dauerproblem»

27.10.2009, 00:00 Uhr
«Nicht auszurottendes Dauerproblem»

Ein Dauerproblem, bei dem die Zeche die Allgemeinheit zahlt. Mitarbeiter der Bauhöfe der Gemeinden oder des Landkreises, hin und wieder sogar beauftragte Firmen, sind regelmäßig unterwegs, um illegale Hinterlassenschaften in Wald und Flur abzuholen. Die Kosten werden auf die Müllgebühr aufgeschlagen. Zumindest dann, wenn der Verursacher nicht zu ermitteln ist.

Diese Ermittlungsarbeit ist schwierig. Zeugen gibt es selten. Nur manchmal kommt der Polizei oder den Leuten vom Abfallwirtschafts-Referat Kommissar Zufall zuhilfe, wenn sich beispielsweise im ausgemusterten Nachtkästchen noch ein Papierschnipsel mit der Adresse des früheren Besitzers findet.

Hohes Bußgeld

Dann wird es nicht für die Allgemeinheit teuer, sondern für den Erwischten. Der Bußgeldkatalog für Ordnungswidrigkeiten im Abfallbereich beginnt bei 15 Euro für ein verloren gegangenes Taschentuch und hört mit den 300 Euro für weggeworfenen Hausmüll mit einem Gewicht von über zwei Kilogramm noch lange nicht auf. Richtig teuer wird es bei den großen Dingen. «Doch wenn wir im Wald acht alte Autoreifen finden, dann ist die Chance gering, denjenigen zu finden, der dafür verantwortlich ist», erklärt Riedl.

Klaus Schneider ist der stellvertretende Leiter des Abfallwirtschafts-Referats am Landratsamt. Auch er bekommt mit, was schief läuft in Sachen Müll. «Wir hatten hier schon die tollsten Dinge», erzählt er. Schrottautos, die im Wald herumstehen. Der ausgemusterte Kleiderschrank, der das Landschaftsschutzgebiet verunziert. Oder das abgebrochene Haus, das in Form von Bauschutt im Wald eine 100 Quadratmeter große Senke drei Meter hoch auffüllt unter dem Vorwand, hier sei der Waldweg ausgebessert worden.

Schneider kann nicht verstehen, dass immer noch so viele Menschen das, was sie nicht mehr brauchen, einfach in den Wald fahren. Das sieht auch Georg Steigerwald so. «Der Landkreis und die Gemeinden haben doch so viele Entsorgungsmöglichkeiten geschaffen.» Die (kostenlose) Sperrmüllabfuhr zählt dazu oder die (ebenfalls meist kostenlose) Anlieferung bei den Recyclinghöfen.

Steigerwald appelliert, die illegalen Müllkippen (und wenn möglich die Verursacher) zu melden, «denn wir brauchen unsere Wälder weiterhin als Naherholungsgebiet und als Sauerstoffproduzenten». Klaus Schneider baut ebenfalls auf die Mitarbeit der Bürger: «Wir haben gar nicht die Leute dafür, die in den Wäldern herumfahren und nachschauen, wo wieder ein neuer Haufen liegt.»

Ratten anlocken

Georg Steigerwald ärgert sich nicht nur über die halbvollen Farbeimer, die druckimprägnierten Hölzer, die ausgemusterten Eternit-Platten und die Reste von Altöl in freier Natur. Er beklagt sich auch darüber, dass viele Waldränder zum überdimensionalen Komposthaufen für Garten- und Bioabfälle oder Fallobst verkommen. Das locke nicht nur Ratten und Wildschweine an. Der Boden werde dadurch überdüngt. Der natürliche Waldwuchs verschwinde, Giersch und Brennnessel würde an seine Stelle treten. Mehr noch: Wenn der Wald die Überdüngung nicht verarbeiten könne, werden Weiher, Tümpel, Bäche und Grundwasser in Mitleidenschaft gezogen. Nach und nach werde das funktionierende Öko-System Wald umgebaut.

Klaus Schneider und Manfred Riedl, die beiden Abfallexperten vom Landratsamt in Roth, bestätigen, dass das Abladen des Rasenschnitts im Nachbarwäldchen kein Kavaliersdelikt ist. «Auch das gilt als Ordnungswidrigkeit», erklärt Schneider. «Nur weil es viele machen, ist es noch lange nicht erlaubt.» Gleichzeitig betont Manfred Riedl, dass man nicht wegen jedem Reisighaufen und nicht wegen jeder ausgemusterten Topfpflanze die Kavallerie losschicken könne. «Sonst bräuchten wir hier nicht einen Mann, der sich um illegale Müllentsorgung kümmert, sondern mindestens zehn.»