Prof. Dr. Peter Bofinger: Dagoberts bremsen den Laden

23.11.2013, 11:18 Uhr
Prof. Dr. Peter Bofinger: Dagoberts bremsen den Laden

© Schmitt

Prof. Dr. Peter Bofinger, zu Gast beim S-Gespräch der
Sparkasse, sieht in den beiden Disney-Protagonisten die Repräsentanten des derzeitigen Wirtschafts-Dilemmas. Die niedrigsten Zinsen jemals in Deutschland sind für ihn das Ergebnis einer zu geringen Nachfrage nach Geld.

Erfolgversprechend Sparen sei ausschließlich dann möglich, sagt er, wenn auch Kredite aufgenommen werden.

Aktuelle Situation

Verbraucher, denen aufgrund schmalen Lohns das Geld zum Konsumieren fehlt, und die großen Gewinner, die ihre Einnahmen horten, statt sie zu investieren. Das kennzeichnet Bofingers Meinung zufolge die gegenwärtige Situation in der Bundesrepublik.

Beim Sparkassen-Gespräch im Markgrafensaal erklärte der Wirtschaftsweise, warum staatliche Schulden und Wachstum unter Umständen zwei Seiten einer Medaille sind. „Die Schuldenbremse ist ein Jammer“, findet er und fordert die Wiederentdeckung der Wachstumsformel eines Mittelfranken.

Gefährliche Verunsicherung

„Wohlstand für alle“, darauf habe Politik des Fürthers Ludwig Erhard abgezielt, die Bofingers Darstellung nach auch auf eine gute Lohnentwicklung gesetzt hat. „Die Marktwirtschaft lebt davon, dass Private etwas kaufen.“ Für Peter Bofinger ist das gigantische Sparverhalten des verunsicherten Privatsektors die Ausgangsstörung. „Das bremst den ganzen Laden“, ist er überzeugt.

„Staatsverschuldung dient hier als Stabilisator.“ Denn ohne Schuldenbremse könnte man nun anregend eingreifen. Beispielsweise durch verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten oder eine Wiederauflage der Eigenheimförderung.

Klare Ansage

Der Mindestlohn, der ist für ihn ohnehin ein Muss. „Wir sind hier die Geisterfahrer, denn es gibt eigentlich kein zivilisiertes Land, das ihn nicht hat“, nimmt er eindeutig Stellung zu einem der umstrittensten Projekte der gegenwärtigen Koalitionsverhandlungen.

Bofinger ist als Mitglied des Sachverständigenrats der Bundesregierung allerdings kein Romantiker. Er schildert vor etwa 300 geladenen Gästen ganz exakt, „dass Wachstum nicht vom Himmel fällt“.

Freilich entstehe es ausschließlich dann, wenn man auf der Angebotsseite besser und damit produktiver werde. Doch es gebe eben auch eine Nachfrageseite.

In der Bredouille

„Wenn dieser Kreislauf zu schwach ist, dann läuft es nicht“, erklärt der Würzburger Professor. „Unsere Volkswirtschaft ist gegenwärtig ein gigantischer Dagobert, das ist keine tolle Situation“, sagt er und verweist zwei Mal auf die Chinesen. „Die machen das gut, indem sie Investitionsanreize setzen und den privaten Konsum fördern wollen.“

In Deutschland werde gegenwärtig nämlich weniger investiert als die Abschreibungen betragen. „Das heißt: Die Substanz verkommt“, so Bofinger.

Regionale Stärken

Dass dieser Substanzverlust in Südmittelfranken etwas weniger schnell verläuft, dazu trägt die Sparkasse Mittelfranken-Süd nach Kräften bei. „Jede zweite gewerbliche Investition darf hier die Sparkasse Mittelfranken-Süd finanzieren und auch die Ausleihungen an Private für Immobilienkäufe und Renovierungen wachsen“, sagte Vorstandsmitglied Daniela Heil ehe sie drei Leistungsträger der Region auf die Bühne bat.

Ines Krüger aus Wendelstein, Georg Lacher aus Rudelsdorf und Ingrid Puhane aus Hilpoltstein waren für jahrzehntelanges entgeltloses Engagement bereits im Verlauf der jüngst vergangenen Wochen im Rahmen eigener Feierstunden mit dem Ehrenamtspreis der Sparkasse ausgezeichnet worden.
 

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