Schwabacher nach Anabolika-Handel verurteilt

19.1.2012, 10:00 Uhr
Schwabacher nach Anabolika-Handel verurteilt

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Um den 29-jährigen Schwabacher anzuklagen, reiste Staatsanwalt Markus Müller eigens von München nach Nürnberg – denn im Kampf gegen die illegale Einfuhr und den Handel mit Dopingpräparaten wurde in der Münchner Staatsanwaltschaft im März 2009 eine eigene Abteilung, zuständig für ganz Bayern, geschaffen.

470 Fälle notierte die Behörde im letzten Jahr, dies entspricht einer Verdreifachung im Vergleich zum Jahr 2009. Sicher hängt diese statistische Spitze auch damit zusammen, dass seit der Gründung der neuen Abteilung drei Staatsanwälte beinahe ausschließlich in Sachen Doping ermitteln.

Gefährliche Nebenwirkungen

Der Ehrgeiz, den Handel mit den illegalen Substanzen, die mit Vorliebe von Kraftsportlern gespritzt werden, zu schwächen, kommt nicht von ungefähr: Die starken Nebenwirkungen gelten als äußerst gefährlich.

Junge Männer, die mit Hilfe von Dopingpräparaten ihren Testosteron-Spiegel künstlich erhöhen, werden aggressiv und riskieren gleichzeitig Impotenz. Das Gift kann Herz- und Kreislauferkrankungen mit sich bringen, und auch die Leber wird geschädigt. In einzelnen Fällen droht gar der Tod, berichtet Staatsanwalt Markus Müller.

Der Angeklagte betrieb bereits seit Mai 2004 einen schwunghaften Handel mit Anabolika, seit 2006 mixte er seine Ampullen im eigenen Untergrundlabor selbst zusammen. Die Rohstoffe bestellte er übers Internet in China und ließ sie direkt in seine Schwabacher Wohnung schicken, manchmal wählte er auch die Adresse seiner Lebensgefährtin.

Im Mai 2011 wurde ihm eine Postkontrolle zum Verhängnis – ein Mitarbeiter war im Mai letzten Jahres misstrauisch geworden, als er zufällig in einem dickeren Briefpäckchen Aluminiumfolie sowie Pulver ertastete. Da 99 Prozent der illegalen Doping-Lieferungen aus China stammen, ergänzte die chinesische Briefmarke seinen Verdacht. Der Mann händigte das verdächtigte Briefpäckchen dem Zollfahndungsamt aus.

Die Beamten ließen die Ware untersuchen: Tatsächlich handelte es sich bei dem weißen Pulver um Rohstoffe, wie sie zur Herstellung von Injektionslösungen anaboler Steroide verwendet werden. Nun nahmen die Fahnder den Schwabacher genauer unter die Lupe: Zoll- und Polizeibeamte durchsuchten seine Wohnung und hoben dabei ein Untergrund-Labor aus. Staatsanwalt Müller spricht von einem der fünf spektakulärsten Fälle des letzten Jahres.

Der 29-jährige Angeklagte betreibt – mit Pausen – seit 1998 selbst Kraftsport, immer wieder nahm er auch an Bodybuilding-Wettbewerben teil. Als er am 20. Mai 2011 festgenommen wurde, war sein sportliches Ziel die Teilnahme an den Bayerischen Meisterschaften 2012. Um seinen Muskel- und Kraftaufbau zu steigern, hatte er sich selbst große Mengen an Arzneimitteln gespritzt. Seine anabolen Steroide hatte er vor allem an Sportsfreunde verkauft – als die Fahnder den Computer und die Telefone des Anabolika-Händlers zerlegten und sich dessen elektronische Post der letzten Jahre vorknöpften, stießen sie auch auf die Namen und Adressen seiner Kunden. Sie stammen alle aus den Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen, Passau und Dresden. Inzwischen erhielten sie zum größten Teil bereits Post von der Staatsanwaltschaft: Strafbefehle mit Geldstrafen wurden in den überwiegenden Fällen verhängt, so Staatsanwalt Müller.

Der Schwabacher, der hauptberuflich als Handelsvertreter tätig ist, hatte zwischen Mai 2004 und Mai 2011 eineinhalb Kilo Präparate, unter anderem mit den Wirkstoffen Trenbolon, Drostanolon und Testosteron, aus China bestellt. Diese Stoffe versetzte er in seinem Labor mit Traubenkernöl und Alkohollösungen und stellte Ampullen mit Injektionslösungen her. Angesichts der erdrückenden Beweislage legte der Mann (Verteidiger: Franz Heinz) ein umfängliches Geständnis ab, ihm wurde eine Haftstrafe zwischen vier Jahren und drei Monaten und vier Jahren und neun Monaten in Aussicht gestellt.

 

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