„Standing Ovations“ für Schmidbauer und Kälberer

30.11.2015, 09:37 Uhr
„Standing Ovations“ für Schmidbauer und Kälberer

© Foto: Gerner

Für die Fans war es für knapp drei Stunden lang ein entspannter Start in den Advent.

„Wo bleibt die Musik?“ heißt das jüngste und für absehbare Zeit wohl auch letzte gemeinsame Album des Singer-Songwriters Werner Schmidbauer und des ebenso genialen wie stillen Multiinstrumentalisten Martin Kälberer. So ist auch ihre letzte gemeinsame Tournee betitelt, die auf ein großes Open-Air-Finale im Juli in Schmidbauers Heimat zusteuert. Einige der zwölf neuen Songs haben Schmidbauer/Kälberer auch in Schwabach im Gepäck. Genau genommen ist es aber eher ein „Best of“ eines mittlerweile über 30 Jahre währenden Musikerlebens.

Authentischer „Oablinger“

Werner Schmidbauer ist einer breiten Öffentlichkeit durch seine Präsenz im Bayerischen Fernsehen als Moderator („Live aus dem Alabama“), als musikalischer Gastgeber („Aufgspuit“) und als wunderbarer Porträtierer („Gipfeltreffen“) ein Begriff.

Wer ihn charakterisieren will, der wird an dem Adjektiv „authentisch“ nicht vorbei kommen. Aussehen und Stil hat der sympathische Bad Aiblinger („Oablinger“, wie er selbst sagt) seit den 1980er Jahren nicht geändert, Mittelscheitel inklusive. Und wer ehrlich ist, wird zugeben müssen, dass sich auch seine Musik nur in Nuancen von der unterscheidet, die er als 21-jähriger Student (und Surflehrer in Kenia!) geschrieben hat.

Schmidbauer webt nach wie vor eingängige Klangteppiche, die dem Ohr schmeicheln. Er garniert diese Töne mit Geschichten, deren Entstehung der Musiker einprägsam erzählen kann: wie die Geschichte vom Text, den er am Tag der Geburt seiner Tochter geschrieben hat, und der so lange in der Schachtel der Taufkerze geschlummert hat, bis nach mehr als einem Jahrzehnt die richtige Melodie dazu vorbeikam; wie ihn die Reise nach Istanbul neu inspirierte; wie er auf die Idee kam, den von ihm verehrten Nelson Mandela nach dessen Tod 2013 ein fröhliches Abschiedslied (der Refrain in Suaheli) zu schreiben; wie aus einem Instrumentalstück, das ihm Martin Kälberer auf einer Demo-CD mitgegeben hat, ein Liebeslied wurde, das er seiner Frau gewidmet hat. Schmidbauer und Kälberer haben in Schwabach aber nicht nur eigene Lieder im Programm. Sie verstehen sich auch aufs Covern. „Fields of Gold“ von Sting und „One“ von U2 heißen dann logischerweise „Felder voller Gold“ und „Oans“.

Werner Schmidbauer ist der Mann, der mehr als sein kongenialer Duopartner im Rampenlicht steht. Wenn auch unprätentiös. Er steht für „handg´machte Musik“, kreativ, schnörkellos und frei von Showeffekten.

Der Multiinstrumentalist

Den musikalisch vielseitigeren Part hat Martin Kälberer. Ob Akkordeon, Keyboard, Gitarre, Mandoline oder ein halbes Dutzend Percussion-Instrumente: Der 48-jährige gebürtige Ulmer verleiht Schmidbauers schönen „Liadl’n“ Groove, Blues und einen unverwechselbaren Charakter. Meist hält er sich dabei im Hintergrund, nur einmal sind die Scheinwerfer auf den Multiinstrumentalisten gerichtet: als er mit dem „Hang“, einem in der Schweiz gebauten Klanginstrument in Form einer eingedellten fliegenden Untertasse, ein famoses Instrumental in den Saal zaubert.

Nicht nur hier sind die Besucher in Schwabach begeistert. Am Ende gibt es „Standing Ovations“ und mehrere Zugaben. Und bei einigen reift der Entschluss, Werner Schmidbauers Aufforderung nachzukommen: „Haut’s euch in’n Zug und kommt’s zum Abschiedskonzert.“ Zu sehen und zu hören am 22. und 23. Juli 2016 in Rosenheim.

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