Umfrage Plastikmüll: Mühsamer Kampf gegen den Verpackungswahnsinn
10.5.2021, 15:00 UhrDie Vorsitzende Dr. Beate Grüner und Andrea Schindler von der BN-Kreisgruppe stellten die Ergebnisse jetzt im Beisein von Florian Fischer vom Rother Edeka-Markt vor, denn auch dort wurden Stimmen gesammelt. "Und Herr Fischer zeigte sich sehr interessiert und kooperativ. Das war nicht überall im Landkreis so", betont Grüner.
Manche Gewerbetreibenden wollten sich gar nicht beteiligen, aber auch die Befragten reagierten zum Teil sehr unterschiedlich auf die Fragen und wollten sie oft nicht beantworten. "Vor allem bei Menschen unter 30 war das Interesse an dem Thema auffallend gering", so Grüner.
Der Problematik bewusst
Insgesamt war festzustellen, dass überwiegend Personen an der Umfrage teilnahmen, deren Interesse am Thema "Müllvermeidung" beziehungsweise "Verpackungsmüll einsparen" sehr hoch war. Ein Bewusstsein für die Problematik ist also bereits vorhanden. Bei der Frage "Wie wichtig ist Ihnen die Vermeidung von Verpackungsmüll?" gaben 92 Prozent der Teilnehmer auf einer Skala von 1-10 (unwichtig - sehr wichtig) einen Wert von 7 bis 10 Punkten an. Diese Angaben bestätigen, dass vielen Menschen der große Berg von Verpackungsmüll durchaus bewusst ist und sie etwas dagegen unternehmen möchten.
In zahlreichen Gesprächen zeigte sich, dass viele bereit wären, ihr Kaufverhalten zu verändern, dies aber wegen der Gegebenheiten oftmals nicht möglich oder nur mit deutlichen Mehraufwand verbunden ist.
Untersucht wurde das Kaufverhalten unter anderem bei Obst und Gemüse, das häufig sowohl verpackt als auch unverpackt erhältlich ist. Ebenso wie bei der Wahl der Verpackungsvarianten von Jogurt (Glas oder Plastikbecher) oder Milch (Pfandflasche oder Tetrapack).
Beim Jogurt ist das Angebot in Pfandgläsern inzwischen groß, dennoch wird überwiegend zum Produkt in der Plastikverpackung gegriffen. Beim Kauf von Milch ist der Tetrapack beim Kunden die deutlich bevorzugte Verpackungsvariante. Immerhin: Bei Obst und Gemüse schlägt die Waage leicht zum Unverpackten aus.
Beim Kauf von Käse wird auf Verpacktes aus dem Kühlregal sowie auf offene Angebote aus der Frischetheke nahezu gleichermaßen zurückgegriffen. Nur sehr wenige der befragten Personen gaben an, zum Einkauf von Käse eigene Behälter mitzubringen. Bisher gestatten dies aus Hygienegründen nur die wenigsten Händler ihren Kunden.
"Natürlich spielt beim Einkaufsverhalten die Gewohnheit eine entscheidende Rolle - der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier", so Andrea Schindler. Und vor allem: Für den Verbraucher besteht oft keine Auswahl, was die Verpackung betrifft, wenn er ein bestimmtes Produkt erwerben möchte.
Edeka macht es vor
Florian Fischer hat in seinem Edeka-Markt im vergangenen Jahr einen Unverpackt-Bereich eröffnet, der bei den Leuten sehr gut ankomme, wie er betont. Hier könnten Kunden rund 100 Produkte in mitgebrachten oder vor Ort gekauften und wiederverwendbaren Gefäße abfüllen und kaufen. Schon länger hat er an seiner Fleisch- und Wursttheke ein eigenes System mit Mehrwegbehältern eingeführt. "Wenn etwas möglich ist, dann machen wir das, aber das geht nur zusammen mit den Kunden", so der Unternehmer, der ein immer größer werdendes Interesse an Unverpackt-Lösungen beobachtet.
Die Corona-Krise, und das damit verbundene größere Bedürfnis nach Hygiene, für das Einwegverpackungen stehen, spielte bei der Umfrage des Bund Naturschutz übrigens keine Rolle, weil die Befragung schon vor über einem Jahr durchgeführt wurde. Florian Fischer habe allerdings "gefühlt" ein bisschen weniger Verpackungsmüll, den die Leute bei ihm nach ihren Einkäufen zurücklassen. "Aber aufgrund der Homeoffice-Situation von vielen wird vermutlich das meiste zu Hause entsorgt." Auffällig sei nur, dass die Menschen seit dem Beginn der Krise viel gesundheitsbewusster einkaufen würden. "Weniger Fleisch, dafür mehr Obst und Gemüse, und das gilt für die gesamte Edeka-Gruppe", so seine Beobachtung.
Ob sich die Corona-Situation auf das Einkaufsverhalten in Sachen Verpackungsmüll auswirkt, das würde auch die BN-Kreisgruppe interessieren. "Eigentlich müssten wir gleich noch eine solche Umfrage starten", so Beate Grüner. Jetzt gibt es erst einmal die genauen Ergebnisse der Studie in der aktuellen Ausgabe des Kreisgruppen-Magazins "Die Distel" oder online unter www.roth.bund-naturschutz.de
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