Vergewaltigung erfunden: Horror-Tripp für den Mann

16.9.2010, 23:04 Uhr



Hat er oder hat er nicht? Noch heute, so der Anwalt, überlegen sich wohl manche seiner Mitmenschen, ob nicht doch etwas dran ist, an den Behauptungen der Manuela O. (Name geändert).

Könnte er, der angesehene Jurist, der im Gerichtsgebäude den schwarzen Talar überstreift, selbst ein Straftäter sein? Ein Wolf im Schafspelz? Kam er vielleicht nur davon, weil er als Anwalt über „Beziehungen“ verfügt? Tatsächlich erzählen die Akten, auf vielen hundert Seiten Papier, eine Geschichte aus dem Horror-Kabinett: Manuela O., eine 32-jährige, sechsfache Mutter, wurde tatsächlich vergewaltigt und missbraucht. Als Schülerin fiel sie einem Lehrer zum Opfer, als Jugendliche vergriff sich der Vater einer Freundin an ihr, als junge Frau durchlitt sie eine chaotischen Beziehung mit brutalen Schlägen und sexuellen Übergriffen.

Gerichtsgutachter Michael Wörthmüller nennt die zierliche Frau „stark traumatisiert“. Er warnt vor Wiederholungs-Gefahr, rät jedem männlichen Therapeuten, mit dieser Patientin nicht alleine in einem Zimmer zu sitzen. Denn ihre Fantasiegeschichten könnten sich wiederholen.

Vor knapp fünf Jahren ahnte der Schwabacher Anwalt nichts von der Persönlichkeit der O. – sie ließ sich von seiner Kanzlei in einem Prozess gegen ihren früheren Lebensgefährten vertreten. Doch plötzlich stellte der Anwalt fest, dass ihn manche seiner Kollegen mieden. Die Frau hatte unter anderem in Schwabach nach einem weiteren Rechtsbeistand gesucht – und behauptet, sie hätte eine Affäre mit dem Anwalt gehabt, habe zeitweise gegen Geld mit ihm geschlafen, sei obendrein von ihm vergewaltigt worden. Der Anwalt hat Glück: Seine Familie hält zu ihm. Doch er ging durch die Hölle.

Im Dezember 2006 stellte das Amtsgericht Schwabach seine Unschuld fest, verurteilte Manuela O. wegen Verleumdung zu einem Jahr und zwei Monaten Haftstrafe. Nun landete der Fall erneut vor Gericht – O. war zwischenzeitlich mehrfach von Psychiater Wörthmüller begutachtet worden. Nun legte sie ein Geständnis ab und hoffte in der Berufung auf Milde. Im Landgericht Nürnberg-Fürth kam sie nun mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr plus 1000 Euro Geldauflage davon.