Wasser marsch!

11.8.2015, 09:29 Uhr

9000 Kubikmeter, neun Millionen Liter also. So viel Wasser schießen Gerhard Wittig und seine Kollegen von den Stadtwerken derzeit jeden Tag alleine im Schwabacher Stadtgebiet durch die Leitungen. Der Verbrauch liegt damit deutlich über dem Schnitt von 5000 bis 6000 Kubikmeter pro Tag.

In Wolkersdorf hat er sich sogar verdoppelt: Statt der üblichen 800 rauschen jetzt rund 1600 Kubikmeter Wasser am Tag durch die Leitungen. Insbesondere am Abend gegen 20 Uhr, wenn viele Schwabacher ihren Garten wässern, kommt es zu Spitzenlasten im Versorgungsnetz.

Aus 200 Meter Tiefe

In manchen Regionen in Nordbayern wird das Trinkwasser knapp. Die ersten Gieß-Verbote sind schon ausgesprochen. Doch davon kann in Schwabach und auch im Landkreis Roth noch keine Rede sein. Die hiesigen Wasserversorger sind gut aufgestellt, der Großteil des aufbereiteten Wassers kommt nicht aus oberflächennahen Quellen, sondern aus bis zu 200 Meter in die Tiefe führenden Brunnen. „Unser Wasser ist mehrere hundert Jahre alt“, erklärt zum Beispiel Bernd Scheer vom kleinen Wasserzweckverband der Heidenberggruppe, der rund 4000 Einwohner in den Gemeinden Kammerstein und Büchenbach versorgt. Eine ungewöhnlich lange Trockenperiode wie jetzt wirke sich nicht groß aus. Allerdings muss Scheer die Pumpen in seinen fünf Brunnen deutlich länger laufen lassen als sonst. Schließlich hat sich auch hier der Tagesbedarf von normalerweise 600 Kubikmeter auf bis zu 1400 Kubikmeter mehr als verdoppelt.

Noch nicht kritisch

Je ländlicher das Gebiet, je größer die Gärten, desto höher die aktuellen Steigerungsraten beim Wasserverbrauch. Doch richtig kritisch ist die Situation offenbar nicht. Nicht einmal beim größten Versorger in der Region, bei der in Gunzenhausen sitzenden und bei Wassermungenau fördernden Reckenberggruppe. 28 500 Kubikmeter Wasser wurden in den vergangenen Tagen pro Tag aus den Brunnen geholt. Knapp die Hälfte davon geht an die 20 Gemeinden im Versorgungsgebiet, der Rest wird weiterverkauft.

Dass es noch nicht zu Engpässen kommt, führt Geschäftsführer Friedrich Zapf auf zwei Faktoren zurück: Erstens: Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Kopf sei in den vergangenen 20 Jahren von 160 auf 125 Liter pro Tag gesunken. Zweitens: Die Versorger hätten aber noch die alten hohen Kapazitäten und könnten deshalb die jetzige extreme Trockenheit gut überstehen.

Das sieht auch Zapfs Kollege Werner Rühl vom Zweckverband zur Wasserversorgung der Schwarzachgruppe so. Zuletzt sei es 2003 so lange trocken gewesen. Man habe damals die Versorgung jederzeit sicherstellen können. Inzwischen seien aber noch zwei Brunnen hinzugekommen, jetzt wird aus elf Brunnen gefördert. Rühl muss den 18 000 Einwohnern in Schwanstetten, in Groß- und Kleinschwarzenlohe, in Kornburg und in den Schwabacher Stadtteilen Penzendorf, Schaftnach und Schwarzach derzeit rund 4000 Kubikmeter Frischwasser pro Tag zur Verfügung stellen, etwa das Doppelte des normalen Verbrauchs. Und auch in seinem Verbandsgebiet geht es vor allem am Abend, wenn die Beete und Sträucher im heimischen Garten gegossen werden, richtig rund: „Da rauschen dann schon mal 100 Liter pro Sekunde durch die Leitungen“, so Rühl.

Doch auch beim Gießverhalten gibt es eine Bewusstseinsänderung: Blumen, Tomaten, Gurken und Sträucher bekommen am Abend das, was sie dringend brauchen. Anders als früher überlassen aber viele Gartler ihren Rasen sich selbst. Motto: „Der kommt im Herbst schon wieder.“

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