Würdiges Denkmal: „Hermann-Stamm-Realschule“

28.8.2015, 08:15 Uhr
Würdiges Denkmal: „Hermann-Stamm-Realschule“

© Günther Wilhelm

Die Lehrerkonferenz hat bereits zugestimmt. Auch der Elternbeirat und die Schülermitverantwortung sind dafür. Eine Vorprüfung des bayerischen Kultusministeriums war ebenfalls erfolgreich. So ist jetzt mit dem „Ja“ der Stadt Schwabach als Sachaufwandsträger die Umbenennung der Realschule beschlossene Sache.

„Ich denke, dass wir ihm ein würdiges Denkmal geschaffen haben“, sagte Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser, der Vorsitzende des Ferienausschusses über den 2014 verstorbenen langjährigen Rektor der Schule. Am gestrigen Donnerstag wäre Hermann Stamm 75 Jahre alt geworden. Dieser Beschluss, so Donhauser weiter, sei somit ein posthumes Geburtstagsgeschenk.

Formal kann die Realschule, die die Namensnennung vorgeschlagen hat, nach diesem Stadtratsbeschluss nun den Antrag an das Kultusministerium stellen. Dessen Zustimmung aber gilt als sicher. Zumal der für die mittelfränkischen Realschulen zuständige Ministerialbeauftragte Johann Seitz bereits eine entsprechende Anfrage gestellt und Zustimmung signalisiert bekommen hat.

Würdiges Denkmal: „Hermann-Stamm-Realschule“

© Foto: oh

„Schule aufgebaut“

„Hermann Stamm hat unsere Realschule aufgebaut“, sagte dessen Nachfolger Norbert Mager vor der Sitzung im Gespräch mit dem Tagblatt. „Als er an die Schule kam, war er der jüngste Rektor in Bayern — und als er ging, der dienstälteste.“ Die Realschule Schwabach gehöre zu den wenigen Realschulen, die noch nicht nach einer herausragenden Persönlichkeit benannt ist. Schon lange sei diskutiert worden, dies zu ändern. Diese Namensnennung erinnere an die großen Verdienste Hermann Stamms.

Gerhard Kappler vom städtischen Schulamt erläuterte, dass Schulen nach den Bestimmungen des Erziehungs- und Unterrichtsgesetztes nur nach herausragenden Persönlichkeiten benannt werden dürfen: „Und es gibt keinen Zweifel, dass Hermann Stamm eine solche gewesen ist.“

Stamm wurde am 27. August 1940 in Dinkelsbühl geboren, verbrachte große Teile seine Kindheit aber in Gustenfelden bei Schwabach. Nach dem Studium in Erlangen war er fünf Jahre am Kultusministerium tätig.

Mit nur 36 Jahren übernahm er 1976 die Schwabacher Realschule. In seiner 29-jährigen Amtszeit bis zu seiner Pensionierung 2005 hat er seine Schule maßgeblich geprägt.

Einsatz gegen Rechtsradikale

In besonderer Erinnerung ist sein unerschrockener Einsatz gegen Rechtsradikale. „Als er an seiner Schule 1998 auf rechtsradikale Tendenzen stieß, reagierte er sofort und sagte diesen Umtrieben den Kampf an: Er verbannte Springerstiefel und Bomberjacken vom Pausenhof. Mit einem Rundbrief rüttelte er alle Eltern wach“, erinnert Karl Freller in einer Presseerklärung an dessen klare Haltung. Stamm betonte damals: „Als Schuldirektor will ich nicht zusehen, wie meine Schüler durch rechtsradikale Propaganda verdorben wird!“

Zwölf Jahre Bürgermeister

Bevor Karl Freller 1982 erstmals in den Landtag gewählt wurde, war er Lehrer an der Realschule und kannte Hermann Stamm zunächst als Vorgesetzten. Daraus entwickelte sich aber eine enge Freundschaft. Beide wurden zu politischen Weggefährten.

Hermann Stamm war nicht nur ein angesehener Schulleiter, sondern auch einer der wichtigsten Schwabacher Kommunalpolitiker der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte. Im Stadtrat war der CSU-Politiker von 1984 bis zu seinem Tod 2014. Bei der Wahl 1990 trat er gegen OB Hartwig Reimann (SPD) an, unterlag zwar, wurde aber Bürgermeister und damit einer von Reimanns Stellvertreter. Das Bürgermeisteramt übte er bis 2002 aus. Dafür wurde er mit dem Ehrentitel „Altbürgermeister“ ausgezeichnet.

Schon im Jahr 2000 hatte er von der Stadt Schwabach die Goldene Bürgermedaille verliehen bekommen.

„Es gibt keinen Besseren“

Die jetzige Umbenennung der Realschule ist im Stadtrat unumstritten. „Wir als CSU freuen uns sehr“, sagte Stefan Kosmann. „Dafür gibt es keinen Besseren.“

„Wir wissen um seine Verdienste. Klar, dass wir zustimmen“, betonte auch Karin Holluba-Rau (Grüne). Kritisch merkte sie aber an, dass „dieser Prozess relativ schnell auf den Weg gebracht“ worden sei.

Martin Sauer (SPD) sieht gerade darin aber einen Vorteil: „Manche Schulen werden nach Leuten benannt, die keiner mehr kennt. Bei Hermann Stamm ist das anders.“

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