Zwischen 8000 Euro und einer Million
25.8.2017, 08:36 UhrZusammen mit seiner Kollegin Sabine Albuscheit hat er im Sozialausschuss des Schwabacher Stadtrats den Jahresbericht 2016 vorgestellt.Die "Kunden" sind Menschen mit massiven finanziellen Problemen. Die Statistik beweist: Das sind keineswegs nur Einzelfälle. 320 Frauen und Männer haben sich im vergangenen Jahr erstmals an die beiden Awo-Finanzexperten gewandt. 202 aus dem Landkreis Roth, 118 aus Schwabach. Das sind etwas weniger als in den vergangenen Jahren. 2015 waren es 349, 2010 sogar 393.
Doch selbst wenn man dies als leicht positiven Trend nach unten interpretieren wollte: Für die Betroffenen wird das Problem deshalb nicht kleiner.
Wer aber ist betroffen? "Da gibt es ein breites Spektrum", erklärt Sabine Albuscheit. Die Ursachen sind vielfältig: Jobverlust, Scheidung, gescheiterte Selbstständigkeit, eine völlige Fehleinschätzung des Konsumverhaltens.
Auch die Höhe der Schulden geht weit auseinander: "Die einen haben zwischen 8000 und 12 000 Euro bei nur wenigen Gläubigern, andere eine Million bei 60 Gläubigern", berichtet Wolfgang Hunner. "Das ist dann schon kompliziert."
Der durchschnittliche Ratsuchende sei über 40 Jahre alt, männlich, verheiratet, Vater eines Kindes, nichtselbstständig beschäftigt und Deutscher. Die Familie müsse mit rund 1500 Euro monatlich auskommen. "Unsere Kunden kommen überwiegend aus der unteren Schicht der Einkommenspyramide", heißt es im schriftlichen Bericht der Schuldnerberatung. "Durchschnittlich hat eine Familie rund 60 000 Euro Schulden und sieben Gläubiger."
Und wie hilft die Schuldnerberatung? Zunächst wird die einzelne Situation geklärt. Welche Einnahmen gibt es? Welche Ausgaben stehen gegenüber? Wie lassen sich zunächst die existenziellen Bereiche wie Wohnung und Lebensunterhalt sicher finanzieren?
Dann wird geklärt, was der Ratsuchende selbst konkret unternehmen kann, um die Lage zu verbessern. Denn jede Idee erhöht die Motivation. Ursachenanalyse plus Hilfe zur Selbsthilfe.
Und schließlich nimmt die Schuldnerberatung Kontakt zu den Gläubigern auf und versucht eine Vereinbarung zu verhandeln.
"Oft ist die Verbraucherinsolvenz die einzige Lösung", sagt Sabine Albuscheit. Gerade auch bei diesem für den Normalbürger komplizierten Verfahren helfen die professionellen Experten der Awo.
Die Stadt Schwabach bezuschusst die Arbeit der Schuldnerberatung mit jährlich rund 47 000 Euro. Geld, das gut investiert ist, spart es indirekt doch ansonsten höhere Sozialausgaben. "In unserer Konsumgesellschaft verlieren manche Menschen den Überblick", sagt OB Matthias Thürauf. "Für sie leistet die Schuldnerberatung sehr gute Arbeit. Das ist eine erforderliche Einrichtung."
Die Schuldnerberatung der Awo hat zwei Büros: in Schwabach in der Nördlichen Ringstraße 11a, Telefon (09122) 9341800, und in Roth in der Drahtzieherstraße 6, Telefon (09171) 966430.
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