Fallen erschöpft zu Boden

Schwalben-Sterben in Franken: Der LBV schlägt Alarm - das steckt dahinter

Theresa Neuß

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17.9.2024, 11:02 Uhr
Mehlschwalben werden in der LBV-Auffangstation Regenstauf gesund gepflegt.

© LBV / Ferdinand Baer Mehlschwalben werden in der LBV-Auffangstation Regenstauf gesund gepflegt.

Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV) bekommt seit dem Wochenende ununterbrochen Anrufe. Grund sind die zahlreichen toten oder erschöpfte Schwalben, die zum Teil einfach vom Himmel fallen. Oft sitzen die Vögel auch hungrig auf Fensterbrettern oder hängen unter Dachvorsprüngen.

"Neben München und Landshut, wo LBV-Kreisgruppen am Wochenende bereits eine Hilfsaktion für Schwalben in Not gestartet haben, kamen Hilferufe zu toten und erschöpften Schwalben aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Regensburg, Nürnberger Land, Starnberg und Straubing bei uns an", so der LBV-Pressesprecher Markus Erlwein. Wie viele Schwalben in Bayern betroffen sind, lässt sich derzeit kaum abschätzen. Allein in der LBV-Vogelauffangstation in Regenstauf werden derzeit 80 Schwalben versorgt.

Dauerregen, Kälte und Nahrungsmangel

Verantwortlich für das Schwalbensterben sei laut LBV die aktuelle Wetterlage. Extremer Regen, Sturm und Kälte haben Zugvögel auf ihrem Weg in die afrikanischen Winterquartiere überrascht und seien für sie zur ernsthaften Lebensbedrohung geworden. Und auch der Nahrungsmangel hat den Vögeln stark zugesetzt. Sie ernähren sich ausschließlich von Insekten, die sie im Flug fangen.

Wegen des Dauerregens finden die Vögel kaum noch Futter. Sind sie erst einmal geschwächt, können sie nicht weiterfliegen und fallen erschöpft zu Boden. Überleben sie den Absturz, tritt meist innerhalb weniger Stunden der Tod ein. Geschwächte Vögel benötigen schnellstmöglich Hilfe in Form von Nahrung und Wärme.

"Es ist wirklich tragisch, dass gerade diese bedrohten Vogelarten auch noch unter den immer häufiger auftretenden Extremwetterereignissen der Klimakrise leiden müssen", so Erlwein. Besorgt fährt er fort: "Als Insektenfresser haben sie es ohnehin schon schwer, aufgrund des übermäßigen Einsatzes von Giften und der Überdüngung noch genügend Nahrung zu finden. Diese Arten werden in der Zukunft noch mehr Unterstützung von uns brauchen."

Tipps von Experten: Wärmflasche hilft

Wer Schwalben auf Fenstersimsen, Balkonen oder Hausvorsprüngen entdeckt, sollte die Vögel nicht stören oder vertreiben, da sie dort Schutz vor Regen suchen. Wenn man geschwächte Schwalben am Boden findet, könne man sie vorsichtig unter ein Dach bringen, sie abtrocknen und in einem dunklen Raum warmhalten.

"Körperwärme mit 38 Grad Celsius ist geeignet. Man kann die Schwalben also länger in der Hand halten oder sie in einem Karton mit Luftlöchern auf eine Wärmeflasche bis maximal 40°C setzen. Ganz wichtig: Der Raum dafür muss verdunkelt sein, denn sobald die Schwalben wieder munter werden, flattern sie ziellos umher und prallen dann gegen Fenster oder Wände", rät die Schwalbenexpertin des LBV München Sylvia Weber.

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