Security-Gewalt in Bamberger Anker-Zentrum? Aktivisten erstatten Anzeige
23.6.2020, 13:25 UhrDie Flüchtlingsorganisation veröffentlichte auf ihrer Internet-Seite ein Handyvideo, das aus dem Februar 2019 stammen soll. Darin ist zu sehen, wie Mitarbeiter der Sicherheitsfirma einen Mann am Boden festhalten. Einer der Wachmänner tritt dabei unvermittelt mit dem Knie in Richtung des Kopfs des Geflüchteten. Laut Flüchtlingsrat handelt es sich bei den Beschuldigten um Mitarbeiter einer bereits seit längerer Zeit umstrittenen Firma.
Die Bilder zeigten deutlich, dass das Verhalten der Security-Mitarbeiter von professioneller, interkulturell geschulter und deeskalierender Arbeit "meilenweit entfernt" sei, sagte Katharina Grote vom Flüchtlingsrat. Die bayerische Staatsregierung sei für die Gewalt, die Geflüchtete in den Anker-Zentren erleben müssten, mitverantwortlich: "Wer große Lager schafft, schafft Konflikte." Auslöser des kritisierten Eingreifens sei eine Lappalie gewesen. Der Mann habe sein Essen in der Kantine des Anker-Zentrums auf dem Boden einnehmen wollen, gemäß seiner kulturellen Gewohnheiten. Dies habe die Security unterbunden.
Opfer beklagen EInstellung
Erst vergangene Woche hatte der Flüchtlingsrat mitgeteilt, dass ein offenbar von Mitarbeitern der gleichen Sicherheitsfirma misshandelter Mann aus dem Senegal der Polizei und Justiz Untätigkeit vorwirft - und deshalb Verfassungsbeschwerde beim Verfassungsgerichtshof in München eingereicht hat. Der Mann soll am 27. September 2017 von einer bis zu 40-köpfigen Gruppe des Dienstes im Anker-Zentrum angegriffen und schwer misshandelt worden sein. Obwohl umfassendes belastendes Beweismaterial gegen die Security-Mitarbeiter vorläge, seien die Ermittlungen eingestellt worden, beklagt das Opfer.
Drei Wochen nach dem Vorfall hatten sogar zwei Security-Mitarbeiter anonym Anzeige gegen ihre Kollegen erstattetet - daraufhin ermittelte zwar die Polizei gegen drei Personen wegen versuchten Totschlags und gegen weitere Personen wegen gefährlicher Körperverletzung. Doch die Bamberger Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren im August 2018 ein. Ein Sprecher der Behörde sagte dazu: Nach Abschluss der Ermittlungen habe man das Verfahren einstellen müssen, weil die Tat "nicht mit der für eine Anklageerhebung erforderlichen Wahrscheinlichkeit" nachgewiesen werden konnte.