"Ganz schön heuchlerisch"

"Sie sollten sich was schämen": Söder nach Tafel-Auftritt im Kreuzfeuer der Kritik

Tobi Lang

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

17.11.2022, 15:49 Uhr
Foto wie dieses von dem Tafel-Besuch postete Markus Söder auch über seine eigenen Social-Media-Accounts. 

© Sven Hoppe, dpa Foto wie dieses von dem Tafel-Besuch postete Markus Söder auch über seine eigenen Social-Media-Accounts. 

Es war ein Termin, der wie gemalt ist für Markus Söder, einem Wahlkämpfer vor dem Herrn. In einer gemusterten Schürze stand der Ministerpräsident Anfang der Woche an einer Ausgabestelle der Münchner Tafel. Er verteilte Brot, Paprika - und jede Menge Geld. "Die Tafeln leisten Überragendes!", schreibt Bayerns Ministerpräsident nach dem Termin auf Instagram.

"Wir stocken deshalb die Förderung für die Tafeln in Bayern auf die Rekordsumme von einer Million Euro deutlich auf." Der Münchner Ableger darf sich sogar über 25.000 Euro extra freuen, weil, so Söder, allein dort 20.000 Bedürftige pro Tag versorgt werden.

"Gute Politik sucht man ob der schönen Bilder vergebens"

Die Leistung der Tafeln ist unbestritten, besonders in der aktuellen Inflationskrise. Die Einrichtungen haben mit einem Ansturm zu kämpfen, parallel dazu nehmen die Lebensmittelspenden ab - eine explosive Mischung, die so manche Tafel an ihre Grenzen bringt. Das Engagement von Söder allerdings bleibt alles andere als kritiklos.

Zahlreiche Nutzer in den sozialen Netzwerken kippen Spott und Häme über dem bayerischen Ministerpräsident aus. Sie kritisieren Heuchelei, eine PR-Show - und die Doppelmoral des CSU-Chefs. "Wahlk(r)ampf in Bayern, rund ein Jahr vor der Landtagswahl", schreibt etwa einer auf Twitter. "Wir sehen Markus Söder, der sich als der fürsorgliche Landesvater darstellt. Gute Politik hingegen sucht man ob der schönen Bilder weiterhin vergebens."

Satiremagazin Postillon greift vermeintlichen Söder-Coup auf

Bayern blockierte im Bundesrat das geplante Bürgergeld, das für Empfänger im Vergleich zu Hartz-IV gut 50 Euro mehr im Monat vorsieht. Das stößt einem Twitter-Nutzer sauer auf: "Ganz schön heuchlerisch. #Bürgergeld abgelehnt, #Mindestlohn abgelehnt, aber nun feiern, wenn private Initiativen Menschen in Not helfen, weil der Staat versagt."

So manch anderer rechnet die Million Fördergeld, die Söders Staatsregierung an die Tafeln ausschüttet, klein. "Bei circa 500.000 Leistungsempfängern in Bayern sind das zwei Euro für jede(n)", schreibt ein Twitter-Nutzer - und merkt ironisch an: "einmalig".

Sogar Der Postillon beschäftigt sich mit Söders vermeintlichem PR-Coup. Das Satiremagazin aus Mittelfranken titelt: "Typ, der gerade verhindert hat, dass Arme 50 Euro mehr bekommen, absolviert PR-Termin bei Münchner Tafel."