Siemens zieht Stellenabbau durch

11.9.2013, 08:00 Uhr
Siemens zieht Stellenabbau durch

© Siemens

Nach Ansicht des Managements sind das allerdings zu viele. Allein am Standort Erlangen sollen in den kommenden Monaten rund 2000 Stellen abgebaut werden. Siemens selbst nimmt dazu nie konkret Stellung. Die Folge: Immer wieder gibt es Schlagzeilen über Abbaupläne, die eigentlich längst bekannt sind. So auch gestern. „Die Welt“ berichtete von 340 Arbeitsplätzen, die in der Bahnsparte am Standort Erlangen wegfallen sollen.

IG Metall Erlangen wie auch der Betriebsrat gaben allerdings Entwarnung. Auch dies sind bereits bekannte Fakten. „Seit Anfang des Jahres ist von 700 Stellen die Rede, die im Bahnsektor abgebaut werden sollen. Nach unseren damaligen Berechnungen entfällt davon etwa die Hälfe auf den hiesigen Standort“, sagte Erlangens Gewerkschaftschef Wolfgang Niclas. Dies habe der Bericht lediglich noch einmal bestätigt.

Dennoch sieht man im Sektor Mobility, der Bahnsparte, weitere Schwierigkeiten heranrollen – vor allem durch den möglichen Verlust an genau dem, was Kaeser als so wichtig erachtet: der Ingenieurskunst. Während in einer ersten Welle bereits gut 30 Arbeitsplätze abgebaut wurden, sollen Anfang Oktober die nächsten Maßnahmen greifen, heißt es seitens des Betriebsrates.

Davon könnten vor allem Ingenieure betroffen sein. „Wir befürchten, dass viele Erfahrungsträger gehen, die uns dann besonders schmerzlich fehlen“, sagte eine Betriebsrätin von Mobility. Dass der Sektor derzeit immer wieder in Schwierigkeiten gerate, bestehende Aufträge abzuwickeln und vor allem eine gute Qualität abzuliefern, komme nicht von ungefähr. So sind allein für Lieferverspätungen bei Hochgeschwindigkeitszügen, etwa dem ICE oder dem Eurostar, in den ersten drei Quartalen Belastungen von rund 260 Millionen Euro aufgelaufen.



Dabei seien erst in diesem Frühjahr Prozesse festgelegt wurden, mit denen die Effizienz bei Mobility erhöht werden soll. Projekte sollen damit vereinfacht und von einem Team von Anfang bis Ende betreut werden. „Mit dem Stellenabbau, der wieder Unruhe in den Bereich bringt, wird diesen Prozessen gar keine Chance gegeben, überhaupt erst einmal zu greifen“, sagt die Betriebsrätin. Denn erst wenn die neuen Abläufe sitzen, werde ersichtlich, wo auch der Personalbestand angepasst werden könne.

Die personelle „Anpassung“ ist auch in den anderen Sektoren in vollem Gange. Von 30 ingesamt betroffenen Siemens-Bereichen in Erlangen müssten lediglich noch für zwei Verhandlungen geführt werden, so Niclas. Alles andere sei in trockenen Tüchern.

Die Mitarbeiter müssen das Angebot prüfen, nicht annehmen

Doch mehr als ein Angebot kann Siemens den Mitarbeitern nicht machen. Betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen. „Die Beschäftigten sind lediglich gezwungen, das Angebot zu prüfen – mehr nicht. Ob sie es annehmen, entscheiden ganz allein sie“, macht der Gewerkschafter noch einmal deutlich. Allerdings versuchten Vorgesetzte in einigen Bereichen, ihre Quote dadurch zu erreichen, dass sie Druck auf Beschäftigte ausüben, die Aufhebungsverträge zu unterzeichnen.



Denn betriebsbedingt kündigen kann Siemens den Mitarbeitern nicht. Dem steht „Radolfzell II“ im Weg – eine im Oktober 2010 erneuerte Voreinbarung, die derartige Kündigungen nur mit Zustimmung der Arbeitnehmervertretung vorsieht. Nach drei Jahren – also in diesem Oktober — wäre es Siemens möglich, diese Vereinbarung zu kündigen. Dann wären die Mitarbeiter nur noch drei Monate lang durch den Vertrag geschützt. Wolfgang Niclas bereitet diese Option aber keine Sorge: „Siemens hat bereits im Frühjahr durchblicken lassen, an der Vereinbarung vorerst festhalten zu wollen.“

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