Omikron-Versuche laufen

Soll auch gegen Mutationen helfen: Münchner Forscher entwickeln neues Corona-Mittel

15.12.2021, 10:54 Uhr
Prof. Dr. med. Ulrike Protzer (r), Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München und Direktorin am Helmholtz Munich, mit einer Mitarbeiterin am PCR-Analyseautomaten im Institut für Virologie am Klinikum rechts der Isar der TU München. 

© Astrid Eckert / TUM Prof. Dr. med. Ulrike Protzer (r), Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München und Direktorin am Helmholtz Munich, mit einer Mitarbeiterin am PCR-Analyseautomaten im Institut für Virologie am Klinikum rechts der Isar der TU München. 

Impfstoffe gegen das Coronavirus wurden im Rekord-Tempo entwickelt, bei Medikamenten gegen Covid-19 gab es bislang nur Teilerfolge. Bis jetzt. Ein Forschungsteam der Technischen Universität München (TUM), der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), von Helmholtz Munich und der Münchener Formycon AG hat ein Protein entwickelt, das im Zellversuch die Infektion durch das Coronavirus und seiner Varianten zuverlässig verhindert.

Das Virus nutzt das Protein ACE2 an der Oberfläche menschlicher Zellen als Eintrittspforte. Hier greift das sogenannte Spike-Protein das Virus an, um anschließend die Zelle zu infizieren. Die bislang wirksamste medikamentöse Therapie gegen diesen Verlauf ist eine Antikörper-Therapie. Doch gerade Mutationen wie die neue Omikron-Variante machen eine solche Therapie schwierig, da sich das Virus dem Angriff der therapeutischen Antikörper und teilweise sogar der natürlichen, nach einer Impfung ausgebildeten Antikörper entzieht.

Körpereigene Proteine im Einsatz gegen das Virus

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Münchner Forschungsprojekts haben eine andere Strategie: Sie haben das ACE2-Protein mit einem Teil des menschlichen Antikörper-Proteins Immunglobulin G (IgG) verbunden und damit einen Wirkstoff geschaffen, der das Spike-Protein des Virus blockiert. In Zellkulturversuchen konnten sie damit das Virus komplett neutralisieren und eine Infektion verhindern.

"Sowohl Impfstoffe als auch Antikörper-Medikamente haben das Problem, dass das Virus ihnen mit jeder erfolgreichen Mutation ein klein wenig ausweicht. Dadurch entstehen sogenannte Immune-Escape-Varianten", sagt Ulrike Protzer, Leiterin des Instituts für Virologie der TUM.

Die optimale Strategie gegen Mutationen

Das Medikament wirke laut den Forschern gegen die Virusvarianten Alpha, Beta und Delta und könnte auch gegen zukünftige Mutationen schützen. Versuche mit der neuen Omikron-Variante starten gerade.

"Das Virus und seine Verwandten werden die Menschheit auch in Zukunft weiter begleiten", sagt Prof. Ulrike Protzer. "Auch wenn die Impfung schwere Krankheitsverläufe sehr zuverlässig verhindert, die deutlich ansteckenderen Delta- und Omikron-Varianten haben gezeigt, dass sich sowohl Genesene als auch Geimpfte erneut anstecken können. Vor dem Hintergrund zukünftiger, möglicherweise noch ansteckenderer Varianten brauchen wir daher neben der Impfung auch einen breit wirksamen Wirkstoff gegen dieses Virus."

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