Standorte der TechFak: Zwischen Posse und Fake News

1.4.2017, 07:51 Uhr
Die Debatte um den geplanten Teil-Umzug der Technischen Fakultät reißt nicht ab. Nun stellte sich heraus: Statt 28 Standorten gibt es nur neun, darunter befinden sich fünf (wie das Südgelände auf unserem Bild) in Erlangen.

© Foto: Sippel Die Debatte um den geplanten Teil-Umzug der Technischen Fakultät reißt nicht ab. Nun stellte sich heraus: Statt 28 Standorten gibt es nur neun, darunter befinden sich fünf (wie das Südgelände auf unserem Bild) in Erlangen.

Es war bereits 2014, als der frühere Präsident der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), Prof. Karl-Dieter Grüske, die Zukunftsvorstellung einer stetig wachsenden und daher — für die Hochschulleitung — notwendigerweise künftig auf weniger Standorte konzentrierten TechFak ausgab.

Schon kurze Zeit später, im April 2015, stand das ehemalige AEG-Gelände in Nürnberg als zusätzlicher Sitz der Ingenieurswissenschaften vor allem für die beteiligten CSU-Minister Markus Söder (Finanzen), Ludwig Spaenle (Wissenschaft) und Joachim Herrmann (Innen und Bau) fest.

Mehr noch: Schnell war da, insbesondere vom Nürnberger Lokalmatador Söder, davon die Rede, dass die Frankenmetropole nun zur High-Tech-Meile der FAU Erlangen-Nürnberg aufsteigen wird. Der Erlanger Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) wollte das — zumindest zu diesem Zeitpunkt — nicht als allzu großen Verlust sehen, weil die von der Universitätsspitze ja hochtrabend "Vision FAU 2030" genannte Umstrukturierung genügend Perspektiven für die Hugenottenstadt übriglasse.

So sollte im Gegenzug zum Teil-Umzug der TechFak die Erziehungswissenschaftliche Fakultät mit den angehenden Lehrern von Nürnberg nach Erlangen wechseln. Die durch den Uni-Umbau frei werdenden Flächen, hoffte das Stadtoberhaupt, könnten für Neuansiedlungen von Gewerbe und Wohnungen dienen.

Früher Widerstand

Doch anders als dem Rathauschef, der sich erst seit kurzem stärker als bisher für den TechFak-Standort Erlangen einsetzt, regte sich bei einigen in FDP-, CSU-, Universitäts- und Wirtschaftskreisen doch schon früher Widerstand gegen diese Pläne. Schließlich trifft die Teil-Verlagerung etwa mit dem Maschinenbau und der Elektrotechnik hauptsächlich den zukunfts- und prestigeträchtigen Teil der Technischen Fakultät.

Dabei gehört zu den Eigentümlichkeiten dieser Diskussion, dass sich die Erlanger Christsozialen durch diese Kritik mit ihren Parteifreunden in die Haare kriegten, da die zuständigen Minister unverdrossen auf AEG setzten — und dann auf die Nase fielen, weil sich vor allem Söder bei diesem Areal verspekuliert hatte.

Ende des vergangenen Jahres kam schließlich das Aus für das Gebiet im Nürnberger Westen. Man darf aber nicht glauben, dass das die Beteiligten zum Innenhalten und zur Einsicht gebracht hätte, ein gemeinsames Vorgehen sei das einzig Sinnvolle.

Zwar gab es die grundsätzliche Einigung, dass sich alle mit (neuen) Ideen in den Prozess einbringen sollten. Eines aber blieb im Prinzip auch dann noch gleich: Auch weiterhin soll — so will es natürlich wiederum vor allem CSU-Ressortchef Söder — an Nürnberg als besonders wichtigen Standort festgehalten werden. Unklar aber ist, wo genau das sein soll.

Genauso unklar ist, wo die TechFak in Erlangen selbst die nötigen zusätzlichen Räumlichkeiten finden könnte, wenn nicht (nur) der Standort Nürnberg expandieren soll. Ja, man hatte noch nicht einmal einen Überblick über die aktuelle Situation in Erlangen, die doch in allen (Politiker-)Statements stets ein klares Argument für den Teil-Umzug gewesen war. Lange Zeit war davon die Rede, dass die Technische Fakultät auf 28 Standorte verteilt sei und daher dringend an weniger Orten gebündelt werden müsse.

Also begannen Oberbürgermeister Janik und die Stadtspitze alle infrage kommenden Areale zusammenzukratzen, brachten dabei aber auch nicht mehr als einen Flickenteppich zusammen. Da kam es schon gar nicht mehr auf die Peinlichkeit an, dass sich bei genauerem Hinsehen zeigte: Das mit der Zahl 28 stimmt nicht, da hat hauptsächlich die Politik eben mal Standorte mit Hausnummern verwechselt. Plötzlich wurden daraus so nur noch neun Standorte in den drei Städten Nürnberg, Fürth und Erlangen, darunter fünf in der Hugenottenstadt. Die Universität hat dem Fehler wider besseres Wissen nicht wirklich (laut) widersprochen. Die Erlanger FDP nennt die öffentliche Darstellungsweise daher schon "Fake News".

Bevor nun aber viele der Akteure weiter vor sich hin dilettieren, sollten sie jetzt ohne Vorbehalte und ohne Kirchturmdenken gemeinsam die Zukunft der Technischen Fakultät planen. Der Standort Erlangen hat Entwicklungspotenziale, Nürnberg aber auch. Einen Königsweg wird es nicht geben, aber, wenn sich alle Seiten ab sofort darum bemühen, einen Kompromiss, mit dem man leben kann.

Feilschen muss ein Ende haben

Das setzt allerdings voraus, dass das Feilschen um jede einzelne Institution ein Ende hat und nicht wieder jede Kommune und jeder Kleinfürst nur den eigenen Vorteil sieht.

Stattdessen müssen ganz die Bedürfnisse der Universität im Zentrum stehen. Die Technische Fakultät braucht, und das sollte jedem klar sein, eine zusammenhängende Fläche, die mindestens 30 Hektar umfasst. Im besten Fall sollte das infrage kommende Gelände für die nächsten Jahrzehnte erweiterungsfähig sein. Ein bisschen was nach Erlangen, ein bisschen was nach Nürnberg heißt das sicher nicht.

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