Steinwürfe und Randale: SEK-Großeinsatz in Bamberger Ankerzentrum

Tobi Lang

Online-Redakteur

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11.12.2018, 11:36 Uhr
Ein massives Polizeiaufgebot war am Bamberger Ankerzentrum im Einsatz.

Ein massives Polizeiaufgebot war am Bamberger Ankerzentrum im Einsatz.

Es begann mit einer vermeintlich harmlosen Ruhestörung, so skizziert die Polizei zumindest das, was gegen 0.45 Uhr im Bamberger Ankerzentrum seinen Anfang nahm. Zuerst richtete sich die Gewalt gegen die Sicherheitskräfte der Asylbewerberunterkunft. Am Ende waren 100 Polizisten im Einsatz, das SEK rückte an, Beamte riegelten den Komplex im Osten der Stadt ab. Es sei zu teils massiven Übergriffen auf die Einsatzkräfte gekommen, teilt das Präsidium Oberfranken mit. Unter den Tätern seien ausschließlich Männer der Flüchtlingsunterkunft gewesen, sagt Sprecher Alexander Czech. Es flogen auch Pflastersteine und Eisenstangen, die Stimmung sei aggressiv gewesen. Auch deshalb forderte die Einsatzleitung massiv Kräfte nach, auch aus anderen Regierungsbezirken.

Zeitgleich brach im Inneren einer Wohnung ein Feuer aus. Warum, ist unklar. "Daraufhin haben Bewohner, die sich in den Wohnungen verbarrikadiert hatten, das Gebäude verlassen", sagt Czech. Sie wurden sofort von Kräften der oberfränkischen Polizei festgenommen. Es handelt sich um acht Männer eritreischer Staatsangehörigkeit. Einer flüchtete zunächst, konnte aber von Spezialeinheiten noch auf dem Gelände des Ankerzentrums gefasst werden. Insgesamt wurden bei dem Vorfall elf Personen leicht verletzt, darunter auch ein Beamter, der ambulant behandelt wurde. Die Feuerwehr brachte den Brand in einem der Wohngebäude relativ schnell unter Kontrolle. Der Sachschaden dürfte bei rund 100.000 Euro liegen. Neun Personen erlitten dabei Rauchgasvergiftungen, gelten damit als leicht verletzt. Erst im September hatte es auf dem Gelände des Ankerzentrums einen Großbrand gegeben. 150 Menschen mussten evakuiert werden, der Schaden ging in die Millionen.

1200 Menschen in Ankerzentrum untergebracht

Was der Auslöser für die Randale war, ist derzeit noch unklar. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen - unter anderem wegen schwerer Brandstiftung, Landfriedensbruch und weiterer Straftaten - aufgenommen. Man wolle in den kommenden Tagen Zeugen, unter anderem auch mit Dolmetschern, befragen. Auch am Dienstagvormittag war die Spurensicherung noch auf dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft unterwegs. Neue Ausschreitungen habe es nicht gegeben.

Aktuell sind laut der Regierung von Oberfranken mehr als 1200 Menschen in dem Ankerzentrum untergebracht, rund 176 stammen aus Eritrea. Sie haben seit dem Friedensschluss mit Äthiopien nur noch eine geringe Bleibeperspektive, Experten sprechen auch deshalb von einer aufgeheizten Situation in den Unterkünften. Die Anfang August bayernweit gestarteten Ankunfts-, Entscheidungs- und Rückführungszentren (Anker) sind in Bayern durchaus umstritten. Kritiker sprechen von "Massenlagern", von Ausgrenzung. Die Staatsregierung erhofft sich durch die Bündelung verschiedener Behörden deutlich effizientere Verfahren.