Streit ums Altstadtfest: Windshemia marschiert nicht mehr mit
03.07.2012, 09:46 Uhr
Für Windshemia-Chef Rudolf Schmidt handelt es sich um einen „Skandal und eine Ungeheuerlichkeit gegenüber den anderen am Altstadtfest beteiligten Vereinen“, dass die Stadt der Veranstaltung ihre Zustimmung erteilt hat. So fasst er seinen Ärger in einem Brief an Bürgermeister Ralf Ledertheil, der auch an die Stadtratsfraktionen ging, zusammen. Die Begründung des Stadtoberhaupts, es habe von der Entscheidung der Vereine nichts gewusst, will Schmidt nicht gelten lassen.
Spätestens seit einer Anfrage von Moo-Duk-Kwan-Vorsitzendem HansJürgen Leitner sei Ledertheil informiert gewesen. Schlicht als Makulatur bezeichnet Schmidt, dass die Veranstaltung der Kampfsportler als Vereinsfest vom Altstadtfest abgekoppelt werden sollte.
Dabei köchelt der Ärger der Windshemia schon länger. Die Auflagen werden immer höher, die Werbung wurde nicht wie gewünscht optimiert, und auch was das Konzept des Altstadtfestes angeht, beobachtet die Faschingsgesellschaft eine Abkehr vom früheren Anspruch.
Post an die Stadt
Post in Sachen Altstadtfest haben der Bürgermeister und die Fraktionen auch vom Spielmanns- und Fanfarenzug erhalten. Vorsitzender Udo Heubusch hat ebenfalls wenig Verständnis für die Genehmigung der Veranstaltung am Freitagabend, er drückt sich allerdings zurückhaltender aus.
Ob sie im nächsten Jahr wieder mitmachen, wissen auch die Musikschule Thoma und der Reit- und Fahrverein noch nicht. Sie sorgen am Kornmarkt für kulturelle Unterhaltung, bei der die Nachwuchsförderung im Mittelpunkt steht. Von der Stadt wünscht sich Ines Thoma „mehr finanzielle Unterstützung“. Gerade um einen Anreiz für kleine Vereine zu schaffen, sei es ihrer Meinung nach wichtig, diesen entgegen zu kommen. Wie Schmidt hat sie sich sehr über das Fest von Moo Duk Kwan geärgert.
Überzogene Kritik
Leitner kann die Kritik indes „nicht ganz nachvollziehen“. „Wir haben nur auf den Wunsch der Bürger reagiert“, sagt er. Rund 500 bis 700 Gäste hätten am Freitagabend gefeiert, darunter auch Mitglieder der Vereine, die „sauer“ auf Moo Duk Kwan sind. „Der Zulauf gibt uns recht. Wenn es nicht gewünscht wäre, wären nicht so viele Leute gekommen. Ganz sicher war es keine böse Absicht von uns“, sagt Leitner.
Auch der Samstag sei für ihn erfolgreich verlaufen. Hätte das Wetter mitgespielt, hätte man „alle Rekorde brechen können. Das Bier hätte nicht bis 24 Uhr gereicht“, ist sich Leitner sicher. Moo Duk Kwan will auch im nächsten Jahr wieder beim Altstadtfest mitmachen.
Die Junge Union (JU) konnte diese Frage noch nicht abschließend klären. „Es zeichnen sich Tendenzen ab“, sagt Johannes Gerhäuser. Man müsse „die Rahmenbedingungen abwiegen und nüchtern analysieren“. Immer wieder seien in den vergangenen Jahren andere Diskussionen „hochgekocht“ und es gebe oft Probleme bei der Organisation. Eines ist für Gerhäuser aber klar: „Wir müssen gut darauf aufpassen, dass das letzte Fest, das wir noch haben, nicht kaputt gemacht wird.“ Wichtig sei die Attraktivität zu erhöhen. „Leider kenne ich das Geheimrezept nicht. Man muss eben experimentieren und jeder muss sich an Absprachen halten“, sagt Gerhäuser.
Nach einer internen Nachbesprechung hofft Heubusch auf eine Aussprache in großer Runde, denn wie andere wünscht er sich grundsätzliche Veränderungen. Eine deutliche Erleichterung wäre, wenn die Kur, Kongress- und Touristik-Gmb H (KKT) als Veranstalter auftreten würde. Die Vereine könnten sich dann ganz auf die Durchführung des Festes konzentrieren, ohne sich einzeln um die notwendigen Genehmigungen kümmern zu müssen.
Sturm trifft Schausteller hart
Marc Rengier, Veranstaltungsleiter der KKT sagt, dass eine komplette Organisation des Altstadtfestes durch die KKT „rechtlich und organisatorisch nicht möglich“ sei. Diese bündele nur das Kulturprogramm, so Rengier. Das war heuer das Mittelalterspektakel rund um den Marktplatz. Dort hatte der Sturm am schlimmsten gehaust. Ein Schausteller stehe laut Rengier sogar vor dem „Ende seiner Existenz“. Rund 30 000 Euro Schaden seien ihm entstanden. Ganz so schlimm sieht es bei den Vereinen nicht aus.
Beim Jugend- und Kulturförderverein (Jukuf)hat dieLicht-und Musikanlage zuviel Wasser abbekommen. Vorsitzender Andreas Weidemann und sein Team hoffen inständig, dass die Anlage bald wieder funktioniert, denn sie soll Mitte August beim Weinturm-Open-Air zum Einsatz kommen. Am Holzmarkt wurde ebenfalls die Musikanlage beschädigt, als die Besucher Schutz vor den Gewitterböen suchten, kam zum Regenwasser noch der Inhalt diverser Gläser hinzu, erzählt Heubusch. Kuriosum am Rande: Von 47 am Samstagabend mitgenommenen, zu Regenschirmen umfunktionierten Sonnenschirmen, wir berichteten, fehlten gestern Nachmittag noch 36.
Bei der Windshemia berichtet Schmidt von einem „ganz schönen Schaden“, beziffern kann er ihn noch nicht. Bei den anderen Vereinen waren es vorwiegend Gläser, die zu Bruch gingen und Pavillons, die zerrissen wurden.
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