Stiller Feiertag
Tanzverbot am Karfreitag: Warum in dieser fränkischen Stadt trotzdem gefeiert wird
3.4.2023, 06:16 UhrLaut Bibel ist der Karfreitag der Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde. Er gilt daher bei gläubigen Christen als Tag der Trauer. In Bayern ist der Karfreitag deshalb ein stiller Feiertag. Konkret heißt das: Tanzen und laute Musik sind gesetzlich verboten. In der Posthalle Würzburg findet jedoch eine große Party statt: Ab 22.00 wird dort unter dem Motto "Heidenspaß" zu den Hits der 80er, 90er und 2000er getanzt und laut gefeiert.
Das Bundesverfassungsgericht entschied 2016, dass Ausnahmeregelungen im Feiertagsgesetz rechtlich möglich sind, wenn dem Schutz der "Stillen Tage" andere schützenswerte Grundrechte gegenüber stehen. Die Stadt Würzburg macht genau davon Gebrauch und erteilte eine Sondergenehmigung. In der schriftlichen Begründung, die unserer Redaktion vorliegt heißt es:
Würzburg betrachtet Party als Versammlung
"Die Stadtverwaltung hat das eingereichte Konzept der "Heidenspaß-Party" genau geprüft und kommt nach sorgfältiger Abwägung zum Schluss, dass es sich hierbei um keine reine Vergnügungsveranstaltung handelt. Durch regelmäßige Filmeinspieler, Flyer, Plakate zu den Themen Atheismus und Humanismus wird vielmehr eine Mischform garantiert, die auch den Charakter einer Versammlung hat (Grundrecht)".
Veranstalter der Party ist die Giordano-Bruno-Stiftung - eine, laut eigenen Angaben, gemeinnützige Stiftung, die sich unter anderem für Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Zusätzlich sorge die Abgelegenheit der Posthalle dafür, dass gläubige Menschen bei ihrer Religionsausübung nicht gestört werden. Eine solche Veranstaltung in der Nähe einer Kirche, hätte man beispielsweise nicht zugelassen.
Ganz so freigiebig ist man in anderen Städten der Region nicht, doch auch hier gibt es Ausnahmen:
Nürnberg
Tanja Justat, vom Amt für Kommunikation und Stadtmarketing teilt schriftlich mit, dass die Stadt keine Befreiungen für Veranstaltungs- und Musikdarbietungen erteilt. "Befreiungen von dem gesetzlichen Verbot können nur die Ausnahme und in besonders gelagerten Einzefällen begründet sein", heißt es. Man sei man äußerst restriktiv, es habe aber tatsächlich schon Ausnahmen gegeben: Zum Beispiel am Volkstrauertag 2022, an der eine Tanzveranstaltung stattfinden durfte, die aufgrund der Corona-Pandemie bereits mehrfach verschoben werden musste. Weil das Nürnberger Frühlings-Volksfest traditionell an Karsamstag eröffnet werde, habe man auch hierfür eine Befreiung.
Bamberg
In Bamberg wurden bislang für dieses Jahr keine Veranstaltungen an stillen Feiertagen, wie dem Karfreitag, angemeldet und dementsprechend auch nicht genehmigt, so Stephanie Schirken-Gerster vom Presseamt der Stadt Bamberg. Grundsätzlich sei die Stadt offen bei der Vergabe von Sondergenehmigungen, die man nach eingängiger Prüfung der Veranstaltungen in der Vergangenheit bereits mehrfach erteilt habe.
Bayreuth
In Bayreuth gibt es solche Sondergenehmigungen nur sehr selten. Auf Anfrage teilt Rathaus-Pressesprecher Joachim Oppold schriftlich mit, dass Befreiungen für Stille Feiertage nur in absolut begründeten Ausnahmefällen erteilt werden:
"so etwa bei zwingend erforderlichen Bauarbeiten z. B. am Versorgungsnetz (Gas, Wasser, Strom) oder bei größeren öffentlichen Festen, wie etwa dem Bayreuther Frühlingsfest, das sich über mehrere Tage erstreckt und bei dem ein „Cut“ am Karfreitag dem Veranstalter nicht zuzumuten wäre."
Erlangen
Ähnlich verhält es sich auch in Erlangen. Das Presseamt der Stadt teilte uns mit, dass Veranstalter darlegen müssen aus welchen Gründen eine Befreiung erteilt werden soll, damit eine Abwägung erfolgen kann. In den Jahren 2018 und 2019 habe man bereits Sondergenehmigungen erteilt. Für 2023 wurden bislang keine Befreiungen beantragt.
Regensburg
Das Presseamt der Stadt Regensburg teilte unserer Redaktion mit, dass aktuell keine Sondergenehmigungen erteilt wurden, Anträge darauf hätte es bislang ebenfalls nicht gegeben. Anders in der Vergangenheit: 2017, 2018 und 2019 wurden musikalische Veranstaltungen an einem Karfreitag zwischen 22.00 und 02.00 bereits zugelassen.
Schlussendlich lässt sich also festhalten: Grundsätzlich ist es so gut wie überall in Bayern möglich, an stillen Feiertagen schwieriger, öffentliche Parties und Events zu veranstalten - wenn auch schwierig. Wer einen guten Grund, die passende Location und eventuell auch einen großzügigen Sachbearbeiter hat, der kann auch an einem Karfreitag laut feiern.
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