Thermalbad Fichtelberg: Betreiber will Geld sehen
27.7.2013, 07:00 UhrSchon seit 2008 schwelt der Rechtsstreit, der mittlerweile vor dem Oberlandesgericht Bamberg gelandet ist. Dabei geht es um Forderungen in Zusammenhang mit dem Umbau des Bads in eine Radon-Therme vor zwölf Jahren, um angeblich ausstehende Pachtzahlungen, Personalkosten und Gebühren. Insgesamt sollen sich die Ansprüche auf fast 1,5 Millionen Euro summieren.
Die erste Runde im Zivilprozess vor dem Landgericht Bayreuth hatten die Fichtelberger für sich entschieden. Die Betreibergesellschaft war zur Zahlung von rund 900.000 Euro verurteilt worden. Dagegen hatte das Unternehmen Berufung eingelegt.
Keine gütliche Einigung
Das Oberlandesgericht Bamberg als nächsthöhere Instanz unternahm mehrere Versuche, die beiden Streitparteien zu einer gütlichen Einigung zu bewegen. Doch Thermenbetreiber und Gemeinde waren bereits zu verfeindet. Statt eines Urteils, das in diesen Tagen zu erwarten war, kam es nach Auskunft von Justizsprecher Franz Truppei nun zu einem sogenannten Hinweisbeschluss: Beide Seiten haben bis Mitte Oktober noch einmal Gelegenheit, zu dem Fall eine Stellungnahme abzugeben.
Dabei existiert das Streitobjekt gar nicht mehr: Bei einem Großbrand am 12. Mai 2012 war die Therme in Flammen aufgegangen, der Schaden wird auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt. Ermittler wie auch Versicherung hegten schnell den Verdacht der Brandstiftung. Für Hinweise auf die Urheberschaft des Feuers setzte die Kölner Assekuranz schließlich eine Belohnung von 100.000 Euro aus.
Da lieferten sich Fichtelbergs Bürgermeister José-Ricardo Castro Riemenschneider und Bäderbetreiber Heinz Steinhart längst einen heftigen Schlagabtausch, mit gegenseitigen Beschimpfungen und Strafanzeigen. Strittig ist bis heute, wer nach dem Brand die Versicherungsleistung beanspruchen kann.
Beide Seiten beteuerten jedenfalls wiederholt, mit dem Geld der Gothaer die Therme in Fichtelberg neu errichten zu wollen. Zur Untermauerung seiner Position beschloss der Gemeinderat, den Management-Vertrag mit der Kristall Bäder AG rückabzuwickeln. Ein Bürgerbegehren, initiiert aus den Reihen der CSU, wollte diesen Beschluss kippen und stattdessen einen raschen Wiederaufbau der Anlage unter der Regie des Thermenbetreibers erzwingen - die Situation wurde immer verworrener, der Streit immer verkniffener.
Feuer vorsätzlich gelegt?
Unterdessen ließ die Versicherung nicht locker. Während die Bayreuther Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen wegen des Verdachts auf Brandstiftung abschloss, setzte die Versicherung, die immerhin einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe begleichen müsste, ihre eigenen Recherchen fort.
Ergebnis: Für die Gothaer liegt es laut einem Gutachten nahe, dass das Feuer nicht nur durch fahrlässiges Handeln entstanden, sondern sogar mutwillig gelegt worden ist. Die Versicherung selbstbewusst wörtlich: „Der Nachweis, dass die vorsätzliche Brandstiftung durch die Versicherungsnehmerin begangen oder in Auftrag gegeben wurde, wird über eine Kette von Indizien zu führen sein“.
Dass der Assekuranz an einer Bestätigung der vorsätzlichen Brandstiftung gelegen ist, liegt auf der Hand. In diesem Fall müsste die Versicherung nicht zahlen, bei grober Fahrlässigkeit könnte sie ihre Leistung immerhin noch entsprechend kürzen. Mittlerweile macht der Thermen-Geschäftsführer Druck gegen die Gothaer. In einem Rechtsstreit vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth will er die Kölner Versicherung zur Zahlung von sechs Millionen Euro aus dem Versicherungsvertrag zwingen.
Hotel- und Gaststättenbesitzer in Fichtelberg drängen derweil auf eine schnelle Auflösung des Bäder-Krimis. Im Tourismus sei ein empfindlicher Rückgang zu verkraften. Viele Stammgäste in dem Luftkurort hätten ihre Buchungen wegen der abgebrannten Kristalltherme storniert. Zudem wurden Pläne aus Weißenstadt bekannt, eine eigene Therme bauen zu wollen - die Stadt liegt keine 20 Kilometer von Fichtelberg entfernt.
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