Erste Hinweise nach Obduktion
Tödliche Vergiftung im Restaurant: Mehrere Durchsuchungen in Weiden
15.2.2022, 14:00 UhrNach dem tödlichen Ende einer Partynacht in Weiden in der Oberpfalz gibt es Fortschritte bei den Ermittlungen: Laut Staatsanwaltschaft hat es in Weiden am Montag mehrere Durchsuchungen gegeben. Dabei ging es vor allem darum, ob noch weitere Drogen oder mit Ecstasy versetzte Flaschen gefunden werden können. Dies war allerdings nicht der Fall.
Am späten Samstagabend hatte eine Gruppe von Gästen im Alter von 33 bis 52 Jahren in einem italienischen Restaurant in Weiden in der Oberpfalz gemeinsam gefeiert. Eine Flasche Champagner der Marke Moet & Chandon wurde geöffnet und probiert. Die Gäste sollen gleich einen "scheußlichen" Geschmack bemerkt haben, so der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer.
Nach dem Probierschluck erlitten die Gäste innerhalb kurzer Zeit Vergiftungserscheinungen, als die Polizei nach dem Notruf um 0.30 Uhr eintraf, lagen einige von ihnen bereits am Boden. Fünf Männer und drei Frauen wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Ein 52-Jähriger aus dem nahen Landkreis Schwandorf starb noch in der Nacht zum Sonntag.
Wie erste toxikologische Ermittlungen ergaben, hat sich in der Flasche die Partydroge Ecstasy befunden, und zwar in hochkonzentrierter und kristalliner Form. Ob noch weitere gefährliche Stoffe enthalten waren, ist noch nicht abschließend untersucht, gilt aber als unwahrscheinlich. Außerdem wird noch überprüft, ob überhaupt Champagner in der Flasche war.
Gesichert ist zwar, dass sich die Droge in der Flasche befand und nicht etwa im Glas, unklar ist aber noch, wie die Droge in die Flasche geraten ist. "Einen gezielten Anschlag auf die Gäste oder die Inhaber des Lokals schließen wir aber aus", betont Schäfer. Laut dem Oberstaatsanwalt besteht der Verdacht der fahrlässigen Tötung. Bei der Gruppe soll es sich um Stammgäste gehandelt haben - auch die Wirtin stieß mit an.
Laut Zeugenaussagen soll die Flasche originalverpackt gewesen sein, das Öffnen soll gefilmt worden sein. Diese Filmaufnahmen werden am Dienstag, 15. Februar, ausgewertet. Bislang ist der Hersteller des Champagners nicht in die Ermittlungen eingebunden, die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass das Ecstasy nicht in der Produktion, sondern erst später in die Flasche gelangt ist.
Eine Möglichkeit wäre, dass Drogenschmuggler auf diese Weise große Mengen Ecstasy transportieren wollten. In der Vergangenheit hatte es weltweit bereits einige Fälle von MDMA-Schmuggel in Champagnerflaschen gegeben. "Das ist eine Möglichkeit, der nachgegangen wird", bestätigt Schäfer.
Zur Untersuchung des Leichnams des verstorbenen 52-Jährigen sagte Staatsanwalt Gerd Schäfer am Dienstag, dass es erste Hinweise auf eine Intoxikation gebe, weil Organe nicht mehr funktioniert hätten. Für ein endgültiges Obduktionsergebnis stünden jedoch noch weitere Untersuchungen aus. Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung hätten sich nicht gezeigt.
Fünf der Verletzten haben die Klinik inzwischen wieder verlassen können. Zwei befinden sich weiterhin in Behandlung, sind aber außer Lebensgefahr.
Einem Polizeisprecher zufolge bleibt das Restaurant vorerst geschlossen. Eine Sonderkommission namens "Markt" arbeite an der Aufklärung des Falles. Die Beamten bitten um Zeugenhinweise.