Tote Kälber: So oft hat der Wolf in Bayern zugeschlagen
8.12.2018, 13:16 UhrWölfe haben in diesem Jahr im Freistaat fünf Schafe und drei Kälber gerissen. Als Entschädigung dafür bekamen Schäfer und Landwirte insgesamt 2780 Euro, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg auf Anfrage mitteilte. Im Landkreis Oberallgäu riss ein Wolf drei Schafe und drei Kälber, letztere an unterschiedlichen Tagen und Orten. In den Landkreisen Regensburg und Neustadt an der Waldnaab in der Oberpfalz fiel jeweils ein Schaf einem Wolf zum Opfer.
Im vergangenen Jahr waren vier Lämmer von einem Wolf getötet worden, 2016 gab es ein totes und ein verletztes Schaf. Die Landwirtschaftsverwaltung habe detailliert festgelegt, wie viel Geld für ein Lamm, ein Mutterschaf oder einen Bock gezahlt wird, erklärte ein LfU-Sprecher. Ein Lamm etwa sei 120 Euro wert.
Das Geld stammt aus dem "Ausgleichsfonds Große Beutegreifer", der von der Wildland-Stiftung Bayern, dem Bund Naturschutz in Bayern, dem Landesbund für Vogelschutz und dem World Wide Fund For Nature getragen wird. Gefördert wird er vom Bayerischen Naturschutzfonds.
Der Geschäftsführer des Landesverbands der Bayerischen Schafhalter, René Gomringer, kritisierte, dass solche Zahlungen überhaupt nötig geworden seien. "So weit sollte es gar nicht kommen", sagte er. Der Zorn unter den Schafhaltern sei groß, sie fühlten sich mit der Herausforderung der Rückkehr der Wölfe nach Bayern alleingelassen.
Erster Wolfsbeauftragter in der Region unterwegs
Seit 2006 werden in Bayern immer wieder einzelne Wölfe nachgewiesen - in der Regel sind es durchziehende Jungtiere. Ein standorttreues Wolfspaar gibt es im Freistaat seit Anfang 2018 im Veldensteiner Forst im oberfränkischen Landkreis Bayreuth. Anfang August wurden dort auch zwei Wolfswelpen fotografiert. Außerdem gibt es je ein standorttreues Paar auf dem oberpfälzischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpark Bayerischer Wald.
Der "Aktionsplan Wolf" der bayerischen Staatsregierung sieht vor, dass verhaltensauffällige Wölfe künftig auch abgeschossen werden dürfen. Dies sei aber stets das letzte Mittel. Zunächst sei zu prüfen, ob Zäune oder spezielle Schutzhunde Wirkung zeigen. Umweltschützer hatten den Entwurf als "Abschussplan" kritisiert.
Hunde und Schutzzäune seien teure und vor allem zeitraubende Maßnahmen, gab Gomringer seinerseits zu bedenken. Herdenschutzhunde etwa seien in Anschaffung und Unterhalt teuer, zudem müsse man sich intensiv mit ihnen beschäftigen. Er fordert klarere Ansagen von der Politik. So sei im "Aktionsplan Wolf" nicht klar geregelt, wann ein Wolf, der ein Schaf gerissen hat, als problematisch genug einzustufen ist, dass er abgeschossen werden darf.
Nicht nur finanzieller Verlust
Gomringer betonte auch, dass ein totes Schaf nicht nur einen finanziellen Verlust darstelle. "Die meisten Tiere haben einen ideellen Wert, mitunter auch einen persönlichen für die Schäfer. Zumal sei eine Herde nach einem Riss oft wochenlang verstört und für den Schäfer "nicht mehr richtig zu bewegen".
Der Wolf sorgt nicht nur in Bayern für Unruhe. Viele Menschen fürchten sich vor dem Räuber, vor allem auf dem Land. Nordöstlich von Bremen hatte Ende November ein Mann angegeben, bei Arbeiten auf einem Friedhof von einem Wolf gebissen worden zu sein. Eine DNA-Untersuchung wies später nur Hundespuren auf seinem Pullover nach. Das niedersächsische Umweltministerium will den Fall aufklären.
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