Im Würzburger Dom

Trauerakt für Barbara Stamm: Hunderte nahmen Abschied

dpa

14.10.2022, 17:44 Uhr
Der Sarg der verstorbenen ehemaligen bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm wird nach dem Trauerstaatsakt aus dem Dom getragen.

© Karl-Josef Hildenbrand, dpa Der Sarg der verstorbenen ehemaligen bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm wird nach dem Trauerstaatsakt aus dem Dom getragen.

Bayern hat sich mit einem bewegenden Trauerakt von einer seiner beliebtesten und über die Parteigrenzen hinweg angesehensten Politikerinnen verabschiedet. Barbara Stamm, frühere Präsidentin des Landtags, Sozialministerin und häufig als "soziales Gewissen der CSU" betitelt, war am Mittwoch vergangener Woche im Alter von 77 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben.

Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident, spricht während eines Trauerstaatsaktes für die verstorbene ehemalige bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Dom. 

Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident, spricht während eines Trauerstaatsaktes für die verstorbene ehemalige bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm im Dom.  © Karl-Josef Hildenbrand, dpa

Nachdem am Freitag im Dom ihrer Heimatstadt Würzburg zunächst rund 800 Bürger am aufgebahrten und mit einem weiß-blauen Rautenbanner bedeckten Sarg von der Politikerin Abschied genommen hatten, gaben der CSU-Politikerin anschließend Vertreter aus Politik und Gesellschaft das letzte Geleit. "Barbara war für uns alle auch ein Fixstern am Himmel Bayerns", sagte Ministerpräsident Markus Söder. Stamm sei die "bayerische Queen der Herzen" gewesen.

Unter den Trauergästen im Kiliansdom waren neben Familienmitgliedern und Ministerpräsident Söder mit zahlreichen Mitgliedern seines Kabinetts auch Söders Amtsvorgänger Edmund Stoiber und Günther Beckstein sowie Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU).

Barbara Stamms Tochter Claudia erinnerte bei der Zeremonie an die letzten Tage und Wochen im Leben ihrer Mutter - als sie etwa trotz bereits großer Schmerzen noch einmal nach Rumänien fuhr, um sich dort von Freunden und Weggefährten zu verabschieden. Stamm hatte sich lange Zeit für humanitäre und soziale Projekte in Rumänien engagiert und hatte dafür auch einen hohen rumänischen Verdienstorden erhalten. "Unsere Mutter war der großzügigste Mensch, den ich kenne", sagte Claudia Stamm.

Soziales Engagement

Der Würzburger Bischof Franz Jung würdigte bei einem Pontifikalrequiem, das dem Staatsakt vorausgegangen war, vor allem das soziale Engagement Stamms, die sich als gelernte Erzieherin unter anderem für behinderte Menschen, sozial Schwache und die Belange von Flüchtlingen eingesetzt hatte. Stamm war nicht nur 42 Jahre lang Landtagsabgeordnete für die CSU, sondern auch bayerische Landesvorsitzende der Lebenshilfe. Der Caritas-Diözesanverband Würzburg, wo Stamm als 2. Vorsitzende aktiv war, schrieb auf seiner Internetseite: "Danke, guter Gott, für Barbara Stamm!".

Söder würdigte die im Alter von 77 Jahren gestorbene Sozialpolitikerin als Kämpferin für Gerechtigkeit. "Wenn es um Gerechtigkeit ging, konnte sie eine Jeanne d'Arc sein", sagte Söder. Sie habe für die Schwächsten in der Gesellschaft gekämpft. "Sie war immer im Dienst für andere, nie für sich selbst." Jedes Leben, jedes Schicksal sei ihr wichtig gewesen. Stamm sei "ein Fels in den Stürmen der Zeit" gewesen. "Wir alle sind dankbar, dass wir sie kennen durften", sagte Söder und verheimlichte nicht, von der CSU-Frau auch hin und wieder zurechtgewiesen worden zu sein.

Frau der klaren Worte

Stamms Amtsnachfolgerin als Landtagspräsidentin, Ilse Aigner, bezeichnete Stamm als Kämpfernatur und Frau der klaren Worte. Sie habe sich für Kinder in Not und Menschen mit Behinderung eingesetzt. "Sie war und bleibt für mich eine bayerische Löwin", sagte Aigner. "Barbara kam aus einfachen Verhältnissen und sie hatte es nicht leicht", erinnerte Aigner auch an Stamms Jugend, die sie teilweise in einem Heim verbrachte. "Sie war immer ein Vorbild, besonders auch für uns Frauen", sagte Aigner. Den Landtag habe Stamm als Abgeordnete und Präsidentin für die Bürger geöffnet und zu einem Ort der Begegnung gemacht. "Barbara Stamm war ein Leuchtturm der Menschlichkeit", sagte Aigner. "Man hörte ihr zu. Und man war immer gut beraten, wenn man auf sie hörte!"

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