Bürger im Treuchtlinger Winkel wollen mehr Sicherheit
12.4.2019, 12:18 UhrDas Schreiben, das die beiden Sprecher der Initiative, Dieter Hecker und Tino Schiek, an Landrat Gerhard Wägemann, Bürgermeister Werner Baum, Treuchtlingens Polizeichef Dieter Meyer sowie die zuständigen Kommunal- und Kreisbehörden versandt haben, zeichnet auf elf Din-A4-Seiten in Detail nach, wo es im Bereich der Ortsdurchfahrt der Staatsstraße 2216 auf dem Patrich hakt. Die Verfasser wenden sich insbesondere ans Landratsamt, da dieses für die Straße verkehrsrechtlich verantwortlich ist. Dabei kritisieren sie nicht nur, sondern bieten für jede Schwach- und Gefahrenstelle auch gleich Lösungsvorschläge an.
Nachdem sich der Stadtrat im Februar durchaus positiv mit der Verkehrssicherheit beschäftigt habe, halte man den Zeitpunkt für ideal, "nun mit Veränderungen und baulichen Vollendungen der Staatsstraße 2216 im Bereich Patrich eine positive Wirkung auf die Lebensqualität und vor allen die Sicherheit in Treuchtlingen zu erreichen", erklären die Initiatoren in einem Schreiben an die Presse. Die Verkehrsstatistik fordere regelrecht zum Handeln auf, wobei der Bereich ST 2216/Patrich die höchste Priorität haben müsse.
Dort wird seit rund zehn Jahren das Neubaugebiet Winkel 2 mit rund 70 Bauplätzen erschlossen. Viele Familien mit Kindern wohnen oder bauen dort. Die von der Kernstadt durchs Grüntällein den Berg hinauf führende Staatsstraße trennt das Wohngebiet allerdings scharf vom älteren Ortsteil Patrich. Rund 30 Winkel-Bewohner unterstützen das Anliegen der Initiative eigenen Angaben zufolge bereits mit ihrer Unterschrift und "möchten nicht mitverantwortlich sein für Unfälle, sondern zusammen mit den Behördenvertretern präventiv tätig werden".
Vier Handlungsschritte
Konkret fordern die Bürger, die Beschränkung des Tempo-30-Bereiches auf dem Patrich von derzeit 7 bis 20 Uhr aufzuheben sowie die Geschwindigkeit nicht nur ortsauswärts, sondern in beide Fahrtrichtungen zu begrenzen. Dies sei sowohl morgens sinnvoll, da viele Schulkinder schon vor 7 Uhr unterwegs seien, als auch abends und nachts, um den Verkehrslärm zu reduzieren.
Schritt zwei wäre nach Wunsch der Anlieger die Versetzung der Ortsschilder um jeweils rund 200 Meter in Richtung Kernstadt und Auernheim. Besonders aus südlicher Richtung würden die Autofahrer oft erst weit hinter dem Ortsschild bremsen, was auf Höhe des Ziegelhüttenwegs zu einer erheblichen Gefährdung der querenden Fußgänger führe. Genau gegenüber befindet sich überdies ein Spielplatz, den die Kinder vom Winkel gern nutzen. Auch der Kindergarten ist nur etwa 200 Meter entfernt.
Im dritten Schritt könnten den Kritikern zufolge die Ortsschilder in Richtung Stadtmitte sowie an der Abzweigung der Hahnenkammstraße ins Grüntällein ganz wegfallen, sodass der Patrich durchgängig zum innerstädtischen Bereich würde. Dies würde auch den Anwohnern der Bürgermeister-Sommer-Straße zugute kommen, deren Grundstücke an die Staatsstraße grenzen. Ebenso würde die Änderung mehr Sicherheit für Radfahrer schaffen und die Motorradfahrer auf der beliebten kurvigen Bergstrecke ausbremsen.
Für Erschließung schon bezahlt?
Final würden sich die Bewohner schließlich noch eine bessere Anbindung des Neubaugebiets Winkel 2 an den Ortsteil Patrich wünschen. So gibt es auf Höhe des älteren Bauabschnitts Winkel 1 bereits Gehsteige entlang der Staatsstraße sowie eine Überquerungshilfe samt Verkehrsinsel, im südlichen Bereich jedoch nichts dergleichen. Auch eine Straßenbeleuchtung fehlt. Und der Fußweg in Richtung Patrich endet zwei Meter vor der Staatsstraße, sodass die Anlieger nur über einen Trampelpfad zur anderen Seite gelangen.
Sogar den Aufwand für ihre Verbesserungsvorschläge haben die Initiatoren aufgelistet. Ihnen zufolge geht es unter dem Strich nur um das Entfernen und Versetzen von je zwei sowie das Anbringen eines weiteren Verkehrsschilds. Die Kosten für die noch fehlenden Erschließungsmaßnahmen des Baugebiets seien schließlich bereits durch die Erschließungsbeiträge der Anwohner bezahlt.
Bürgermeister Werner Baum bestätigte auf Nachfrage den Eingang des Schreibens. Er nehme die Anliegen der Bürger sehr ernst und werde sie "in Abstimmung mit dem Landratsamt prüfen und sich dann mit den Initiatoren kurzschließen".
Recht strikte Regeln
Laut Verkehrsexperte Hilmar Jung von der Treuchtlinger Polizei ist eine Entschärfung der Situation allerdings "nicht so einfach". Zwar halte er den Bereich ebenfalls für eine "von Haus aus gefährliche Stelle", obwohl die Unfallstatistik dies mit nur zwei nennenswerten Vorfällen in den vergangenen drei bis vier Jahren nicht widerspiegle. Allerdings seien die Vorschläge der Anlieger "sicherlich nicht alle so umsetzbar".
So gibt es laut Jung zum Beispiel relativ strikte Regeln zur Platzierung von Ortsschildern, die "auf Höhe der letzten Bebauung" stehen müssten. Der Lärmschutzwall um das Gebiet Winkel 2 gelte nicht als solche Bebauung. Stadt, Polizei und Straßenbauamt müssten "hier zusammenwirken, um eine Lösung zu finden". Die Polizei plane dazu demnächst eine "große Verkehrsschau" im Winkel. Denn "der Bedarf ist da", so Jung.
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