Erster Professor für Abenteuer leitet FH Treuchtlingen

Benjamin Huck

Treuchtlinger Kurier

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4.9.2017, 06:05 Uhr
Erster Professor für Abenteuer leitet FH Treuchtlingen

© Ralph Goppelt

Herr Sand, wie viele Stunden am Tag treiben Sie eigentlich Sport?

Manuel Sand: Früher mal wesentlich mehr, mittlerweile ist meine Hauptsportart jeden früh den Berg vom Bahnhof zum Campus hochzulaufen. Ich würde gerne eine Stunde am Tag machen, eine zeitlang habe ich wirklich jeden Tag etwas gemacht. Doch im Moment, mit kleinem Kind daheim, ist man dann doch lieber zuhause, als dass man rausgeht.

Was ist denn Ihre Lieblingssportart?

Sand: Also ich habe ganz klassisch angefangen mit Fußballspielen. Im Sportwissenschafts-Studium in Erlangen habe ich dann angefangen, Softball zu spielen, das ist eine Variante von Baseball. Wir haben in der Uniliga gespielt und im letzten Jahr konnte ich mit der Deutschen Mannschaft sogar an der Europameisterschaft teilnehmen. Aber im Verlauf meines Studiums habe ich auch andere Sportarten kennengelernt und habe lange Zeit Segelkurse gegeben und unterrichtet. Und diese Wassersportschiene mit Stand Up Paddling, Segeln und Kanufahren ist etwas, was ich sehr gerne mache. Aber auch Joggen oder Mountainbikefahren gefallen mir. Ich mache einfach alles gerne, wo man sich viel bewegen kann und was auch ein bisschen Herausforderung hat.

Weil es Ihnen selber Spaß macht oder weil es der Beruf fordert?

Sand: Weil es mir selber Spaß macht und weil natürlich auch der gesundheitliche Aspekt eine Rolle spielt, der manchmal noch unterschätzt wird von vielen. Aber wenn man beruflich mit Sport zu tun hat, dann will man natürlich auch neue Sportarten ausprobieren um zu wissen, was es alles gibt und was dahinter steckt.

Haben Sie sich dabei schon einmal die Knochen gebrochen oder ist bislang alles heil geblieben?

Sand: Eigentlich ist alles glimplich verlaufen, die meisten Verletzungen gab es damals beim Fußballspielen. Ich habe schon immer Glück gehabt und mache auch nur Dinge, wo ich ein gewisses Risiko wirklich selber kontrollieren und einschätzen kann. Ich bin jetzt auch nicht so draufgängerisch und waghalsig, dass ich da Knochenbrüche in Kauf nehme.

Was ist dann so eine Sportart, die Sie niemals machen würden?

Sand: Das ist als Wassersportler eher untypisch, aber so tiefes Wasser und Tauchen wäre nicht so ganz meins, wobei ich es zumindest mal ausprobieren würde. Ganz extreme Sachen, wie Wingsuit fliegen, wo das Leben aufs Spiel gesetzt wird, die würde ich auf jeden Fall nicht tun.

Gehört es auch zu Ihrem Beruf als Professor für Abenteuer, neue Sportarten auszuprobieren?

Sand: Auf jeden Fall, gerade bei solchen Sachen wie Mountainbiking oder Stand Up Paddling, das im Moment total im Trend ist, da muss man sich einfach auskennen und das aufgreifen. Wir kucken auch, dass es die Studenten einmal ausprobieren, weil man dann einfach besser darüber reden kann. Wir experimentieren auch selber gerne herum, vor einem Jahr etwa haben die Studenten im Wellenbad das Stand Up Paddle ausprobiert.

Sie bieten am Campus verschiedene Freizeitaktivitäten an, etwa die Kletterhalle. Kommen auch Treuchtlinger vorbei und nutzen das Angebot?

Sand: Speziell die Kletterhalle mit den Alpenvereinssektionen funktioniert sehr gut und auch die Treuchtlinger kommen gerne in die Halle. Ich möchte diese Outdoor-Sportarten allgemein noch bekannter machen und den ein oder anderen Treuchtlinger dazu bringen, aufs Rad zu steigen oder auf die Altmühl.

Werden Sie in der Stadt auch als Fachhochschule wahrgenommen?

Sand: Inzwischen sind wir ganz gut vernetzt und erhalten auch eine super Unterstützung von der Stadt. Nichtsdestotrotz begegnen wir immer wieder Leuten, die nicht wussten, dass es eine Hochschule gibt. Das wird aber besser und auch die Kletterhalle trägt dazu bei, da wir die Leute hierher bekommen.

Was sagen eigentliche Ihre Studenten über die Stadt Treuchtlingen?

Sand: Viele kommen aus der Region und kennen den Ort schon, aber einige waren auch noch nie hier. Sie sind ja nur drei Wochen pro Semester hier und bleiben dann meistens oben auf dem Campus, weil die Unterrichtszeiten von früh bis spät sind. Sie gehen aber auch zum Sportmachen runter oder fahren an den See. Aber abends gehen sie nicht so viel runter, es gibt leider auch kein spezielles Angebot für Studenten, wie etwa Vergünstigungen. Das vermisse ich ein bisschen. Manche Studenten organisieren sich aber auch selbst und unternehmen etwas.

Sie unterrichten ja nicht nur, sondern forschen auch selbst, etwa zum Thema Mountainbikefahren. Was möchten Sie herausfinden?

Sand: Ich habe ein Forschungsprojekt mit Kollegen aus Schottland und Kanada, da geht es uns darum, wie perfekte Mountainbikestrecken ausschauen müssen. Wir haben die Fahrer und die Entwickler von solchen Stre­cken befragt, was sie sich wünschen und wie das hier in der Region umgesetzt werden kann. Ich denke, dass Mountainbiking ein großes Potenzial hat, umweltverträglich stattfinden kann und die Region touristisch davon profitieren kann.

Mountainbiker genießen allerdings nicht bei allen Waldbenutzern einen guten Ruf.

Sand: Es sind ja nicht mehr nur die jungen Wilden, die den Berg runterheizen. Mountainbiking hat sich zu einem Breitensport entwickelt, auch für die Zielgruppe 50plus. Man kann die Strecken so leiten, dass es keine Konflikte mit Wanderern oder Jägern gibt. Dazu braucht es ein gut angelegtes und ausgeschildertes Streckennetz. Man muss einfach auf Toleranz und Verständnis setzen.

Sie bieten ab diesem Wintersemester einen neuen Studiengang „Outdoorsport und Adventuremanagement“ an. Sind die Menschen auf der Suche nach Abenteuern?

Sand: Adventure und Abenteuer ist in Deutschland immer so ein gebrannter Begriff, habe ich festgestellt. Wenn etwas „abenteuerlich“ organisiert ist, dann ist es meist nicht so gut organisiert. Doch Abenteuer sind nicht immer völlig verrückte Sachen, sondern es soll darum gehen, in der Natur zu sein, Sport zu machen und ein kalkulierbares Risiko zu haben. Aber eine gewisse Herausforderung muss sein. Generell suchen immer mehr Leute nach Herausforderungen in der Natur und Outdoorsport gewinnt an Bedeutung. Draußen unterwegs sein wird zum Trend.

Welche Abenteuer möchten die Menschen denn machen?

Sand: Immer mehr im kommen sind sogenannte Microadventures. Leute, die vorher längere Touren gemacht haben und jetzt mit der Familie in ein Alter gekommen sind, möchten einfach mal ein kleines Abenteuer erleben. Es muss nicht immer gleich die Weltumsegelung sein, sondern es reicht auch eine Nacht im Zelt.

Welche neuen Trends der Freizeitbranche kommen denn auf uns zu?

Sand: Ich denke, es wird künftig mehr Sportarten geben, die relativ leicht erlernbar sind. In der Vergangenheit waren das zum Beispiel das Mountainbiking oder das Stand Up Paddling. Da muss ich keine wochenlangen Kurse machen, eine kurze Einweisung genügt. Ich muss auch nicht super fit sein, das kann ich von 10 bis 70 Jahren machen, es gibt einfach eine große Zielgruppe und das wird auch der Trend sein: Outdoorsportarten für die breite Masse.

Stichwort Stand Up Paddling: Sie haben sich auf Facebook der Herausforderung gestellt, mit dem Brett Ihren Heimweg nach Nürnberg zurückzulegen, wenn eine gewisse Anzahl an Kommentaren zusammen kommt. Wann ist es soweit?

Sand: Noch fehlen ein paar Kommentare, aber ich denke, sie kommen zusammen. Ich möchte den Weg möglichst nahe entlang der B 2 zurücklegen, da bietet sich die Schwäbische Rezat an und dann später die Rednitz. Es steht noch kein genauer Zeitpunkt, aber zwei bis drei Tage werde ich wohl brauchen für 70 Kilometer. Ich freue mich schon darauf.

Das Gespräch führte Benjamin Huck.

Zum Thema

Zum Beginn des Wintersemesters im September 2017 startet am Campus der neue Bachelor-Studiengang „Outdoorsport und Adventuremanagement“. In sieben Semestern erhalten die Studenten betriebswirtschaftliche Grundlagen und lernen sportpraktische Elemente zu outdoorspezifischen Themen. So sollen sie fit gemacht werden für eine Tätigkeit bei Natursportanbietern, Sportartikelanbietern oder erlebnispädagogischen Einrichtungen. Weitere Informationen unter www.adventure-campus.com/studium

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