Gezerre um Treuchtlinger Senefelder-Schule dauert an
30.8.2019, 06:04 UhrDeren Chefin Silvia Kietzmann sieht ihren Betrieb als Opfer einer "Vertuschungsaktion". Es sei zwar richtig, dass die Handwerker an vielen Stellen einen zu dünnen Estrich eingebaut hätten, doch habe die Bauleitung auf Vorschläge, wie man den unebenen Untergrund zuvor hätte ausgleichen können, nicht reagiert. "Unser Rohbauer macht keine Fehler", habe es damals von der Bauleitung geheißen – wobei meist "sowieso nur ein Praktikant vor Ort war", so Kietzmann gegenüber unserer Zeitung.
Warum ihre Warnung in den Wind geschlagen wurde, glaubt die Firmenchefin ebenfalls zu wissen. Denn ihr Betrieb habe – wie ausgeschrieben – unter dem Estrich eine EPS-Dämmung aus Styropor eingebaut. Aktuelle Aufnahmen von der Baustelle nach der Mängelbeseitigung würden jedoch eine Mineralwolldämmung zeigen, die eine höhere Brandschutzklasse habe – und die sei an Schulen auch nötig. Kietzmann vermutet, dass man für diesen nachträglich korrigierten Planungsfehler nun ihr Unternehmen "hinhängen will, damit der Estrich wieder rauskommt, ohne dass die Köpfe der Bauleitung rollen".
Verdacht unbegründet?
Zweckverbands-Geschäftsführer Martin Klischat hält diese Argumentation für an den Haaren herbeigezogen. Bei der Neuverlegung des Fußbodens habe man "einfach ein anderes System gewählt", bei dem die Mineralwolle als Trittschalldämmung und Ausgleichsmasse fungiere. Der Brandschutz sei hier "nebensächlich".
Ansonsten verweist Klischat auf das Ende 2018 nach mehr als einem Jahr beendete Beweissicherungsverfahren. Das darauf basierende Gutachten habe "durchaus eindeutig ergeben, dass der Estrich falsch eingebaut wurde". Auch die Planung habe gestimmt, nicht jedoch die Ausführung und deren Überwachung. "Der Zweckverband möchte dafür natürlich Schadensersatz, egal wieviel davon die Estrichfirma und wieviel die Bauleitung zahlt", so Klischat. "Beide haben gemurkst – wer mehr, das entscheidet das Gericht."
Problematisch ist dem Zweckverbandschef zufolge freilich, dass die beiden Beklagten "gegenseitig haften". Will heißen: Geht eine Seite wegen des Schadensersatzes pleite, kann und muss sich der Verband das restliche Geld von der anderen holen. Und dabei handelt es sich laut Klischat mittlerweile um einen Betrag in Millionenhöhe.
Existenz schlägt Ehrgefühl
"Da geht es um die Existenz", so der Verbandschef. "Da ist es verständlich, dass das unternehmerische Ehrgefühl nur an zweiter Stelle steht." Deshalb werde der Fall auch vermutlich vom Landgericht weiter ans Oberlandesgericht gehen. Um nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten, baut der Zweckverband unterdessen auf eigenes Risiko weiter. Anfang nächsten Jahres soll der erste Abschnitt endlich betriebsbereit sein. Die Mehrkosten trägt vorerst der Steuerzahler.
Den Hohn, der Amtsträgern und Behörden bei solchen Baupleiten à la Berliner Flughafen (BER) bisweilen entgegenschlägt, kann Klischat wenig nachvollziehen. "Diese Entwicklung ist dem Lobbyismus der letzten 20 Jahre im Baubereich geschuldet", kritisiert der Geschäftsführer. "Auch Behörden und Zweckverbände sind da oft nur noch Zuschauer."
Dass es auch anders geht, zeigt der Vergleich mit zwei anderen Treuchtlinger Projekten: dem Hochregallager der Firma Altmühltaler und dem Seniorenzentrum des Roten Kreuzes. Beides Privatbauten, standen sie ohne größere Probleme in kürzester Zeit. Anders als bei der "Sene" konnten ihre Bauherren die Aufträge frei an die Firmen vergeben, die ihnen zuverlässig erschienen.
"Die Leute haben kein Gespür dafür, was es bedeutet, wenn man ein Projekt europaweit ausschreiben muss, nur zwei Angebote zurückbekommt und keine Möglichkeit hat, eine andere Firma zu nehmen. Oder wenn man ein erfahrenes Unternehmen bräuchte, die Politik aber die Firmen aus der Region schützt", so Klischat. Zudem sei er als Verbandschef der Neutralität verpflichtet und vereidigt, "das Beste für die Allgemeinheit herauszuholen". Das alles im Hinterkopf, gebe es "gute Gründe für den Stillstand" – sowohl an der Senefelder-Schule als auch am BER.
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