JGB wollen Frischekur fürs Volksfest und Sparpreis fürs Freibad
14.2.2020, 05:57 UhrDie Jungen Gemeindebürger (JGB) wollen bei der Kommunalwahl am 15. März den Wiedereinzug in den Treuchtlinger Stadtrat schaffen. Wie jung die Kandidaten sind, zeigt sich auch auf den Wahlplakaten, auf denen ihre Themen mit Hashtags dargestellt sind. Das Doppelkreuz #, das früher nur auf der rechten unteren Taste des Telefons stand, steht im Internet für Schlagwörter. Und diese vier Themen möchten die JGB-Mitglieder in der nächsten Amtsperiode vorantreiben:
#Umwelt
Nicht erst seit freitags viele Schüler für Natur und Klima auf die Straße gehen, sei das Thema Umwelt für die JGB wichtig, sagt deren Stadtratsmitglied Tobias Weißhaupt. Man wolle ein Auge darauf haben, ob bei Neuanschaffungen der Kommune, etwa im Fuhrpark, auch auf die Umweltauswirkungen geachtet wird und nicht nur der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund steht.
So kann sich die Wählervereinigung vorstellen, das Thema Umwelt aus dem bisherigen Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss des Stadtrats auszugliedern und in einem eigenen Gremium zu behandeln. Alternativ könnte sich ein Umweltbeauftragter damit befassen, welche Auswirkungen städtische Entscheidungen auf die Natur haben. Ein nicht einfaches Feld, wie die JGB-Mitglieder zugeben. So müsse man die Flächennutzung kritisch hinterfragen und abwägen zwischen neuen Flächen für Gewerbe und dem Erhalt der Landschaft im Altmühltal. Ihnen schwebt eine Nachverdichtung in den Dörfern und der Kernstadt vor.
#Spätschwimmer
Für die Altmühltherme wollen sich die JGB einsetzen, dem Bad-Titel für Treuchtlingen erteilen sie aber eine Absage. "Das klingt so altbacken", sagt Stadträtin Kathrin Baum-Grimm, wobei sie die Anstrengungen hin zu einer Gesundheitsstadt für Jung und Alt schon für richtig hält. Vor allem Familien aus der Region sollten im Bad Erholung finden.
Das Kleinkinderbecken im Außenbereich, dessen Fehlen von vielen Eltern kritisiert wird, werde es zwar nicht mehr geben, stellte Baum-Grimm klar. Dennoch wollen die JGB im Fall der Wiederwahl Gespräche mit Thermenchef Ulrich Schumann führen, ob sich an den Tarifen etwas ändern lässt. Konkret schwebt ihnen ein Feierabendtarif für Schwimmer vor, die nur für kurze Zeit nach der Arbeit im Freibad Sport treiben wollen. Bislang gibt es dort nur Zehner- und Saisonkarten, was für viele Besucher nicht attraktiv sei. "Über die Finanzlage sind wir uns im Klaren, aber wir sollten nicht alle Themen nur auf den finanziellen Aspekt reduzieren", sagt Weißhaupt.
#Volksfestausschuss
Die jüngste Debatte um das Feuerwerk beim Treuchtlinger Volksfest hat gezeigt, wie stark den Bürgern die zehn "Feiertage" im Juli am Herzen liegen. Dennoch lässt sich im Gespräch heraushören, dass die JGB über Veränderungen am Volksfest nachdenken. Auf Nachfrage wollen die Kandidaten zunächst nicht damit herausrücken, worum es sich handelt – um dann doch konkreter zu werden: "Wir wollen über die kulinarische Vielfalt nachdenken. Und vielleicht lässt sich die Gestaltung des Festplatzes sinnvoll umstellen", sagt Kandidat Jonas Fischer.
So könne für manche Buden ein neuer Standort gefunden werden, um die Optik zu verbessern und das Fest attraktiver für die Besucher zu machen. Doch bei allen Überlegungen steht für die JGB auch hier die Offenheit im Vordergrund: Die neuen Ideen sollen mit den Schaustellern und nicht gegen sie besprochen werden. Außerdem erwägt die Gruppe einen eigenen Volksfestausschuss, in dem auch interessierte Bürger und Vereine ihre Vorschläge einbringen könnten.
#Digitalisierung
Ein weiteres Wahlkampfziel der JGB ist, die Digitalisierung der Verwaltung voranzubringen. Das lasse sich auch mit dem Thema Umwelt verknüpfen – etwa indem die Stadt digitale Formulare nutzt und auf Druckerzeugnisse verzichtet. "Im Stadtrat bekommen wir nun viele Vorlagen digital, vorher war das immer eine ganze Menge Papier", so Weißhaupt.
Den von der politischen Konkurrenz geforderten Zielen "Offenheit" und "Transparenz" halten die JGB entgegen, dass schon jetzt jeder eine Auskunft erhalte, der im Rathaus anruft und etwas wissen möchte. "Vielleicht sollte die Stadtverwaltung aber aktiver von sich aus informieren und nicht erst warten, bis ein Bürger etwas wissen möchte."
Zu diesem Punkt kann sich die Wählervereinigung vorstellen, dass die Verwaltung regelmäßig im Online-Format die Stadtpolitik in wenigen Sätzen erklärt – sei es als Kurzvideo oder als Podcast. So gebe es etliche Themen, die polarisieren – im vergangenen Jahr etwa der "Wasserstreit" –, während andere Themen, wie etwa die Verbesserung der Mittagsbetreuung, untergingen.
In dieselbe Richtung geht auch die Idee, die "vielfältige Treuchtlinger Vereinslandschaft" besser zu präsentieren. In der Stadt gebe es zahlreiche Organisationen, denen aber oft der Nachwuchs fehlt, weil sie sich nicht im Internet präsentieren, wo eben die Jugend unterwegs ist. Ein digitales Vereinsregister soll beide zusammenbringen.
Und sonst?
Bis auf eine Kandidatin sind alle "Jungen Gemeindebürger" unter 40 Jahre alt. Fünf der 24 Kandidaten wohnen in den Dörfern, die anderen kommen aus der Kernstadt. Weißhaupt will das nicht als mangelnde Wertschätzung den Orten gegenüber verstanden wissen: "Die Listenaufstellung hat auch viel mit persönlichen Kontakten zu tun und damit, wen man vor Ort eben kennt." Die JGB würden sowieso darauf setzen, Politik für ganz Treuchtlingen zu machen, von der alle Bürger profitierten, egal wo sie wohnen.
Die JGBler wollen außerdem eine Lanze für ihre Altersgenossen brechen, die manchmal einen schlechten Ruf zu haben scheinen – etwa wenn es um Vandalismus im Kurpark oder Lärmbelästigung an der Bezirkssportanlage geht. "Das sind oft Einzelne, die dann die ganze Jugend in Verruf bringen", bedauert Weißhaupt. Er sieht in Treuchtlingen ein gutes Grundangebot für Jugendliche und junge Familien, auch wenn noch Luft nach oben sei, etwa bei der Entwicklung der Innenstadt. Doch so schlecht, wie über Treuchtlingen etwa in den Sozialen Medien geredet werde, sei die Stadt nicht. "Das Angebot ist da, aber man muss es auch nutzen", so Weißhaupt.
Einen Bürgermeisterkandidaten stellen die JGB nicht auf. "Wir stehen hinter dem Amtsinhaber Werner Baum und setzen uns für ihn ein", sagt Weißhaupt. Dennoch möchten sie sich nicht als Steigbügelhalter der SPD verstanden wissen. Zwar bilden sie im Stadtrat eine Fraktionsgemeinschaft, eine Listenverbindung gibt es allerdings nicht. "Und auch nur zwei unserer Stadtratskandidaten sind Mitglieder der SPD." Das Ziel der JGB für die anstehende Wahl: Sie wollen auf jeden Fall wieder im Stadtrat vertreten sein. Ihr Wunsch: Den Wiedereinzug mit mindestens zwei Kandidaten schaffen.
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