Radwege: Treuchtlingen gegen unsinnige Geschenke
19.11.2019, 06:04 UhrDeutlich wird das Problem beim geplanten Weg zwischen Treuchtlingen und dem Wettelsheimer Keller: Die Behörde plant eine fachlich korrekte Trasse, die aber an den Bedürfnissen der Bürger vorbeigeht. Und deren Vertreter im Stadtrat wissen zwar, wie es besser geht, lassen aber Vorschriften und Finanztöpfe außer Acht.
So möchte das Bauamt den Weg westlich entlang der Staatsstraße 2230 führen. An den Beginn in Treuchtlingen käme eine Verkehrsinsel als Querungshilfe, unterhalb des Wettelsheimer Kellers könnte die Stadt den Weg dann später auf eigene Kosten weiter bis zur Einmündung nach Bubenheim durchbauen. Möglicher Baubeginn wäre im Jahr 2021.
Das Problem: Zum einen bräuchte es eine bis zu viereinhalb Meter hohe Stützwand, um am Hang Platz für den neuen Radweg zu schaffen. Der Fußweg nach Wettelsheim, der schon jetzt oberhalb der Straße verläuft, müsste dafür verlegt werden – nicht zuletzt auf Kosten der dortigen Baumreihe. Zum anderen nutzen die Wettelsheimer diese Strecke ohnehin kaum – sie fahren ebenerdig im Tal entlang der Altmühl und der Bahnlinie nach Treuchtlingen.
Warum keine Alternativen?
"Sie bieten uns hier die schlechteste Lösung an", kritisierte SPD-Fraktionschefin Kerstin Zischler. Sie warnte zudem davor, dass ein direkt angrenzender Radweg die Staatsstraße noch besser einsehbar und damit ideal für Raser mache. "Warum gibt es hier keine Variantenprüfung wie bei der Umgehung von Dietfurt", fragte UFW-Sprecher Klaus Fackler.
Sein Amt sei lediglich für Radwege entlang von Staatsstraßen zuständig, und das Geld dafür sei "chronisch knapp", antwortete Bauamtsleiter Heinrich Schmidt. Voraussetzung sei zudem ein Verkehrsaufkommen von mehr als 2500 Fahrzeugen am Tag. Den Weg im Tal könne die Stadt "gern ausbauen, aber das sind dann nicht unsere Staatsstraßen-Mittel".
Eine von Kristina Becker (CSU) ins Spiel gebrachte Trasse östlich der Staatsstraße scheidet darüber hinaus aus, weil sie diese dann außerorts queren müsste, um Wettelsheim anzubinden. Dies ist laut Fechner aus Sicherheitsgründen undenkbar. Für die Weiterführung in Richtung Gunzenhausen wäre der Weg dort indes auf der richtigen Seite.
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Hier will die Stadt ab 2020 auch die Strecke entlang des Bubenheimer Flugplatzes auf 300 Metern Länge und drei Metern Breite asphaltieren. Das Bauamt bezuschusst dies, hält den Weg dann aber laut Schmidt "gerade mit Blick auf ein Gesamtkonzept und die Flächenversiegelung für ausreichend als Verbindung von Wettelsheim nach Markt Berolzheim".
Den Ausbau bis Wettelsheim lehnten die Ratsmitglieder am Ende mit 18 von 20 Stimmen ab. "Der Sinn erschließt sich uns nicht, auch wenn der Weg für uns kostenlos wäre", betonte Matthias Strauß (CSU). Nur Altbürgermeister Wolfgang Herrmann unterstützte die Variante mit Blick auf den Gesamtverlauf der Radwege im Landkreis.
Einfacher war die Entscheidung beim Weg östlich von Auernheim. Ihn muss ohnehin die Stadt bezahlen. Von einer Querungshilfe am Ortsrand aus soll der vorhandene Feldweg südlich der Staatsstraße 2216 bis zum Sägewerk Wöllmer auf drei Metern Breite und einem Kilometer Länge asphaltiert werden. Von 400 000 Euro dafür sind gut 80 Prozent förderfähig. Dagegen stimmten nur die UFW, die den Weg wegen den angrenzenden Biotops lieber nördlich der Straße sehen würden. Das Bauamt kündigte zudem an, ab 2022 den dortigen Straßenbelag auf 2,4 Kilometern Länge zu erneuern.
Wer nutzt Fernradwege?
Projekt Nummer vier ist der Radweg von Dietfurt nach Süden, westlich vorbei an Höfen bis zur Einmündung der Staatsstraße 2217 in die B 2 bei Mauthaus. Das Stück von der Heusteige bis zur Firma Franken-Schotter will das Bauamt ebenfalls asphaltieren, und zwar westlich der Bundesstraße. Zudem würde die Ampelanlage der Heusteigenkreuzung "aufgerüstet". Laut UFW-Sprecher Fackler wird so aber "das Problem der Anbindung von Langenaltheim nicht gelöst". Zudem sei der Anstieg bei Höfen zu steil. Über eine Alternative östlich der B 2 wird zwar seit langem diskutiert, sie scheitert aber bislang an der Pappenheimer Grafenfamilie, der der Grund gehört.
Während Dietfurts Ortssprecher Christian Früh die vorgeschlagene Lösung "besser als keine" findet, fragte Marco Satzinger (CSU), ob solche überregionalen Radwege "bei allem Enthusiasmus überhaupt angenommen werden". Er bezweifle das und halte die Flächenversiegelung für bedenklich. Bauamtschef Schmidt sieht hier ebenfalls "einen Zwiespalt". Der Bund dränge aber, entlang von Bundesstraßen asphaltierte Radwege zu bauen. Dem Projekt stimmten 15 der 20 Ratsmitglieder zu.
Ganz knapp ging schließlich das Votum über den Radweg westlich der B 2 zwischen Dietfurt und der Schambachkreuzung (Staatsstraße 2216) aus. Der Feldweg durchs Ried soll ab 2021 auf 600 Metern asphaltiert werden. Kosten: etwa 300 000 Euro, davon 40 000 für die Stadt. Mehrere Ratsmitglieder plädierten dafür, das Vorhaben zurückstellen – wegen des Naturschutzes und weil der Weg mit dem Bau der Dietfurter Umgehung ohnehin obsolet werde. Dennoch gab der Stadtrat mit elf zu neun Stimmen sein Okay.
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