Senefelder-Schule: Sanierungsarbeiten starten
8.4.2019, 05:56 UhrAuf diese Begrüßung am Morgen müssen Schüler und Lehrer der Senefelder-Schule nun schon seit eineinhalb Jahre warten: Sobald jemand die neue Aula betritt, wird das LED-Licht ganz sanft hochgeregelt, niemand wird zur frühen Stunde plötzlich von gleißendem Licht geblendet. Auch gibt es fast nirgends mehr im Gebäude Lichtschalter, alles wird automatisch mittels Bewegungsmeldern gesteuert, um Strom zu sparen, erklärt der Geschäftsführer des Zweckverbands, Martin Klischat.
Die Technik ist also größtenteils schon in Betrieb, doch an Unterricht ist noch nicht zu denken. Es fehlen Stühle, Tische, Tafeln – und vor allem ein richtiger Boden. Zu dünn wurde der Estrich auf den Grund verlegt, in vielen Räumen gibt es daher Löcher zur Überprüfung der Stärke.
Schon in der Mitte der Aula wird deutlich, wo das Problem liegt. Gerade einmal eine Daumenbreite misst die Schicht zwischen Fußbodenheizung und Oberfläche. Außerdem bröselt das Material an den Kanten – auch kein Zeichen von Qualität. Wenige Meter vom Loch in der Mitte der Aula entfernt ist die Schicht plötzlich dicker, aber insgesamt auch noch zu dünn. Dieser Fehler zieht sich durchs gesamte Gebäude, der Estrich muss wieder raus.
Die juristische Aufarbeitung der Baumängel erfolgt beim Landgericht Ansbach. Der Zweckverband der Senefelder-Schule, zu dem der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen sowie die Kommunen Treuchtlingen, Pappenheim, Solnhofen und Langenaltheim gehören, wollte sich mit dem Stillstand nicht mehr abfinden und hat die Sanierung auf eigenes Risiko ausgeschrieben, damit es nun vorangeht. Denn erst wenn der aktuelle Bauabschnitt fertig ist, kann mit dem nächsten begonnen werden: dem Neubau der Sporthalle an der Stelle des aktuellen Fachklassentrakts.
Ob und wie viel Schadenersatz geleistet wird, muss derweil die Justiz klären. In den vergangenen Monaten gab es ein aufwändiges Beweissicherungsverfahren mit einem Gutachterbericht. Laut Bürgermeister Werner Baum ist es nicht auszuschließen, dass die verantwortlichen Firmen den Schaden nicht selbst begleichen können. Dann müssten Versicherungen einzuspringen. Auf den Mehrkosten infolge des Preisanstiegs im Baugewerbe bleibe der Zweckverband vermutlich sitzen.
Steine und Linoleum schon verlegt
Besonders schmerzlich ist, dass in vielen Räumen und Fluren schon Linoleum, Juramarmor und Solnhofener Platten verlegt sind, die ebenfalls wieder herausgebrochen werden müssen. Eigentlich hätte die zu geringe Estrichdicke dem Bauleiter auffallen müssen. Warum das unterblieben ist, wird derzeit gerichtlich geklärt.
Fakt ist, dass der ursprüngliche Bauleiter nach Bekanntwerden der Mängel Ende 2017 ausgetauscht wurde. Mit dem Nachfolger im Büro Seibold+Seibold ist Klischat bislang mehr als zufrieden. Der Bauleiter hat sogar ein Büro in einem Container auf dem Schulgelände bezogen, mit ihm finden regelmäßig Gespräche auf der Baustelle statt. Zudem ist jetzt die Hochbauabteilung des Landratsamtes häufiger vor Ort, um sich den Fortschritt anzuschauen.
Entdeckt haben den zu dünnen Estrich die Fußbodenverleger. Im öffentlichen Bauwesen übernimmt stets die zuletzt tätige Firma die Haftung für das Gesamtgewerk, weshalb die Handwerker routinemäßig Bohrproben genommen hatten, um die Restfeuchte des Estrichs zu messen. Dabei fiel die zu dünne Schicht auf.
Warum wurde dann trotzdem so viel Fußboden verlegt? "Auf 800 Quadratmetern passt die Estrichdicke, dort ist auch nichts aufgefallen", so Klischat. Doch auf 2700 Quadratmetern muss der Estrich nun raus.
Da ein Großteil der Technik bereits steht, können die Arbeiter nicht einfach mit dem Bohrhammer loslegen. Zunächst muss die Einrichtung sorgsam abgeklebt werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Zweckverbands-Geschäftsführer Klischat erläutert das Problem in einem der Fachräume: Dort gibt es Schächte für die Lüftung, Waschbecken, Lampen und eine schallschluckende Decke mit vielen kleinen Löchern. All dies muss staubdicht verpackt werden, bevor mit den schmutzigen Arbeiten begonnen werden kann.
Das soll in den nächsten Wochen passieren. Danach werden die Fußbodenheizung und der Estrich wieder hergestellt sowie der Boden neu verlegt. Anschließend kommen noch die Möbel rein sowie ein paar Sonderanfertigungen wie etwa die Aufzüge.
Klischat hofft, dass bis Jahresende alles fertig ist, führt momentan aber vor allem viele Gespräche mit den Baufirmen. Denn diese hatten schon vor Jahren die Ausschreibung gewonnen, in der Zwischenzeit aber andere Aufträge angenommen, nachdem an der "Sene" über ein Jahr lang nichts voranging. Und die Terminkalender der Handwerker sind gut gefüllt. Hier muss Klischat nun versuchen, alle Firmen zum passenden Zeitpunkt nach Treuchtlingen zu bringen.
Schon etwas früher könnte das Gerüst an der Fassade verschwinden. Das steht dort, seit die Gerüstbaufirma insolvent gegangen ist. Außerdem fehlen noch einige Restarbeiten am Dach. So lange muss das Gerippe aus Sicherheitsgründen stehenbleiben. Nichtsdestotrotz: an der "Sene" soll es in den nächsten Monaten endlich wieder vorangehen.
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