SPD-Bundestagskandidat Lutz Egerer stellte sich vor

20.5.2016, 13:35 Uhr
SPD-Bundestagskandidat Lutz Egerer stellte sich vor

© Hubert Stanka

Pappler fühlte dem Kandidaten in Interviewform auf den Zahn, wobei sie Fragen stellte, die nicht nur Antworten á la „eitel Sonnenschein“ zuließen. So fragte sie Egerer, was er glaube, wo die Gründe für die aktuelle Politikverdrossenheit zu suchen seien. Dieser antwortete, dass es die etablierten Parteien derzeit kaum schaffen würden, die Menschen zu erreichen. Diese hätten das Gefühl, keinen Einfluss auf die Politik nehmen zu können.

„Der Fisch stinkt vom Kopf“, so Egerer. Deutlich bezog er die SPD in diese Kritik mit ein. Deshalb sehe er seine Hauptaufgabe – sofern er gewählt werde – nicht darin, 20 Wochen im Jahr in Berlin und mit Lobbyvertretern zu verbringen, sondern intensiv mit den Menschen hier vor Ort.

Pappler fragte auch, was Egerer am meisten an seiner Partei störe. „Eigentlich nix“, so der Kandidat. Allerdings mache sich die SPD immer wieder selbst klein. Ohne die SPD hätte Merkel keine Mehrheit, und die Sozialdemokraten würden gute Arbeit leisten und seien die sozialen Speerspitzen, während von anderer Seite alles nur ausgesessen werde. Die Partei müsse selbstbewusster auftreten.

Warum ihn junge Menschen wählen sollten, war die nächste Frage. Weil er für echte Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehe und das nicht nur in Sonntagsreden äußere, so Egerer. Er ging besonders auf die Situation auf dem Land ein, wo für junge Leute Möglichkeiten geschaffen werden müssten, sich zu treffen, anstatt später über die Jugendhilfe Dinge teuer zu reparieren. Generell müsse die Infrastruktur gestärkt werden, damit die Menschen im „Juso-Alter“ auch nach Studium und Ausbildung auf dem Land bleiben. Dazu müssten Netzwerke geschaffen werden. Unternehmen würden nicht vom Himmel fallen.

Welche Voraussetzungen Politiker für ihren Job mitbringen müssten, war eine weitere Frage. „Viel Verständnis“, so Egerers Antwort, und die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen. Vorgefertigte Meinungen seien falsch. Allerdings müsse man für sich selbst rote Linien festlegen und zu dem stehen, was man meint. Und man müsse zugeben, wenn man sich geirrt habe. Politiker seien schließlich keine Politikmaschinen.

Am Ende wollte Anette Pappler noch wissen, warum Egerer in die Politik gegangen sei. Dieser blickte zurück in die Zeiten der Anti-Atomkraft- und der Friedensbewegung, die ihn politisch mobilisiert hätten. Er sei christlich geprägt und meine, dass jeder das Recht habe, in Frieden zu leben, so Egerer. Mit 18 Jahren ist er in die SPD und in die Gewerkschaft eingetreten. Der „Stallgeruch“ stimmt also.


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