Startschuss für die psychosomatische Fachklinik
21.6.2017, 06:05 UhrVor knapp einem Jahr war die Entscheidung gefallen, am Standort des ehemaligen Stadtkrankenhauses unter der Trägerschaft der Bezirkskliniken Mittelfranken eine Fachklinik für Psychosomatik mit 140 Betten einzurichten. Nun haben Bürgermeister Werner Baum und Klinik-Vorstand Helmut Nawratil ihre Unterschriften unter den Kaufvertrag der Flächen gesetzt.
Im Laufe des Jahres 2019 sollen die Grundstücke des heutigen Stadtkrankenhauses und des Pflegeheims übergeben werden, sodass unmittelbar danach mit einem „wahrscheinlichen Neubau“ begonnen werden kann. Diese Formulierung haben die Beteiligten in einer Pressemitteilung gewählt. Sie soll wohl noch eine gewisse Gestaltungsfreiheit signalisieren.
Klar ist indes, dass das bisherige Alten- und Pflegeheim abgerissen wird. Laut Rathauschef Baum ist dies Inhalt der Verträge. Die Stadt muss den Gebäudekomplex demnach auf eigene Kosten entfernen und den Bezirkskliniken dieses Gelände zwischen Wettelsheimer und Oettinger Straße „baureif“ übergeben. Das Stadtkrankenhaus wird "leer" übergeben. Detaillierte Pläne dazu sind noch nicht bekannt. Ein Abriss ist aber naheliegend.
Ein „Geschäft“ ist die Neuansiedlung der Klinik für die Stadt Treuchtlingen erst auf den zweiten Blick. Die Abrisskosten und der Erlös aus den Grundstücksverkäufen dürften sich in etwa die Waage halten. Laut Baum bleibt dabei nur ein überschaubarer Betrag auf der Habenseite übrig. Genaue Summen nannte er nicht.
Die neue Fachklinik ist dem Bürgermeister zufolge dennoch ein ausgesprochener Glücksfall für die Altmühlstadt. Baum lobte bei einem Pressegespräch vor allem Landrat Gerhard Wägemann, der den „Deal“ maßgeblich mit eingefädelt hat – für den Landkreis nicht ganz uneingennützig, da im selben Zug die erfolgreiche geriatrische Abteilung von Treuchtlingen an das Klinikum Altmühlfranken nach Gunzenhausen übersiedelt.
Insgesamt war das Stadtkrankenhaus in den vergangenen Jahren aber stark defizitär. Und es war nicht abzusehen, dass sich das noch einmal ändern würde. Die hohen Verluste gehören mit der Schließung und dem Neubau nun der Vergangenheit an. Das Projekt gelte als Wegweiser und Musterbeispiel für ein funktionierendes und konstruktives Miteinander kommunaler Interessenspartner im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen, der Stadt Treuchtlingen, des Bezirks Mittelfranken sowie des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, heißt es in einer Pressemitteilung.
Großer Einzugsbereich
Die 140 Patienten und deren Angehörige könnten der Stadt durchaus einige Impulse bringen – vor allem der Gastronomie. Es wird sich dabei um Menschen aus ganz Mittelfranken und weit darüber hinaus handeln. Die psychosomatische Abteilung der Bezirksklinik in Ansbach mit bisher 68 Betten wird im gleichen Zug geschlossen. Ebenso werden 56 Betten vom Klinikum am Europakanal in Erlangen nach Treuchtlingen verlegt. Zu diesen 124 Betten wurden zusätzliche 16 genehmigt. Damit werde der Standort Westmittelfranken gestärkt, so Dr. Ariane Peine von den Bezirkskliniken gegenüber der Fränkischen Landeszeitung (FLZ).
Psychosomatische Kliniken stehen derzeit in einem harten Konkurrenzkampf. Nach Informationen der FLZ ist das auch ein Grund, warum die Bezirkskliniken ihre psychosomatische Abteilung räumlich von der Psychiatrie trennen wollen. Die Sorge, mit der Psychiatrie in Verbindung gebracht zu werden, sei für die Patienten groß. Psychosomatische Erkrankungen sind beispielsweise Burn-Out, Hypochondrie, Ess- oder Angststörungen – also Beschwerden, bei denen die Psyche Auswikungen auf das körperliche und allgemeine Befinden hat.
Mit der Entscheidung für Treuchtlingen setzt der Bezirk unter anderem auf die idyllische Natur rund um die Stadt. Damit will man Patienten überzeugen, sich hier therapieren zu lassen. Auch die dann frisch modernisierte Altmühltherme dürfte davon profitieren.
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