Treuchtlinger CSU will Becker als Rathauschefin
31.5.2019, 17:43 UhrTrotz einer wichtigen Parallelveranstaltung des Bauernverbands war bei der Nominierungsversammlung die komplette regionale CSU-Spitze vertreten. Neben Ortsvorstand und Stadtratsfraktion waren Landrat Gerhard Wägemann und Stellvertreter Robert Westphal sowie die Stimmkreisabgeordneten Manuel Westphal und Artur Auernhammer gekommen, um beim Startschuss zur "Rückeroberung" des Treuchtlinger Rathauses dabei zu sein.
Dabei musste die Hoffnungsträgerin gleich eine Klippe umschiffen: "Ich zeige Euch auf der Karte, wo ich herkomme, damit Ihr wisst, warum ich kein Fränkisch spreche", kokettierte die gebürtige Hessin. Treuchtlingen kenne sie aber schon seit über 30 Jahren, in Bubenheim lebe sie mit ihrer Familie seit fast zwei Jahrzehnten.
"Es ist noch kein Wahlkampf", betonte Becker nach ihrer Nominierung, für die sich 41 der 45 Delegierten aussprachen. Die Inhalte wolle sie erst noch mit den Mitgliedern "gemeinsam festzurren". Ein wichtiges Anliegen sei ihr auf jeden Fall "die Weiterentwicklung des Gesundheitsstandorts", wobei sie mit der Ansiedlung der Bezirkskliniken "die Chance sehe, aus der ewigen Falle der Primärversorgung herauszukommen". Außerdem wolle sie die Bestrebungen nach dem "Bad"-Titel für Treuchtlingen intensivieren und zusammen mit der Kreiswohnungsbaugenossenschaft "das Wohnungsproblem aufnehmen".
Den Bürgern mehr erklären
Was den politischen Stil angeht, plädiert Becker für Transparenz: "Die Bürger sollen an Entscheidungen partizipieren, indem man sie frühzeitig informiert, die Dinge erklärt und so die Emotionen aus der Diskussion nimmt." So sei sie sich in der aktuellen Wasser-Debatte trotz ihrer konträren Position "mit der Stadtratsfraktion einig, dass das Verfahren nicht günstig war". Im Rathaus habe sich "ein Muster herausgebildet, dass generell wenig informiert wird".
Unter dem Motto "Verändern ist unbequem" möchte Becker überdies, dass sich die CSU mehr mit Umweltthemen auseinandersetzt. Es gelte, die Sorgen der jungen Generation aufzugreifen und das Feld nicht den Grünen zu überlassen. "Es gibt bei uns auch grüne Schwarze", so Becker mit Blick auf den Ex-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel.
"Wählen ist die Königsdisziplin der Demokratie", betonte MdL Manuel Westphal. Die Kandidaten müssten "Herz und Verstand ansprechen, nah am Menschen sein, Lebenserfahrung haben und auf Probleme eingehen". All dies könne Kristina Becker, allerdings gewinne man Wahlen nur mit einem starken Team.
Mit einem solchen könne die Kandidatin "die erfolgreiche Politik fortsetzen, die Wolfgang Herrmann viele Jahre lang für die CSU in Treuchtlingen gemacht hat", ergänzte Landrat Gerhard Wägemann. Es bewege sich zwar viel in der Stadt, etwa in Sachen Krankenhaus, Schulen und Museum, es bleibe aber "noch viel zu tun". Die Pleinfelder CSU habe gerade gezeigt, wie man eine Wahl gewinnt, "indem man seine Stärken herausstellt, den Gegner aber nicht schlechtmacht".
Zur Person:
Von Hessen nach Harvard und vom Schertnershof ins Treuchtlinger Rathaus
Geboren 1966 in Marburg, hatte Kristina Becker eine „bewegte“ Kindheit mit Stationen in Lingen, Goslar und Wolfenbüttel. Beim Medizinstudium in Bochum lernte sie dann ihren Mann Thomas kennen, der ihr gleich eröffnete, dass er „garantiert nicht im Norden bleiben, sondern nach dem Studium zurück nach Treuchtlingen will“.
Für Kristina Becker folgten berufliche Schritte in Chicago und an der Harvard-Universität in Boston, wo sie den Abschluss in Neurowissenschaften machte. Danach ging es an die Uniklinik Erlangen, wo auch Ehemann Thomas arbeitete, den sie 1998 in der Treuchtlinger Markgrafenkirche geheiratet hatte. 2000 zogen die Beckers dann an den Schertnershof, und 2009 erwarb Kristina Becker ihren dritten Abschluss als Patentanwältin. Als solche arbeitet sie seither für eine Münchener Kanzlei – wegen der drei 15 bis 18 Jahre alten Kinder aber viel von zuhause aus.
Kommunalpolitisch ist Becker seit 2008 aktiv. Auf Anhieb klappte es mit dem Stadtratsmandat nicht, erst im November 2013 rückte sie für Sven Herter nach. Ein halbes Jahr später wählten sie die Treuchtlinger dann direkt. Gleichzeitig wurde Becker Bubenheimer Ortssprecherin, was „eine kleine Überraschung war, weil es mir vorher niemand gesagt hatte“.
CSU-Mitglied ist die 52-Jährige, die privat gern reitet, musiziert und vor zwei Jahren „nicht ganz freiwillig“ den Bubenheimer Dorfverein mitgegründet hat, erst seit 2014. Seit zwei Jahren ist sie Vorstandsmitglied der Kreiswohnungsbaugenossenschaft und Aufsichtsratsmitglied der Volks- und Raiffeisenbank Bayern-Mitte.
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