Treuchtlinger Tourismus schwächelt auf hohem Niveau

Patrick Shaw

Redaktion Treuchtlinger Kurier

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18.6.2018, 06:04 Uhr
Treuchtlinger Tourismus schwächelt auf hohem Niveau

© Limes-Luftbild

Bundesweit hat der Tourismus im vergangenen Jahr zum achten Mal in Folge zugelegt. Rund 450 Millionen Übernachtungen zählten die Statistiker, ein Plus von knapp 0,7 Prozent gegenüber 2016. Auch für Bayern gab es mit etwa 94,4 Millionen Übernachtungen (plus 4,9 Prozent) gute Zahlen, ebenso für Franken mit zirka 21,8 Millionen Übernachtungen (plus 1,6 Prozent). Treuchtlingen hielt da jahrelang mit, kam nun aber im Jahr 2017 nur noch auf 29.471 Gäste (minus 2,5 Prozent) und 119.233 Übernachtungen (minus 1,6 Prozent). Das ist insbesondere ernüchternd, als der Naturpark Altmühltal bei den Ankunfts- und Übernachtungszahlen im fränkischen Vergleich insgesamt auf Platz fünf von 16 Tourismusregionen rangiert.

Erstaunlich im Vergleich mit anderen Orten ist laut Rengier auch, dass die Altmühlstadt deutlich mehr Übernachtungen in kleinen Privatquartieren (68.114) als in gewerblichen Betrieben mit mehr als zehn Betten (51.119) zählt. Schaut man auf die Hotels in der Stadt, ist dies allerdings kaum überraschend – es gibt einfach zu wenige, und die sind zu klein. Ganz gut entwickelt hat sich indes die Aufenthaltsdauer der Gäste, die mittlerweile im Durchschnitt bei fast vier Tagen liegt – nicht berauschend, aber mehr als in der Vergangenheit.

Ein echter Frequenzbringer ist in Treuchtlingen seit vielen Jahren der Reisemobilstellplatz. Auch er musste allerdings im vergangenen Jahr Federn lassen – auf 7760 Ankünfte und 20.375 Übernachtungen im Jahr 2016 folgten 2017 nur noch 7585 Ankünfte und 19.734 Übernachtungen. Das sind freilich immer noch fast 17 Prozent der gesamten Gästezahl, und Rengier rechnet generell mit einem weiterhin positiven Trend. Der soll durch die geplante Erweiterung des Areals um 20 Stellplätze noch gestärkt werden und bis zum Jahr 2020 für jährlich knapp 27.000 Übernachtungen im Camper oder Wohnmobil sorgen. Als Ursache für die aktuelle Schwächephase macht der Tourismuschef vor allem die Umbauarbeiten in der Altmühltherme aus – die Wohnmobilisten sind und waren seit jeher fleißige Badbesucher.

Als Wirtschaftsfaktor hat der Fremdenverkehr nach den Zahlen der Touristinformation eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Altmühlstadt. Knapp 21 Millionen Euro ließen die Besucher demnach im vergangenen Jahr in den Geschäften, Beherbergungsbetrieben und Lokalen. „Davon profitieren fast alle Bereiche“, so Rengier. „Da die Tourismusbranche sehr trendlebig ist, reagiert sie oft mit Angeboten von kurzer oder mittelfristiger Dauer. Genau hier profitiert Treuchtlingen aufgrund seines breit gefächerten Angebots mit Blick auf den Aktiv- und Erholungsfaktor und stärkt somit den örtlichen Handel ebenso wie die regionale Kaufkraft.“

Zahl der Tagesgäste sehr vage

Die in dieser Rechnung enthaltene Zahl von rund 400.000 Tagesgästen zogen CSU-Stadtratsfraktionschef Uwe Linss und Maria Scherer (SPD) allerdings in Zweifel. Und auch der Fachmann wollte sich darauf nicht festlegen. Die Zahl sei aus der allgemeinen Statistik und der Bilanz der Therme hochgerechnet, verlässlichere Daten gebe es aber erst nächstes Jahr. Allerdings seien in den aktuell angenommenen rund 1100 Ausflüglern pro Tag noch nicht einmal all die Wanderer und Radfahrer enthalten, die einfach nur durch Treuchtlingen durchfahren und vielleicht kurz für ein Getränk oder eine Eistüte anhalten.

Genau im Trend liegt auch die Zahl der Auskünfte und Beratungsgespräche, die in der Touristinformation auflaufen. Gegenüber dem Vorjahr sank diese zwar von 3238 auf 2873, die generelle Entwicklung beurteilt Rengier aber positiv. Die meisten Anfragen kommen demnach aus Baden-Württemberg (31 Prozent), Hessen (20 Prozent) und Rheinland-Pfalz (14 Prozent). Die gefragtesten Broschüren sind das „Gästejournal“, die Pros­pekte von Therme und Altmühlvital, der Überblick über die Treuchtlinger Sehenswürdigkeiten sowie der Führer „Wandern & Radfahren“.

Beachtliche 188 Veranstaltungen zählte im vergangenen Jahr schließlich das Kulturzentrum Forsthaus, weitere 48 die Stadthalle. Noch einmal richtig viele Gäste erwartet die Stadt heuer am 8. September, wenn das Bayern-3-Dorffest nach Bubenheim kommt. „Wir gehen von etwa 60.000 Besuchern aus“, prognostiziert Rengier.

Für die Zukunft setzt der Tourismus­chef neben den Zugpferden Therme, Reisemobilstellplatz und Forsthaus insbesondere auf die Digitalisierung sowie auf „eine Ausweitung der Stadtführungen mit neuem Konzept, kulinarischen Zeitreisen, Führungen mit gastronomischem Ausklang und Pauschalen für Gästegruppen“. Wo denn in Treuchtlingen die Lokale dafür seien, wollte Kristina Becker (CSU) daraufhin leicht sarkastisch wissen. Er wolle auf die vorhandenen Gasthäuser setzen, entgegnete Rengier. „Viele Gäste von außerhalb wollen fränkische Gas­tronomie.“ Allerdings gebe es auch die immer seltener, da der Nachwuchs fehle, warnte Josef Ferschl (SPD).

Um die Treuchtlinger Beherbergungsbetriebe zu neuen Aktivitäten und Investitionen zu bewegen – und nicht zuletzt, um die Zahlungsmoral beim Kurbeitrag zu steigern –, regte Becker abschließend einen „Runden Tisch“ mit den örtlichen Vermietern an, wie ihn Rengiers Vorgänger Chris­toph Schmitz zuletzt geplant habe. Diesen Weg will der „Neue“ zwar nach eigenen Worten nicht gehen, wohl aber „eine stärkere Vernetzung und einen regen Austausch“ anstreben.

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