Vollzeitbetreuung ist in Treuchtlingen höchst gefragt
30.11.2019, 06:04 UhrHerbert Brumm hat alle Hände voll zu tun, wenn er durchs Schulhaus in der Hochgerichtstraße läuft. "Hallo Herr Brumm", rufen ihm von überall her Schüler zu. Der Rektor der Treuchtlinger Grundschule geht dann auf jedes Kind kurz ein, kennt sogar deren Namen.
Das wird in Zukunft nicht einfacher, denn die Nachfrage nach der offenen Ganztagsschule ist groß. Im September 2019 wurde das Angebot in den Grundschulen in Treuchtlingen, Wettelsheim und Schambach integriert. "Die Veränderungen in der Gesellschaft machen auch in Treuchtlingen nicht Halt", sagt Brumm. Der Druck sei ziemlich gestiegen, auch in der Altmühlstadt dieses Angebot zu schaffen. "Es wird irgendwann sowieso eine Rechtsprechung geben, deshalb wollten wir schon vorab reagieren", so Brumm.
Bisher hatte es an seiner Schule den gebundenen Ganztag und die Mittagsbetreuung gegeben. Der Unterschied: Für die Mittagsbetreuung bezahlen die Eltern Gebühren. Die offene Ganztagsschule wird dagegen bezuschusst und ist montags bis donnerstags kostenlos. Nur freitags und für die sogenannte Ferienbetreuung müssen die Familien zuzahlen. Hausaufgabenbetreuung und Mittagessen (gegen Gebühr) bleiben bestehen, allerdings gilt Anwesenheitspflicht.
Größtes Angebot im Landkreis
Betreut werden die Kinder nach dem Unterricht bis 14 oder 15.30 Uhr. Neben Hausaufgaben und Mittagessen ist auch sogenannte Freispielzeit enthalten. "Wir sehen, dass die Kinder hier gut aufgehoben sind. Das Konzept sehen wir sehr positiv", sind sich Schulleiter Brumm und die zuständige Sachbearbeiterin der Stadt, Tina Büttner, einig.
Büttner nennt auch Zahlen. Treuchtlingen habe das größte offene Ganztagsangebot im Landkreis. "Das Raumproblem wird deshalb das größte Problem", sagt der Schulleiter. Von den 122 Kindern in der Stadt sind derzeit 65 beim warmem Mittagessen angemeldet. Sieben hauptamtliche Betreuer und drei bis vier Ehrenamtliche sind dafür an der Grundschule tätig. In Wettelsheim sind es drei Hauptamtliche bei 48 Kindern – 25 davon nehmen das Mittagessen in Anspruch. Und in Schambach sind es 17 Kinder, zirka essen in der Schule zu Mittag. Hier werden die Kindern von zwei pädagogischen Fachkräften betreut.
"Wir reden von fast 190 Kindern. An anderen Schulen sind es vielleicht 40 oder 100", macht Brumm deutlich und ergänzt: "Wir wissen auch nicht genau, warum in Treuchtlingen der Andrang so groß ist." Der offene Ganztag ersetze aber nicht das Elternhaus. "Manche Eltern haben den Eindruck, alles wird ihnen abgenommen und alles ist fertig, wenn die Kinder heimkommen", weiß Büttner. Es sei aber eben nur eine Begleitung, die zu selbstständigem Arbeiten anregen soll. Will heißen: Die Eltern müssen auch tätig werden und können sich nicht zurücklehnen.
Pädagogische Fachkräfte am Werk
Laut Schulleiter Brumm ist es ein "Glückszustand", dass die Stadt Träger des Angebots ist. So könne man auch wirklich pädagogische Fachkräfte für den offenen Ganztag gewinnen, weil man Vollzeitstellen anbieten könne. Vormittags würden diese beispielsweise im Kindergarten als Erzieherinnen arbeiten, und nachmittags im offenen Ganztag.
In sogenannten Fallrunden besprechen die Mitarbeiterinnen mit einer Jugendsozialarbeiterin die Sorgen von Problemkindern und die Dinge, die vielleicht gar nicht in der Schule, aber in der Freispielzeit auffallen. Was genau die Fachkräfte dort erleben, weiß Brumm nicht immer im Detail. Den Namen des jeweiligen Schülers kennt er aber ganz gewiss.
InfoDie Stadtverwaltung weist darauf hin, dass die Anmeldung für die offene Ganztagsschule, Schuljahr 2020/21, im März erfolgt. Es werden Elternbriefe über die Kindergärten und an der Schule verteilt. Verspätete Anmeldungen können nicht berücksichtigt werden. Ehrenamtliche Helfer sind zur Unterstützung bei den Hausaufgaben und während der Freispielzeit willkommen.
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