Wasserstreit: Stadt Treuchtlingen gerät in die Kritik
2.5.2019, 17:32 UhrDer Wasserstreit dreht sich weiter. Während das Gutachten des Wasserwirtschaftsamts verschickt wurde und sich die Behörde einerseits skeptisch äußert, andererseits ein korrektes Verfahren sieht, wurde bekannt, dass der Treuchtlinger Stadtrat von der Firma Altmühltaler für die zusätzlichen Wasserrechte Garantien verlangt. Irritierend ist: die Stadt hat die Erhöhung der Fördermenge mit dem Hinweis beantragt , dass es um die öffentliche Wasserversorgung gehe.
"Transparenz so klar wie Wasser" – das ist die Forderung einer Gruppe besorgter Bürger, die sich in der Altmühlstadt formiert hat. Sie haben einiges zu tun, denn die Informationspolitik von Stadt und Unternehmen ist ausbaufähig. "Da wurde der Eindruck hervorgerufen, dass irgendwie gemauschelt wird", stellt auch Thomas Keller, Leiter des Wasserwirtschaftsamts, fest. Das ärgert ihn, weil das Verfahren selbst aus seiner Sicht korrekt läuft.
Allerdings brauchte es dazu etwas Hilfe. So wunderte man sich im Wasserwirtschaftsamt, warum im Antrag zunächst von der öffentlichen Wasserversorgung die Rede war, wo doch jeder wusste, dass Altmühltaler das Wasser fördern will. Die Behörde besserte das in Absprache mit dem Antragsteller aus. Er wisse nicht, was man damit erreichen wollte, aber sein Amt sei für Transparenz, so Keller. "Man sollte das Kind dann schon auch beim Namen nennen."
Ein "Geschmäckle" bleibt, denn die öffentliche Wasserversorgung hat gegenüber privaten Entnahmen Vorrang. Nach der Korrektur werde der Antrag als private Entnahme gewertet, erklärt Landratsamts-Sprecherin Lena Kagerer. Sie spricht von einem "Fehler", der einvernehmlich korrigiert worden sei.
Wasser gegen Umzug
Interessant ist, dass der Treuchtlinger Stadtrat Informationen unserer Zeitung zufolge den Pachtvertrag für den zusätzlichen Brunnen wohl doch mit der Garantie verknüpft hat, dass sich Altmühltaler zum Umzug der Abfüllung ins Gewerbegebiet verpflichtet. Laut Werkleiter Günther Kutschera hat der Rat bei den nichtöffentlichen Verhandlungen "die Aussiedlung unbedingt verlangt". Dies stehe auch in den Verträgen, die noch notariell beglaubigt würden.
Zudem muss Altmühltaler offenbar investieren, um das Wasser überhaupt fördern zu können. Denn bei dem Brunnen der Stadt handle es sich um ein über 200 Meter tiefes "Loch", so Kutschera. Eine halbe Million Euro werde die Ertüchtigung kosten, weitere dreieinhalb Millionen der Bau der Pipeline zur Abfüllanlage. Damit relativiere sich die im Vergleich zum Trinkwasserpreis geringe Pacht von 30 000 Euro im Jahr. Der Kommune entstünden keine Kosten.
Der Umzug der Abfüllung wäre für Treuchtlingen städtebaulich ein großer Gewinn. So würden bis zu 280 Lkw-Fahren pro Tag in die Peripherie verlagert. Zudem würde gut die Hälfte des Altmühltaler-Betriebsgeländes zur Stadtentwicklung frei. Hier soll es eine Willensbekundung von Stadt und Firma geben, die Fläche zu entwickeln. Die Planungshoheit liege dabei bei der Stadt, so Bürgermeister Werner Baum.
Derweil schreitet das Genehmigungsverfahren für den Probebetrieb voran. Das Gutachten des Wasserwirtschaftsamts wurde an die Beteiligten verschickt, darunter auch die Stadt Weißenburg, die die zusätzliche Entnahme scharf kritisiert und juristische Schritte nicht ausschließt. "Aus unserer Sicht ist ein jederzeit abbrechbarer Probebetrieb mit einem bunten Strauß an Auflagen vertretbar", stellt Wasserwirtschaftsamtsleiter Keller fest. Gegenüber früheren kritischen Einschätzungen habe das Amt seine Meinung aber nicht geändert. Man sehen jede zusätzliche Entnahme von Tiefenwasser skeptisch. "Das ist auch in diesem Fall so."
Der Antragssteller sei verpflichtet worden, eine Modellberechnung vorzulegen, die den Einfluss der Entnahme bis zum Jahr 2500 prognostiziert. "Das war die Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt das Nachdenken angefangen haben", so der Behördenchef. Die Untersuchung habe ergeben, dass die Entnahme unproblematisch sein könnte. "Wir haben trotzdem nur einen Probebetrieb genehmigt", so Keller. Treuchtlingen und Altmühltaler hätten sich ein langfristiges Entnahmerecht gewünscht.
Das Wasserwirtschaftsamt empfiehlt, die Fördermenge Stück für Stück von anfangs jährlich 100.000 auf 300.000 zusätzliche Kubikmeter zu erhöhen. Bisher fördert Altmühltaler 250.000 Kubikmeter pro Jahr. Begleitet werden soll der Probebetrieb von Messungen, um die Annahmen der Modellrechnung zu überprüfen. Sollten sich größere Abweichungen ergeben, könne man den Probebetrieb sofort abbrechen, so Keller. "Was da irgendwo investiert worden ist oder noch wird, das interessiert mich dabei nicht."
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