Wohnmobile fahren auf Treuchtlingen ab
14.11.2017, 06:09 UhrJeden Sommer wiederholt sich das Bild: Wohnmobiltouristen auf der Durchreise möchten eine Nacht in Treuchtlingen Station machen und müssen wieder wegfahren. Denn der Platz ist voll. „Von Mai bis September liegt die Auslastung bei 100 Prozent“, sagt Günther Hüttinger von der Touristinformation. Und das schadet dem Ruf. „Viele Urlauber kommen gar nicht mehr nach Treuchtlingen, weil der Platz ja eh immer voll sei“, beschreibt Hüttinger die Lage.
Im Frühjahr 2007 hat die Stadt den Platz zwischen Kurpark und Kästleinsmühle errichtet. Kamen im ersten Jahr noch 6429 Übernachtungen zusammen, waren es 2016 schon ungefähr 20.500. Die 20.000er Marke werde seit drei Jahren immer gerissen. Im Jahresschnitt sei der Platz in der Saison (März bis Dezember) zu 64 Prozent ausgelastet.
Mehr Kapazität
Aktuell stehen insgesamt 56 Stellplätze zur Verfügung: 44 auf dem Kernplatz östlich der Kästleinsmühlenstraße, dazu zwölf Plätze gegenüber am Kurpark, wo ein normaler Parkplatz zum Wohnmobilstellplatz umgerüstet wurde.
Die Idee der Verwaltung war es, östlich des Kernplatzes 36 weitere Parzellen zu errichten. Zeitgleich sollte der Hilfsplatz am Kurpark aufgegeben werden, in der Summe wären das also 80 Standplätze für Wohnmobile. An die 25.000 Übernachtungen pro Jahr soll der vergrößerte Platz einbringen. Die Erweiterungsfläche gehört bereits der Stadt und wurde auch genau zu diesem Zweck freigehalten. Etwa 318.000 Euro sollte die Umsetzung des Vorschlags kosten.
Die Mitglieder des Kur-, Kultur- und Tourimusausschuss sahen die Notwendigkeit der Erweiterung ein, allerdings liegt die dafür nötige Geldsumme den Stadträten schwer im Magen.
Stefan Bieber (CSU) rechnete schnell im Kopf nach, ob sich eine Erweiterung überhaupt lohne. So betrügen seiner Rechnung nach die Mehreinnahmen für die Stadt pro Jahr bloß 10.000 Euro, was in keinem Verhältnis zu den Kosten stünden. Günther Hüttinger und Christoph Schmitz von der Touristinformation versuchten zu beschwichtigen.
Für die Stadt seien die reinen Übernachtungseinnahmen zwar gering. Nach Berechnungen einer Beratungsgesellschaft gebe jedoch der durchschnittliche Wohnmobiltourist im Naturpark Altmühltal pro Tag 39,10 Euro in den Gaststätten und Geschäften aus. Für Treuchtlingen bedeute dies bislang einen jährlichen Bruttoumsatz von knapp 800.000 Euro. „So ein Stellplatz ist auch eine Art Wirtschaftsförderung für den Standort“, gab Schmitz zu bedenken.
Von Bieber und seinem Fraktionskollegen Wolfgang Herrmann kam auch die Idee, die Erweiterung nicht ganz so aufwendig auszubauen. So könnten eine befestigte Schotterstraße genügen und die Wohnmobile auch auf Rasenplätzen parken. Dies sei schließlich auch auf Plätzen in anderen Orten Standard. Bürgermeister Werner Baum legte allerdings großen Wert darauf, dass die Durchgangsstraße zumindest asphaltiert ist, „damit kein Staub auf dem Frühstücktisch liegen bleibt.“
Christian Früh von den Freien Wählern warnte davor, die Erweiterung in geringerer Qualität auszubauen. Dann sei es den Touristen nämlich schwer zu vermitteln, warum sie den selben Preis – elf Euro kostet eine Übernachtung pro Wohnmobil – für einen schlechter ausgebauten Platz zahlen sollten.
Über das Ob herrschte Einigkeit, nur bei der Anzahl und Art der Plätze debattierten die Stadträte noch. Mit Blick auf den leeren Stadtsäckel machte Bürgermeister Baum einen Vorschlag. So solle nur ein Teil des Neubaus umgesetzt werden, 23 Plätze entstehen dadurch. Den hinteren Teil könne die Stadt schließlich immer noch umbauen (siehe Grafik). Marco Satzinger und Uwe Linss (beide CSU) regten an, den Behelfsplatz am Kurpark doch noch beizubehalten, so dass in der Summe 79 Parzellen zur Verfügung stehen. Baum rechnete damit, dass etwa 75.000 Euro vom ursprünglichen Plan eingespart werden könnten (Endsumme: etwa 243.000 Euro)
Diesem Vorschlag stimmten die Ausschussmitglieder einstimmig zu. Einig waren sich die Stadträte auch, dass die neuen Plätze in der selben Bauweise, mit einer Asphaltstraße erschlossen und mit Rasenpflaster bedeckt, errichtet werden sollen. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten vergeben werden, wenn alles klappt, könnte die neue Fläche im Frühjahr 2019 freigegeben werden.
Kristina Becker (CSU) regte noch an, über ein Reservierungssystem nachzudenken, um die Auslastung des Platzes besser steuern zu können. Günther Hüttinger von der Touristinformation meinte dazu, dass ein System heute noch zu aufwendig sei, etwa weil nicht jeder auf der Reise Internet zur Verfügung habe oder auch spontan vorbeikomme. In den nächsten Jahren sei ein solches System allerdings vorstellbar.
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