Trotz Kritik: Circus Krone tourt durch Franken
6.9.2016, 06:00 UhrDer Bürgermeister von Lauf hatte es gut gemeint. Elf Jahre lang hatte der Circus Krone nicht mehr in der Stadt gastiert. Zu den Feierlichkeiten rund um Kaiser Karl IV. ließ Benedikt Bisping (Grüne) beim 111 Jahre alten Familienunternehmen nachfragen, ob es eine Chance gebe - und Krone sagte zu. Das Gastspiel beginnt am 29. September.
Die Nachricht löste Freude bei Zirkus-Fans aus - und Attacken gegen Bisping im Netz. Während auf Bundesebene, forciert von den Grünen, über ein Verbot von Wildtieren im Zirkus diskutiert wird, holt ausgerechnet der Grüne Bürgermeister Elefanten, Nashörner und Löwen nach Lauf.In der Stadt an der Pegnitz registrierten die Verantwortlichen aber bald, dass vor allem Auswärtige die Kampagne gegen das Krone- Gastspiel initiiert hatten. Für Markus Strobl, Marketing-Chef von Krone, sind die Reaktionen im Internet nichts Neues. Er spricht von „gefährlichem Halbwissen“ und verweist auf eine Hochglanzbroschüre über Tierschutz beim "Bayerischen Nationalzirkus", wie er den größten europäischen Zirkus nennt.
Überhaupt stellt er die Frage nach der tieferen Bedeutung des Wortes "Wildtiere". Die Löwen sind in der 20. Generation eine hauseigene Zucht von Krone. Die 25 weißen Löwen leben in dritter Generation im Zirkus. 88 Exemplare gebe es weltweit von dieser Besonderheit: "In einer Zeit, in der in freier Wildbahn lebende Exoten immer mehr aus ihrer natürlichen Umgebung verdrängt werden, ist es uns geradezu eine Verpflichtung, ihnen Lebensraum bei uns zu geben", heißt es in der Broschüre über den Tierschutz.
Ein Nashornbulle und bunte Papageien
Strobls Ausführungen vor der Tournee durch Nordbayern sind auch deshalb interessant, weil er lange über Tierschutz redet, bevor er zum eigentlichen Programm in der Manege kommt. Clown Tonito, das akrobatische Ensemble aus der Mongolei, der Jongleur Picaso und beispielsweise auch Crazy Wilson, der mit seiner Harley durch die Manege fliegt.
Und dann natürlich auch all die Tiernummern, darunter der Auftritt des 3,5 Tonnen schweren Nashornbullen Tsavo oder der bunten Papageien.
Strobl hat gelernt, mit dem Misstrauen von Tierrechtlern zu leben. Er hat etliche Studien parat, in denen bewiesen werden soll, dass Zirkustiere keinem besonderen Stress unterliegen und artgerecht gehalten werden. Konkret heißt das, lange Reisen zu vermeiden und den Löwen einen täglichen Schlaf von immerhin 18 Stunden zu gewähren.
Der Circus Krone wehrt sich nicht nur mit Broschüren und Internet-Publikationen gegen Vorwürfe, er beschäftigt auch etliche Juristen. Vermehrt seien Plakate beschädigt worden. Das sei mehr als Sachbeschädigung, das bedeute wirtschaftlichen Schaden.
Völlig verständnislos ist der Manager, wenn Demonstrationen "ideologisch" werden. So brüllten Zirkus-Gegner ausgerechnet vor der Schule des Unternehmens recht laut ins Megafon. Als sie ermahnt wurden, den Unterricht nicht zu stören, lautete die Antwort: "Kinder von Tierquälern haben keinen Anspruch auf Bildung."
Die Stationen des Circus Krone in Nordbayern: Neustadt/Aisch (9.–12. September), Coburg (14. bis 20. September),Neumarkt (22. bis 27. September), Lauf (29. September bis 4. Oktober) Gunzenhausen (6. bis 9. Oktober), Bayreuth (12. bis 18. Oktober), Amberg (20. bis 25. Oktober.
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