Kommandant spricht auch über Kaserne und Weißbier
Truppenverlegung an die NATO-Ostflanke? So ist die Lage der US-Helikopter in Illesheim
14.2.2022, 06:00 UhrEs ist wieder einiges los im westmittelfränkischen Luftraum in diesen Tagen. Transport-Hubschrauber der Typen Chinook und Blackhawk und Apache-Kampfhubschrauber der in Katterbach bei Ansbach stationierten 12. Kampfflieger-Brigade sowie der 1. Luftkavallerie-Brigade aus Illesheim starten zu Übungsflügen oder kehren zurück auf ihre Flugplätze.
Die Rotationseinheit aus Texas - in Illesheim wird alle neun Monate gewechselt, dann kommt eine andere Rotationseinheit aus den USA - um Oberst Reginald Harper ist seit ihrem Eintreffen in Europa im November auf drei Standorte aufgeteilt: 1000 Soldaten und etwa 40 Hubschrauber sind in Illesheim, weitere in Rumänien und Griechenland.
"Immer bereit sein"
Reden über die Lage in der Ukraine oder mögliche Konsequenzen für die Einheit in Illesheim dürfen sie nicht, teilt Presse-Offizier Taylor Criswell schon im Vorfeld des Treffens im Kommandogebäude am Flugfeld mit und verweist auf das Verteidigungs- und das Außenministerium. In Illesheim sieht es aktuell zwar nach normalem Alltag aus, etwas Anspannung ist dennoch spürbar. "Man weiß nie, was passiert", sagt Reginald Harper.
Das Wichtigste für seine Piloten und Soldaten sei daher "immer bereit zu sein". So wird täglich an Hubschraubern geschraubt und gewartet. Dröhnend startet ein Blackhawk, macht sich auf den Weg zu einem Übungsflug.
1000 Soldaten von Vilseck nach Rumänien
Knapp 1000 Soldaten der US-Army mit Panzern und Militärfahrzeugen wurden vor kurzem von Vilseck in der Oberpfalz nach Rumänien gesandt, wie der Kommandant des 2. Kavallerie-Regiments, Joe Ewers, erklärte. Vom Pentagon hieß es, dass zudem weitere 2000 Soldaten aus den USA nach Europa verlegt werden, 1700 nach Polen, 300 nach Deutschland. In Grafenwöhr und Vilseck sind laut einem US-Armeesprecher zurzeit rund 12.000 Soldaten stationiert, 35.000 sind es in der Bundesrepublik insgesamt.
Die 1. Luftkavallerie-Brigade betrifft das Säbelrasseln an der Ukrainischen Grenze derzeit noch nicht. Hier geht es noch um die täglichen Trainingsflüge und den Wunsch Einheimische und die Landschaft kennenlernen zu können, wenn es die Pandemie in den nächsten Wochen zulässt.
Mit Stetson-Hüten und Schwertern
Zu den Regeln im westmittelfränkischen Luftraum, auch in Bezug auf Fluglärm, äußert sich der 49-jährige Reginald Harper eindeutig: "Wir sind Gäste hier, das muss uns immer bewusst sein. Wir würden von deutschen Hubschraubern in den USA auch erwarten, dass sie sich an alle Regeln halten." Solche Äußerungen gab es auch von früheren Kommandanten immer wieder.
Die 1st Air Cavalry Brigade, "Air Cav" genannt, ist die einzige Luftkavellerie-Einheit der US-Army - mit langer Tradition. Ihr Abzeichen ist ein gelbes Normannenschild mit einem schwarzen Pferdekopf, die Soldaten aus Fort Hood in Zentral-Texas tragen bei offiziellen Anlässen wie der Kommandoübergabe Stetson-Hüte, teils Sporen an den Stiefeln und Schwerter. In den Storck-Barracks in Illesheim ist die Einheit bereits zum zweiten Mal, bereits von November 2017 bis Juli 2018 war sie im Zuge der Atlantic Resolve genannten Operation in der rund 136 Hektar großen Kaserne.
Bester Hubschrauber-Standort in Europa
"Es ist der beste Ort in Europa für eine Helikopter-Einheit", sagt Reginald Harper. Er verweist auf den in Europa einzigartigen Flug-Simulator und die Instandhaltungs-Einheit für US-Army-Hubschrauber. Nach den ersten Monaten sei er beeindruckt von den Menschen, der Infrastruktur und der Landschaft. Harper: "Wir haben großes Glück, hier zu sein."
Das schwerste für die Soldatinnen und Soldaten der Rotationseinheit sei die Trennung von den Familien und Freunden. Persönliche Kontakte mit der Bevölkerung zu knüpfen sei aber noch kaum möglich aufgrund der Pandemie. Alle, die sie bisher treffen konnten, seien "superfreundlich" gewesen. Harper spricht von "außergewöhnlicher Gastfreundschaft". Diese lasse "uns so fühlen, als wenn wir zu Hause wären".
Wie im Texas Hill Country
Der ländliche Raum in Westmittelfranken erinnere ihn an Zentral-Texas, wo es viele deutsche Diasporas gebe. Viele Texaner hätten deutsche Vorfahren, wie auch seine Ehefrau, erzählt Reginald Harper. Westmittelfranken gefalle ihm gut. Im "Hill-Country" im Zentrum des Bundesstaates im Süden der USA sei es auch sehr schön - "nur hier ist es viel kälter", sagt der 49-Jährige und lacht. "Dafür gibt es im Sommer nicht so eine Hitze."
Sich selbst bezeichnet Reginald Harper als "absoluten Familienmensch", der sich noch wie 39 fühle. Seine Frau und die beiden erwachsenen Kinder seien "das Beste in meinem Leben". Wenn sie zu Besuch kommt, will er ihr Garmisch und Berchtegsaden zeigen, aber vor allem auch die "vielen wunderbaren Dörfer". Und die kulinarischen Spezialitäten Frankens, obwohl er "Wiener Schnitzel" über alles liebe, aber auch von Hefeweizen schwärmt und Schäufele unbedingt probieren wolle.
Hochprofessionelle Deutsche
Das Kennenlernen von Kultur und Menschen in Franken sei bei einer Rotationseinheit ein wichtiger Aspekt, wenn die Soldaten frei haben. Doch das Hauptaugenmerk liegt auf der Einsatzbereitschaft, wie Reginald Harper nochmal betont. So übt die US-Army immer wieder auch mit NATO-Verbündeten wie der Bundeswehr jüngst in Hohenfels. Da arbeitete die 1. Luftkavellerie-Brigade mit der 1. Panzerdivision der Bundeswehr um Kommandeur Heico Hübner "Hand in Hand", erzählt Reginald Harper.
Die Deutschen Soldaten bezeichnet er als "hochprofessionell", man habe viel voneinander lernen können. "Es war eine der besten Übungen, die ich in meinen 25 Jahren bei der Army erlebt habe." Es gehe eben auch darum, sich im Ernstfall auf die NATO-Partner verlassen zu können.
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