Ulvi Kulac wird bereits im Juli aus Psychiatrie entlassen
19.3.2015, 17:20 UhrDer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebrachte Ulvi Kulac wird Ende Juli entlassen. Das entschied das Oberlandesgericht (OLG) Bamberg. Der geistig behinderte Mann war 2004 als Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin Peggy verurteilt, 2014 aber im Zuge eines Wiederaufnahmeverfahrens freigesprochen worden. Das OLG gab am Donnerstag einer Beschwerde gegen den Unterbringungs-Beschluss des Landgerichts Bayreuth vom Januar statt.
"Ich war zunächst sprachlos", kommentierte Kulac Betreuerin Gudrun Rödel die Entscheidung. Sie kämpft seit Jahren dafür, dass Ulvi Kulac aus der Psychiatrie entlassen wird. Es gebe bereits Gespräche darüber, wo der 37-Jährige ab dem Sommer leben soll, sagte Rödel der Deutschen Presse-Agentur. Er solle in ein Wohnheim für behinderte Menschen ziehen.
Kommt ein zweites Wiederaufnahmeverfahren?
Für Betreuerin Gudrun Rödel ist der Kampf um die Wahrheit aber damit noch nicht erledigt. Sie will ihren Schützling Ulvi Kulac vollständig rehabilitiert sehen. Denn für sie und ihre Mitstreiter in der Initiative "Gerechtigkeit für Ulvi" steht fest, dass der heute 37-Jährige die kleine Peggy am 3. Mai 2001 gar nicht vergewaltigt haben kann, wie es im Urteil von 2004 festgehalten ist.
Es gebe eine ganze Reihe von Zeugenaussagen, die Peggy an jenem Frühlingstag an verschiedenen Orten in Lichtenberg gesehen haben wollen, "nur bei Ulvi war sie nicht", ist sich Rödel sicher. Zudem gebe es die Aussage der Turnlehrerin, die bestätige, dass Peggy am Sportunterricht teilgenommen habe, zu dem Zeitpunkt, als sie angeblich bei Ulvi im Zimmer gewesen sein sollte.
Schicksal von Peggy weiterhin im Dunkeln
Rödel und der von ihr beauftragte Anwalt Thomas Saschenbrecker streben deshalb ein zweites Wiederaufnahmeverfahren im mysteriösen Fall Peggy an. Was mit dem Mädchen passiert ist, das am 7. Mai 2001 in der oberfränkischen Gemeinde verschwand, weiß bis heute niemand.
Nun kommt Ulvi Kulac in Freiheit. Wie ein OLG-Sprecher mitteilte, sollen bis Ende Juli die Voraussetzungen für eine Heimunterbringung geschaffen werden. Ulvi Kulac habe sich fortentwickelt und "als gut führbar und integrierbar erwiesen". Nach der Entlassung untersteht er fünf Jahre der Aufsicht eines Bewährungshelfers. Eine weitere Unterbringung wäre unverhältnismäßig, heißt es in der Mitteilung. Ulvi Kulac sei schon mehr als 13 Jahre in der Psychiatrie untergebracht.
Die lebenslange Freiheitsstrafe, zu der er im Verfahren im Fall Peggy 2004 verurteilt wurde, ist nie vollstreckt worden. In der Psychiatrie sitzt er wegen sexuellen Missbrauchs von mehreren Kindern.
Unterdessen bleibt das Schicksal Peggys weiterhin im Dunkeln. Das damals neun Jahre alte Mädchen 2001 in Lichtenberg spurlos verschwunden.
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