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Unfassbares Leid in Franken: Das steckt hinter der Geschichte von Husky-Dame Luna

sde

2.10.2023, 13:28 Uhr
Die Husky-Hündin Luna ist blind und fast taub.

© Tierheim Kronach Die Husky-Hündin Luna ist blind und fast taub.

In der prallen Sonne, ohne Schatten und Wasser: Luna war im Juli vergangenen Jahres bei klirrender Hitze vor einem Haus angebunden, eine Amtstierärztin kontaktierte daraufhin das Kronacher Tierheim mit der Bitte, die Hündin abzuholen. Als die Mitarbeiter des Tierheims vor Ort eintrafen, stellten sie fest, dass Luna nicht nur abgemagert, ungepflegt, ausgehungert und enorm durstig war, sondern dass sie auch blind zu sein schien.

Diabetes und Blindheit, Tumor und Taubheit

Ein Besuch beim Tierarzt liefert tags darauf Klarheit: Aufgrund einer Diabetes-Erkrankung ist Luna erblindet. Zudem folgte ein langwieriger Prozess – oder vielmehr: ein monatelanger Leidensweg: Luna hatte mit diversen Blutuntersuchungen zu kämpfen, war mehrmals stationär in der Tierklinik, musste kastriert werden und wäre einmal in Folge eines Kollaps beinahe gestorben.

Inzwischen bekommt die Hündin zweimal täglich, immer zur exakt selben Zeit, Insulin gespritzt. Darüber hinaus sind regelmäßige Blutkontrollen weiterhin und langfristig erforderlich. Auch das Futter muss stets in der gleichen Menge und von derselben Sorte konsequent zur gleichen Zeit gegeben werden. Auch dadurch hat sie schon gut zugenommen, ist laut Angaben des Tierheims "fit und munter".

Während sich Luna also bezüglich ihrer Diabetes-Erkrankung stabilisierte, tauchte allerdings ein neues Problem auf: Bereits zu Beginn ihrer Zeit im Tierheim Kronach fiel den Mitarbeitern auf, dass sie immer wieder aus dem rechten Ohr blutete. In der Tierklinik wurde schließlich ein Tumor im Gehörgang diagnostiziert und später mitsamt dem Gehörgang operativ entfernt, wodurch Luna auf dem rechten Ohr fast taub wurde. Wenigstens funktionierte noch das linke Ohr. Oder?

Tatsächlich blutete Luna nach einiger Zeit auch aus diesem Ohr. "Der schlimmste Albtraum war Realität geworden: auch der linke Gehörgang war von einem Tumor durchzogen", kommentiert das Kronacher Tierheim. Es stellte sich die Frage, ob eine Operation oder das Einschläfern sinnvoller gewesen wäre – das Tierheim entschied sich für Ersteres. "Luna einzuschläfern nach allem, was sie und wir schon mitgemacht und überstanden hatten, das brachten wir einfach nicht übers Herz, zumal sie zwar nicht mehr jung, aber dennoch lebensfroh und ansonsten gesund ist", heißt es in dem Facebook-Post.

Die folgende Operation überstand die Husky-Hündin hervorragend, inzwischen ist sie laut dem Tierheim "wieder fit, fröhlich und verfressen wie eh und je", aber eben auch blind und fast taub. "Wenn es einen Preis für den größten Pechvogel gäbe, hätte Luna sicher gute Chancen auf den Ersten Platz", schreibt das Tierheim auf Facebook – und hegt aufgrund der doppelten Behinderung kaum Hoffnung, ein liebevolles Zuhause für das Sorgenkind zu finden: "Vermutlich wird Luna ihr Leben lang im Tierheim bleiben."

Tierheim sucht liebevolles Zuhause für Luna

Dennoch versucht das Tierheim, sorgsame und liebevolle Tierfreunde für Luna zu finden. Nach über einem Jahr Aufenthalt ist sie "soweit aufgepäppelt und wiederhergestellt, dass wir sie guten Gewissens abgeben können". Die Tierschützer erklären: "Luna bräuchte ganz besondere Tierfreunde, die sich weder an ihren Behinderungen oder an den Tierarztkosten stören noch vor dem zweimal täglichen Insulin-Spritzen zurückschrecken."

Die "ganz liebe Maus" sei "freundlich zu allen Menschen, erschrickt nicht, wenn man sie anfasst und hat auch mit größeren und vernünftigen Kindern keine Probleme". Einzige Einschränkung: Die Kinder sollten alt genug sein, um ihre Handicaps zu verstehen und darauf Rücksicht zu nehmen. Lassen sich Tierfreunde auf die leidgeplagte, aber dennoch liebevolle, brave Hündin ein, erfreuen sie sich an der verschmusten Luna, die es genieße, "wenn man sich Zeit für sie nimmt und sie streichelt".

Zudem kommt die stubenreine Husky-Hündin, die auch kein Problem damit hat, eine Weile allein zu bleiben, trotz ihrer Blindheit erstaunlich gut zurecht: "Natürlich stößt sie immer wieder irgendwo an, aber das scheint ihr nichts auszumachen, denn sie tastet sich mutig überall voran und hat keine Angst, ihre Umgebung zu erforschen", erklärt das Tierheim. Beim Gassigehen, das aufgrund der doppelten Behinderung ohnehin nur an der Leine möglich ist, müsse man lediglich für sie "mitdenken, damit sie nicht gegen einen Baum läuft oder in einen Graben fällt". Durch ihre Blindheit verstehe sie sich nicht mit anderen Hunden und kann daher nur als Einzelhund vermittelt werden.

Interessenten können sich telefonisch unter der Nummer 09261 / 20111 oder per Mail an tsvkc@gmx.de beim Tierheim Kronach melden.

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