Alkohol der größere Faktor?

Union will Legalisierung rückgängig machen: Ist Cannabis wirklich Gefahr für den Straßenverkehr?

Alicia Kohl

Redakteurin

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07.04.2025, 05:00 Uhr
Der Grenzwert für THC im Blut für Verkehrsteilnehmende liegt bei 3,5 Nanogramm pro Liter.

© IMAGO/Christoph Hardt/IMAGO/Panama Pictures Der Grenzwert für THC im Blut für Verkehrsteilnehmende liegt bei 3,5 Nanogramm pro Liter.

Die Cannabis-Legalisierung sorgt seit Jahren für Diskussionen in der deutschen Politik. Zu einem Höhepunkt kamen die Debatten dann vor etwa einem Jahr, als die Ampelregierung ihre Wahlversprechen eingelöst und Cannabis legalisiert hat. Ein Ende der Kontroverse um den Konsum von Marihuana war das aber lange nicht. Jetzt, wenn die Union nach der Bundestagswahl höchstwahrscheinlich wieder Teil der Regierungskoalition sein wird, geht es wieder los.

„Wir haben von Anfang an klar gesagt, dass wir aus Sicht der Staatsregierung die Legalisierung von Cannabis für falsch halten, dass sie insgesamt eine völlig falsche Richtung in der Drogenbekämpfungspolitik einschlägt“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann dem "BR", „und diese Haltung vertreten wir auch weiterhin“. Bis dahin könne die bayerische Polizei nur weiter konsequent kontrollieren.

Doch was hat sich seit der Legalisierung vor einem Jahr im Straßenverkehr überhaupt verändert? Wie die Verkehrsunfallstatistik in Mittelfranken 2024 deutlich macht, hat die Polizei im vergangenen Jahr 2096 Fälle zur Anzeige gebracht, in denen Verkehrsteilnehmende unter Einfluss von Betäubungsmitteln gefahren sind. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der Drogenfahrten um etwa 25 Prozent erhöht, so Michael Petzold, Pressesprecher der Polizei Mittelfranken. „Das ist schon eine Hausnummer.“ 1723 der 2096 Fälle seien auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen. Die Anzahl der Drogenunfälle ist dagegen von 79 auf 68 zurückgegangen, 32 Personen wurden 2024 bei diesen Unfällen verletzt.

Millisekunden können Menschenleben bedeuten

Der Grenzwert für THC im Blut für Verkehrsteilnehmende liegt bei 3,5 Nanogramm pro Liter, bei Fahranfängerinnen und -anfängern und Fahrenden in der Probezeit sogar bei nur einem Nanogramm THC pro Liter. Zu beachten sei bei Cannabis vor allem, dass es sich viel weniger konstant abbaut als Alkohol. „Es kann auch mal Tage dauern, bis man unter dem Grenzwert ist. Gerade Ungeübte können auch nach ein paar Tagen wieder einen Flashback bekommen“, sagt Petzold.

Grundsätzlich empfehle die Polizei aber natürlich, am besten gar nicht mit Cannabis im Blut am Straßenverkehr teilzunehmen. Gerade THC entschleunige eher, was sich in der Reaktionszeit widerspiegle. „Eine Millisekunde kann halt auch mal ein Menschenleben bedeuten.“ Darunter leide die Verkehrssicherheit potentiell.

Ist Alkohol der größere Faktor?

Doch Petzold betont auch die Problematik von Alkohol im Straßenverkehr. 560 Alkoholunfälle wurden im Jahr 2024 gezählt, dabei wurden 288 Personen verletzt. Zwar ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr mit 630 Alkoholunfällen heruntergegangen, „wenn man die Zahlen von Cannabis- und Alkoholunfällen aber gegenüberstellt, ist Alkohol der viel größere Faktor“, so Petzold. Der sei aber auch überall verfügbar und gesellschaftlich akzeptiert, „ist aber genauso eine Droge“.

Allgemein stellt die Polizei 45 Prozent weniger Betäubungsmitteldelikte fest. Petzold führt das größtenteils auf die Legalisierung von Cannabis zurück. Gerade in den ersten Monaten des vergangenen Jahres habe es aber eine extrem hohe Zahl an Betäubungsmitteldelikten mit Bezug auf Cannabis gegeben, besonders im Bereich Handelsdelikte. „Da ergibt sich der Rückschluss, dass viel Cannabis auf dem Markt ist und der Bedarf sehr hoch ist“, sagt Petzold. Die Deckung des Bedarfs lasse sich offenbar nicht mit dem Selbstanbau in Einklang bringen. Der Handel bleibe daher weiterhin ein Problem, auch weil es in Bayern bislang keinen einzigen genehmigten Anbauverein gibt, so Petzold.

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