Staatsanwaltschaft ermittelt
Unternehmer aus Franken impft 700 Personen mit selbstentwickeltem "Bagatell-Antigen"
25.6.2021, 15:10 UhrDie "Lübecker Impfung" von Stöcker setze laut dem neuestem Eintrag des 74-Jährigen in seinem Blog ein kleines "Bagatell-Antigen" ein, das bei den Impflingen Antikörper induziere. Diese verhinderten durch eine Blockade eine Infektion der Zellen, der Virus könne sich nicht vermehren.
Angeblich Antikörper bei 95 Prozent der Impflinge
"Es scheint einigen Behörden nicht zu gefallen, dass in Deutschland jeder Arzt einen Impfstoff selbst legal herstellen und ihn seinen Patienten verabreichen darf, indem er in seiner Praxis ein Antigen mit einem Adiuvans versetzt", empört sich Stöcker.
Trotzdem hätten mehrere Ärzte das Lübecker Verfahren bereits bei mehr als 700 Freiwilligen angewendet. Bei mehr als 95 Prozent der Impflinge hätten sich schützende Antikörper in hoher Konzentration und bei der Mehrheit cytotoxische T-Zellen gebildet, behauptet Stöcker, der auch gleich E-Mail-Adressen angibt, unter denen Ärzte den Impfstoff bestellen können.
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Mit dem Impfstoff sind drei Impfungen nötig, 14 Tage nach der letzten Impfung wird die Antikörper-Konzentration gemessen.
Impfstoff vom Paul-Ehrlich-Institut nicht zugelassen
Stöcker bewirbt seinen Impfstoff, obwohl dieser vom dafür zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (PEI) nicht zugelassen ist. "Der Weg der regulären klinischen Prüfungen stand und steht auch Prof. Stöcker offen", betont das PEI.
Nachdem Stöcker sich im September 2020 beim PEI gemeldet hatte, hatte ihm dieses telefonisch eine wissenschaftliche und regulatorische Beratung angeboten.
"Zudem wurde Prof. Stöcker darüber informiert, dass das Verabreichen seines Impfstoffes an Dritte zum Erkenntnisgewinn möglicherweise den Tatbestand einer klinischen Prüfung des Impfstoffkandidaten nach Arzneimittelgesetz erfüllen könnte und die Durchführung einer klinischen Prüfung ohne die erforderlichen Genehmigungen strafrechtlich relevant sein könnte", betont das PEI.
Stöcker soll Beratungsgespräch abgelehnt haben
Anfang Januar bot das PEI-Innovationsbüro Winfried Stöcker an, sein Konzept im Rahmen eines strukturierten Beratungsgesprächs zu präsentieren. Dieses Angebot lehnte Stöcker laut PEI allerdings ab. "Ein wissenschaftliches Beratungsgespräch mit Herrn Prof. Stöcker fand bis heute nicht statt", teilt das Institut mit.
Das PEI und das Landesamt für soziale Dienste in Schleswig-Holstein haben Stöcker deshalb bereits im Frühjahr angezeigt, die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Gegendarstellung:
In dem Beitrag „Unternehmer aus Franken impft 700 Personen mit selbstentwickeltem „Bagatell-Antigen“, der am 25.06.2021 auf dem Portal Nordbayern.de veröffentlicht worden ist, wird die unwahre Tatsachenbehauptung aufgestellt, dass das Unternehmen EUROIMMUN Medizinische Labordiagnostika AG (nachfolgend „EUROIMMUN“) an einer nicht genehmigten Impfstoffherstellung beteiligt gewesen wäre.
Im Einzelnen:
1. Es wird behauptet, der in Pegnitz aufgewachsene Unternehmer Winfried Stöcker hat mit seiner Firma Euroimmun einen eigenen Impfstoff entwickelt.
Diese Behauptung ist unrichtig, soweit hier der Eindruck entsteht, EUROIMMUN hat einen Impfstoff entwickelt und es sich bei EUROIMMUN um eine Firma des Herrn Prof. Dr. Winfried Stöcker handelt.
Richtig ist, dass das US-amerikanische Unternehmen PerkinElmer, Inc. Alleinaktionär von EUROIMMUN seit 2018 ist und seitens EUROIMMUN kein Impfstoff entwickelt worden ist.
2. Es wird behauptet, die "Lübecker Impfung" von Stöckers Unternehmen Euroimmun, einem Hersteller von Reagenzien für die Labordiagnostik, setze laut dem neuesten Eintrag des 74-Jährigen in seinem Blog ein kleines „Bagatell-Antigen“ ein, das bei den Impflingen Antikörper induziere.
Diese Behauptung ist unwahr, soweit sie nahelegt, dass EUROIMMUN einen solchen Impfstoff herstellt oder sich an einer solchen Impfstoffentwicklung beteiligt hat. EUROIMMUN ist auch nicht die Firma oder das Unternehmen von Prof. Dr. Winfried Stöcker. Dieser hält keine Anteile an EUROIMMUN und ist auch kein Mitarbeiter von EUROIMMUN.
Dr. Wolfgang Schlumberger, Vorstandsvorsitzender, EUROIMMUN Medizinische Labordiagnostika AG
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