Verantwortliche vor Gericht: Flüchtlingskind wäre fast gestorben
26.3.2014, 07:00 UhrLeonardo war gerade eineinhalb Jahre alt, als er im Jahr 2011 eine Woche vor Weihnachten fast sterben musste. Dem Flüchtlingskind ging es schlecht, seine Eltern hatten auf seiner Haut schwarze Flecken entdeckt. An der Pforte wollte man der jungen Familie jedoch nicht helfen – weder Notarzt noch Rettungswagen wurden gerufen. Stattdessen hat man sie in ein Zimmer mit der Aufschrift „Arzt“ geschickt – dort wartete jedoch nur eine Verwaltungsangestellte.
Als die Familie endlich einen Krankenschein in der Hand hatte, wurde sie zu Fuß zum Arzt geschickt. Nur weil ein Autofahrer der Familie half, kam Leonardo noch rechtzeitig ins Krankenhaus. Monatelang musste der kleine Junge dort wegen der Folgen einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung behandelt werden.
Eine Zehe und einen Ringfinger konnten die Ärzte nicht mehr retten. Insgesamt soll Leonardo in den vergangenen beiden Jahren rund zwei Dutzend mal operiert worden sein. Etliche Hauttransplantationen musste er über sich ergehen lassen.
Die Verantwortlichen müssen ab kommenden Dienstag vor dem Amtsgericht Fürth auf der Anklagebank Platz nehmen. Neben zwei Mitarbeitern der Pforte und einer Verwaltungsangestellten wird sich auch ein Mediziner des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes verantworten müssen. Ihn sollen Leonardos Eltern in der Nacht vor der dramatischen Verschlechterung des Gesundheitszustandes ihres Sohnes gerufen haben. In die Klinik geschickt hat er den Jungen jedoch nicht.
Für den Prozess hat das Fürther Amtsgericht zwei Verhandlungstage anberaumt. Ein Urteil soll Mitte April fallen.
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