Forderung
Verband der Realschullehrer: 3G soll auch für Schulen gelten
24.9.2021, 11:20 UhrIn Zeiten des Wahlkampfes geht es nicht unbedingt um Argumente, sondern um Stimmung. Das weiß Jürgen Böhm. "Das hängt wie ein Damoklesschwert über der ganzen Diskussion um die Sicherheit an Schulen", sagt der Vorsitzende des bayerischen und auch deutschen Realschullehrerverbands.
"Das kann nicht sein und ich bin froh, wenn es vorbei ist." Was fehle und er sich wünschen würde, sei beispielsweise eine "deutliche und klare Ansage" bezüglich einer konsequenten Anwendung der 3G-Regel an den Schulen.
Nur wer nachweislich geimpft, genesen oder getestet ist soll am Unterricht teilnehmen dürfen, so Böhm. Die Inzidenzwerte in der Altersgruppe der 12- bis 15-Jährigen lag zuletzt bei über 200, das Luftfilter-Programm trudelt vor sich hin, der Start der PCR-Pooltests an Grund- und Förderschulen musste verschoben werden: "3G wäre da die praktikabelste Lösung", so Böhm. "Das wäre im Sinne der Lehrkräfte, der Schüler und der Sicherheit an Schulen."
Forderung verworfen
Auch wäre es wünschenswert gewesen, wenn jeder Schüler noch vor Schulbeginn einen externen PCR-Test gemacht hätte, um Infektionen am ersten Schultag zu vermeiden. Das hatten alle Lehrerverbände in Bayern gefordert. Aber "auch das wurde verworfen. Da hätte ich mir eine klarere Linie des Kultusministers und auch des Ministerpräsidenten gewünscht, etwas mehr Realismus als Wahlkampfgeplänkel", so Böhm am Rande des Landesrealschultags in Fürth.
Ob der Präsenzunterricht angesichts der vierten Corona-Welle in diesem Schuljahr und der Tatsache, dass viele Schülerinnen und Schüler noch nicht geimpft sind oder aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden können, aufrechterhalten werden kann, "wage ich nicht zu sagen", so Böhm.
"Gut gerüstet"
Dennoch sieht er vor allem die 376 staatlichen und privaten Realschulen im Freistaat mit ihren aktuell rund 213.800 Schülerinnen und Schülern grundsätzlich gut gerüstet, sollte es tatsächlich noch einmal zum Notbetrieb kommen.
Die Realschulen hätten schon vor Corona bessere digitale Strukturen als andere Schularten aufweisen können, die während der Pandemie ausgebaut worden seien.
Fehlende Rechtssicherheit
Dennoch fordert Böhm, dass die technischen und strukturellen Rahmenbedingungen für digital gestützten Unterricht "auf hohem Niveau" bayernweit und flächendeckend vorangetrieben werden und dass das Kultusministerium endlich für Rechtssicherheit bei der Nutzung der Software von bekannten Anbietern sorgt.
Formal stünden die Realschulen zu Beginn des neuen Schuljahres 2021/2022 gut da, sagt Böhm. Auch, weil die so genannte zusätzliche integrierte Lehrerreserve aufgestockt wurde. Dabei handelt es sich um 1,67 Vollzeitstellen pro Realschule.
Dennoch bleibe auch das neue Schuljahr eine Herausforderung. "Natürlich hat Corona auch soziale Unwuchten und Disparitäten offengelegt. Wir müssen zusehen, dass wir alle Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich wieder in die Bildung bekommen", so Böhm. Die Sommerschule sei lediglich "ein ganz kleiner Baustein" gewesen, um Lücken aufzuarbeiten. Im laufenden Schuljahr müsse verstärkt inhaltlich und individuell gefördert werden.
Gegen Vergleiche
Neben der Aufarbeitung von Lücken gehe es dabei auch darum, den Blick auf die Sozialkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu richten. Dabei betont Böhm, dass er nichts von einem Vergleich der Schularten untereinander hält.
Es gebe weder ein "oben" noch ein "unten". "Ich lehne es ab, dass immer mehr in Richtung Etiketten gedacht wird. Der Realschulabschluss ist kein Label, dahinter steckt Qualität", so Böhm.
Statt über Bildungsgerechtigkeit müsse über Chancengerechtigkeit gesprochen werden. Kein Bildungsweg sei per se besser oder schlechter und die Durchlässigkeit zwischen den Schularten biete für alle vielfältige Chancen, so Böhm.
In seinen Augen muss die Bildungspolitik nach den Wahlen ein zentrales Thema für die Politik werden. Ideologische Diskussionen seien dabei fehl am Platz.
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