Verdächtiger trug Peggys Bild um den Hals

LICHTENBERG - Vor über zwölf Jahren, am 7. Mai 2001, verschwand die kleine Peggy mit den blonden Haaren auf dem Heimweg von der Schule mitten in Lichtenberg (Landkreis Hof). Obwohl im Jahr 2004 der geistig behinderte Ulvi K. als ihr Mörder zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, ist der Fall bis heute nicht gelöst. Von der Leiche fehlt jede Spur.

Anschuldigungen, Behauptungen, Falschaussagen — der Fall Peggy gehört mittlerweile zu den spektakulärsten Kriminalgeschichten der Bundesrepublik. Noch hat das Gericht in Bayreuth nicht entschieden, ob es ein Wiederaufnahmeverfahren geben wird. Doch die Staatsanwaltschaft geht seit einem Jahr neuen Spuren nach: Im Sommer 2012 machte Ulvi K.s Verteidiger, der Frankfurter Rechtsanwalt Michael Euler, auf Ungereimtheiten aufmerksam, die zur Verurteilung des heute 35-jährigen Ulvi geführt haben. Euler ist von der Unschuld seines Mandaten überzeugt, sein Wiederaufnahmeantrag umfasst 2000 Seiten an Begründungen und neuen Zeugenaussagen.

Eigene Tochter missbraucht

In diesem Zusammenhang rückte ein nun 29-jähriger Mann aus Sachsen-Anhalt in den Fokus der Ermittler. Erneut, muss man sagen: Denn bereits 2001, kurz nach Peggys Verschwinden, hatten ihn oberfränkische Polizisten vernommen. Der Mann trug damals laut Ermittlungsbericht einen Anhänger mit einem Foto von Peggy um den Hals. Der junge Mann, der häufig bei Verwandten in Lichtenberg zu Gast war, konnte für den 7. Mai kein Alibi angeben.

Mit dem Urteil gegen Ulvi K. wurden jedoch alle Ermittlungen eingestellt. Bis vor einem Jahr: Da flog auf, dass der Mann aus Sachsen-Anhalt seine gerade einmal zwei Jahre alte Tochter sexuell missbraucht hatte. Im Februar 2013 verhängte ein ostdeutsches Gericht für diese Tat eine sechsjährige Haftstrafe. Wie bereits im Frühjahr berichtet, wurde bekannt, dass - noch während seines Prozesses - auch die Bayreuther Justiz gegen ihn ermittelte. Denn er soll vor zwölf Jahren auch Peggys Freundin missbraucht haben, die im gleichen Haus wie Peggys Familie in Lichtenberg lebte.

Bayreuths leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel bestätigte, dass der 29-Jährige inzwischen diese Straftat gestanden hat. Ob er sich dabei zu Peggy geäußert hat, wollte Potzel nicht sagen. Es gebe zudem Hinweise gegen weitere Personen, betonte Potzel.