Nach Vergiftung in Weiden

Warnung vor weiteren tödlichen Champagner-Flaschen - es besteht akute Lebensgefahr!

Tobi Lang

Redakteur

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28.2.2022, 11:24 Uhr
Konkret, warnen niederländische Behörden, geht es um "Moet"-Champagner mit der Chargennummer LAJ7QAB6780004.

© NVWA Konkret, warnen niederländische Behörden, geht es um "Moet"-Champagner mit der Chargennummer LAJ7QAB6780004.

Es war eine ganz normale Feier, doch plötzlich sackten im "La Vita", einem Italiener in Weiden, immer mehr Menschen zusammen. Sie alle hatten aus einer Drei-Liter-Flasche Champagner getrunken. Die war aber nicht mit dem Schaumwein gefüllt, wie man jetzt weiß - sondern mit der Droge Ecstasy. Ein Mann starb nach dem Konsum des hochkonzentrierten Rauschgifts, sieben weitere verletzten sich teils schwer.

In diesem Weidener Lokal starb ein Mann, nachdem er aus einer Champagnerflasche trank. Sie war mit MDMA gefüllt. 

In diesem Weidener Lokal starb ein Mann, nachdem er aus einer Champagnerflasche trank. Sie war mit MDMA gefüllt.  © NEWS5 / Bauernfeind, NEWS5

Noch immer versucht die Polizei, die Vertriebswege auszuleuchten. Die Flasche wurde im Internet gekauft. "Im guten Glauben an ein Originalprodukt", wie das zuständige Präsidium Oberpfalz mitteilt. Eine Theorie: Drogenschmuggler könnten den Champagner für Rauschgifttransporte quer durch Europa benutzen, die Flasche nur versehentlich in das Weidener Lokal gelangt sein. Diese These stützen nun neue Meldungen aus den Niederlanden.

Fälle auch in den Niederlanden

Dort warnt die nationale Behörde für Lebensmittel- und Verbraucherproduktsicherheit (NVWA) seit Samstag vor Drei-Liter-Flaschen der Marke "Moët & Chandon Ice Impérial" - also genau dem Champagner, der auch in Weiden ausgeschenkt wurde. "Kürzlich wurde sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden festgestellt, dass eine Flasche dieser Größe mit der harten Droge MDMA gefüllt war", teilte die NVWA mit.

Bislang habe es in den Niederlanden vier bekannte Krankheitsfälle nach dem Konsum des Champagners gegeben. Wie schwer die Betroffenen durch das Drogengemisch verletzt wurden, ist unklar. "Die NVWA kann nicht abschätzen, ob mehr dieser Flaschen mit dem Gefahrstoff im Umlauf sind", so die Behörde. "Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass andere Flaschen der gleichen Marke im Umlauf sind, die ebenfalls MDMA enthalten."

Anisgeruch und rötlich-braune Farbe

Die Niederländer warnen eindringlich vor dem Konsum: "Das Berühren und/oder Trinken des Flascheninhalts ist lebensbedrohlich." Rein äußerlich unterscheidet sich der Champagner nicht vom Originalprodukt. Dann, wenn die Flasche geöffnet wird, verhält sich die Flüssigkeit im Inneren aber anders. Sie sprudelt nicht, hat eine rötlich-braune Farbe, die mit der Zeit dunkler wird, und verströmt einen anisartigen Geruch.

Die niederländische NVWA hat inzwischen andere europäische Aufsichtsbehörden informiert. Auch das deutsche Portal lebensmittelwarnung.de veröffentlichte am Wochenende eine Warnung. Die Experten raten dringend davon ab, den Champagner zu probieren - bereits kleinste Mengen können erhebliche Reaktionen auslösen. So wie in Weiden. Die meisten der Gäste nahmen lediglich einen Schluck, ehe sie kollabierten.

In einem RTL-Interview sprach die Kellnerin, die den Champagner in der Oberpfalz ausgeschenkt hatte, über die dramatischen Minuten nach dem Konsum. "Ich hab in dem Moment gedacht: Das war's jetzt", sagt Franziska Voigt. "Ich weiß zwar nicht, woran ich gestorben bin, aber das war's." Die junge Frau beschreibt die Todesangst und Konfusion in dem Lokal. "Es ist einfach unfassbar. Es ist wie in einem schlechten Film."