Warum E-Autos für Helfer lebensgefährlich sein können

Alexander Brock

Lokales

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1.10.2019, 05:50 Uhr

Noch ist die Anzahl reiner E-Autos (Tesla & Co.) eher niedrig, aber kontinuierlich steigend. Wie viele Unfälle es mit sogenannten Stromern bisher gab, hat die mittelfränkische Polizei nicht erfasst. "Wenn ein E-Auto in einen Unfall verwickelt war, ist das für unsere Statistik kein vorrangiges Kriterium. Wir erfassen, ob Pkw, Lkw, Fahrrad oder Fußfänger beteiligt sind", erklärt Polizeisprecher Robert Sandmann auf Anfrage.

Für die freiwilligen und die Berufsfeuerwehren ist die Information, ob E-Auto oder nicht, allerdings im Einsatzfall von entscheidender Bedeutung, kann davon doch auch das Leben von Beteiligten abhängen. Schließlich besitzen Elektroautos Hochvoltanlagen mit 400 bis 600 Volt. Eine herkömmliche Steckdose liefert 230 Volt. Herzstück eines Stromers ist die Lithium-Batterie, die für den Antrieb des Wagens sorgt. Außerdem ist darin noch eine zweite Stromversorgung verbaut: das Bordnetz, eine 12-Volt-Anlage für Licht, Blinker oder Klimaanlage, wie im konventionellen Auto auch.

Feuerwehr bereitet sich auf die Gefahren vor

Bisher ist ihm zwar noch kein Unfall mit einem E-Auto auf Mittelfrankens Straßen bekannt. Doch mit der wachsenden Verbreitung des alternativen Fortbewegungsmittels werden die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Nürnberg auf diesen Fall und die damit verknüpften Gefahren vorbereitet, so Feuerwehrsprecher Thomas Schertel. "Das fängt schon damit an, dass man bei vielen E-Autos gar nicht hören kann, ob der verunglückte Pkw an ist oder aus", sagt Schertel. Einer der ersten Maßnahmen am Unfallort ist aber, die "Lage einzufrieren". Das Gefährt darf sich also nicht bewegen, zur Sicherheit der Einsatzkräfte und des verletzten Unfallopfers, das möglicherweise im Wagen eingeklemmt ist. "Im herkömmlichen Auto würde man dafür den Zündschlüssel abziehen, falls der Motor noch läuft. Beim E-Auto müsste man den Not-Ausschalter betätigen", so der Fachmann. Und den müsse man erst finden.


So viele E-Autos sind in Frankens Großstädten zugelassen!


Ist am Unfallort unklar, ob es sich um einen Stromer oder um einen Verbrenner handelt, fordern die Kräfte über die Integrierte Leitstelle die Rettungsdatenblätter für dieses Fahrzeug an. "Das können wir über das Kennzeichen des Kraftfahrzeugs feststellen, sofern das nach einem schweren Unfall noch zu lesen ist." Mit diesen Datenblättern erhalten die Einsatzkräfte vor Ort alle notwendigen Informationen zu dem verunglückten Fahrzeug, etwa über Tank, Batterie, Airbag, Gurtstraffer und eben auch über Hochvoltbauteile und -leitungen, um so eine sichere Rettung zu ermöglichen.

Verformung der Batterie

Das zweite, größere Risiko neben der Hochspannung in einem E-Fahrzeug ist die Brandgefahr, ausgehend von der Lithium-Batterie. Wie der Benzintank in einem Verbrenner, kann sie sich auch leicht entzünden. Um diese Batterie im Falle eines Unfalls möglichst gut zu schützen, wird sie vorwiegend in der sogenannten Safety-Zone des Autos verbaut: also in der Mitte des Fahrzeugs, nicht in der Knautschzone vorne und hinten. "Das ist aber keine Garantie", warnt Schertel. Eine leichte Verformung an der Batterie kann schon ausreichen, dass sich von innen heraus ihre Zellen erhitzen und selbst entzünden.

Wie stellen die Feuerwehren aber bei einem bis zur Unkenntlichkeit verbeulten Wagen sicher, dass die Lithium-Batterie keinen Treffer abbekommen hat? "Wir nutzen dann die Wärmebildkamera, durch die wir erkennen können, ob es schon erhitzte Zonen an der Batterie gibt", erklärt der Feuerwehrsprecher. Ist das der Fall, muss der Energieträger auf der Stelle gekühlt werden. Steht er bereits in Flammen, lässt sich das Feuer nur noch schwer löschen. "Wenn es nicht schon zu spät ist, wird das Kfz in einen mit Wasser befüllten Abrollbehälter gelegt, um den Brand einzudämmen."

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