Bürgerbeteiligung trotz Lockdown: Bubenheimer gestalten online mit
3.2.2021, 06:01 UhrDie Corona-Pandemie muss kein Ende für den Dialog mit den Bürgern bedeuten. Das zeigt ein Pilotversuch der Stadt Treuchtlingen: Mit Eltern und kleinen Kindern aus Bubenheim suchen Mitarbeiter der Stadt aktuell nach dem "perfekten neuen Spielturm". Zwischendurch gibt es immer wieder Online-Gesprächsrunden.
Die Distanz online überwinden
Mit Video-Gesprächen über die Plattform Jitsi hat die Stadtverwaltung mehrere Monate lang in ihrer internen Kommunikation Erfahrungen gesammelt. Bürgermeisterin Kristina Becker hat nun angeregt, den Radius zu erweitern und auch mit den Bürgern im Lockdown über diesen Weg ins Gespräch zu kommen. "Die Treuchtlinger haben seit über einem Jahr keine Bürgerversammlungen mehr erlebt", erklärt sie. "Da wird es Zeit, über digitale Lösungen nachzudenken."
Die aktuellen Gespräche mit den Bubenheimern werden voraussichtlich nur der Anfang einer Reihe von Veranstaltungen sein. Exemplarisch nennt Becker etwa die Möglichkeit, einen fixen Termin für die wöchentliche Bürger-Sprechstunde – von Bildschirm zu Bildschirm – einzurichten.
Die digitale Strategie für Bubenheim entstand ein Stück weit auch aus der Notwendigkeit heraus, schnell zu handeln. Ein Prüfer hat vor kurzem den auf dem Bergspielplatz befindlichen Spielturm "der Marke Eigenbau" als mangelhaft befunden, jetzt muss schnellstmöglich ein neuer entworfen werden.
Wie der Bericht erklärt, stehen beispielsweise die Sprossen der Leiter zu weit auseinander (es entsteht eine sogenannte "Kopffangstelle") und die benachbarte Steinmauer liegt zu nah dran, sodass sich ein Kind bei einem Absturz von der Leiter ernsthaft verletzen könnte. Diese Mängel nur punktuell zu beheben, ist allerdings schwierig, weil dann der Bestandsschutz für das gesamte Bauwerk erlischt und der Turm vollständig an der DIN-Norm aus dem Jahr 2017 ausgerichtet werden muss.
Der Countdown läuft
Aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung entschieden, den Spielturm abzureißen und völlig neu zu errichten. Ein Förderantrag für Kleinprojekte im Rahmen des Regionalbudgets des ILE-Zusammenschlusses Altmühlfranken soll hierfür bis spätestens 15. Februar eingereicht werden. Gefördert werden Kleinprojekte, die bis zu 20 000 Euro netto kosten, mit insgesamt 80 Prozent und maximal 10 000 Euro.
In den vergangenen Wochen startete zunächst das "digitale Brainstorming" mit Bubenheimer Eltern und ihren Kindern, die Schulsozialarbeiter Martin Bruhn als "die Experten des Spielplatzes" auswies und zum fleißigen Mitmachen animierte. Gut eine Woche hatten die Familien anschließend Zeit, Skizzen und andere Kunstwerke mit Ideen zu dem neuen, "perfekten" Spielturm einzureichen. An einem Spätnachmittag auf dem Spielplatz überreichten und erklärten die Kinder und Mütter hiernach ihre Vorschläge und äußerten weitere Wünsche.
In diesem Zuge wurden auch gleich weitere Defizite auf dem Gelände vermerkt, wie etwa einzelne marode Holzscheite an einem kleinen Häuschen im Sandkastenbereich oder der Wunsch nach einer Schaukel für Kleinkinder. Übereinstimmung gab es bei allen Familien darüber, dass ein Spielturm aus Holz – dem Material, aus dem auch der ursprüngliche Turm erbaut ist – am besten in das Gesamtbild des Spielplatzes passt. Ihn hat eine Gruppe Eltern vor zwölf Jahren mit viel Fleiß und in zahlreichen Stunden Arbeit angelegt.
Ursprung vor zwölf Jahren
Ein Teil von ihnen ist auch bei den aktuellen Planungen wieder dabei. Und auch der Gedanke, selbst am perfekten Spielbereich für die junge Generation mitzuwirken, ist geblieben: So regte die Bürgermeisterin an, bei der Jugendwerkstatt Lagenaltheim anzufragen, ob sie einen Spielturm aus Holz schreinern könnten, und so möglichst eine Herstellung vor Ort zu fördern.
Die anwesenden Eltern erklärten sich bereit dazu, den künftigen Turm selbst zu streichen und einige Jugendliche sollen als soziales Projekt dabei helfen, die Bäume und Büsche im unteren Bereich des Spielplatzes in ihrer Freizeit ehrenamtlich zurückzuschneiden.
Die Ideen für den Bau und die Beteiligung der Bubenheimer wurden in der darauffolgenden Online-Konferenz konkretisiert, nun ist die Stadt am Zug und holt Angebote bei verschiedenen Spielzeugherstellern ein. In der morgigen Sitzung des Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschusses schlägt die Verwaltung die drei Projekte im Gemeindegebiet vor, für die eine Förderung aus dem Regionalbudget beantragt werden soll. Im Zuge dessen werden auch die Entwürfe für drei neue Spielgeräte erstmalig vorgestellt.
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