Weißenburgs neues Stadtschreiberstück
Der größte Glückskeks hat nun seine Gesichter
18.3.2022, 13:05 UhrDer Saal der Karmeliterkirche erstrahlt in Jadegrün und Kirschblüten-Pink. Auf einer Leinwand prangt das Glückskeks-Logo. Der Tag der Leseprobe zum Stück „Der größte Glückskeks“ ist gekommen!
Eine Dokufiktion wird es werden, in der Weißenburg sich selbst spielt. Auf kleinen Zetteln sind die Rollen auf die Stühle verteilt und warten auf ihre Schauspieler. Die haben von sich gerade noch jeweils ein Ganzkörperfoto machen lassen, das zusammen mit den bereits abgemessenen Körpermaßen an die Kostümbildnerin geht.
Vorne rechts, ganz stolz, nimmt der „Bürgermeister“ Platz, gespielt von René Rüprich, konzentriert blättert er im Text und geht noch einmal gewissenhaft seine Passagen durch. Hinter ihm nehmen die „jungen Kreativen“ Platz. Manuel Adacker und Nina Silbereisen kennen sich, er, ein ehemaliger „Lebkuchenmann“, hat sie mit ins Projekt geholt. Jetzt steht man gemeinsam auf der Bühne.
Die Mitglieder des Bürgerchors begrüßen sich freudig, zwinkern sich zu und tauschen sich neugierig aus. Ein paar neue Mitglieder sind auch hier hinzugekommen.
Das Kreativ-Team wird vorgestellt, die neue Regieassistenz Eva Schatz, die neue Ausstattungsassistenz Badia Mühlhofer samt Requisitenverantwortung. Freudiges, erwartungsvolles Nicken ans Ensemble. Warmes Erwidern. Dann ergreift der Regisseur das Wort. Georg Schmiedleitner reiste aus Fürth an, bleibt, solange es ihm die Zeit erlaubt, er muss noch weiter auf die Premiere seiner aktuellen Produktion. Sie ist heute Abend angesetzt, wurde verschoben, wegen Corona. Nächste Woche reist er nach Wien, der Beginn einer neuen Theaterproduktion. Aber jetzt ist er in Weißenburg.
Und er hat etwas zu sagen: „Europa ist gefragt wie nie und unsere Kultur ist gefragt wie nie. Plötzlich stehen wir mitten in einer Identitätssituation. Gerade wenn wir ein Theater machen, das sich neu definiert, ein Theater, das aus der Bürgerschaft, aus allen Schichten kommt, das ist ein wichtiges politisches Signal. Denken wir daran, wir machen zeitgenössisches Theater in einer schwierigen politischen Zeit.“
Eine Haltung, die Schmiedleitners Bewusstein für die aktuellen großen politischen Geschehnisse spiegelt. „Theater verbindet, Theater schafft Gemeinschaft und Solidarität!“ Worte, die im barocken Kulturzentrumssaal leicht nachhallen. Worte, die all das, was folgen wird, an Proben, an Organisatorischem, an Diskussionen, an gemeinsamen Ideen, an langen Probentagen, plötzlich bedeutungsvoller und sinnstiftender erscheinen lassen. Sie machen den Theatersommer 2022 schon jetzt zu einem Statement.
Die Leseprobe wird zweieinhalb Stunden dauern. Die Figuren von Autor Clemens Berger bekommen das erste Mal ein reales Gesicht, eine reale Stimme und an gewissen Stellen bereits Haltungen. Und während die Co-Regisseurin Rebekka Gruber von ihren Inszenierungsideen erzählt, formt sich, unterstützt von der Projektion des Bühnenbildentwurfs von Stefan Brandtmayr, vor den geistigen Augen aller Anwesenden ein großes Theaterabenteuer.
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