"National Geographic" filmte

Tests am Altmühlsee durchgeführt: Was genau konnten die Römerboote leisten?

Wolfgang Dressler

Altmühl-Bote

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25.10.2023, 19:00 Uhr
Der Testbetrieb der Römerboote erstreckte sich über zwei Wochen und weckte auch das Interesse bei einer internationalen TV-Produktionsfirma.

© Sabrina Pfau, NN Der Testbetrieb der Römerboote erstreckte sich über zwei Wochen und weckte auch das Interesse bei einer internationalen TV-Produktionsfirma.

Die Untersuchungen wurden erneut von einer internationalen Fernsehproduktionsfirma begleitet, die für das renommierte Wissenschaftsmagazin "National Geographic" arbeitet. Voraussichtlich ab April 2024 wird der Altmühlsee dann weltweit, zunächst in Amerika, in zwei Dokumentationsserien zu sehen sein: "Lost Treasures" und "At the Edges of the Roman Empire".

Filmaufnahmen über zwei Wochen

Die Filmaufnahmen erstrecken sich über einen Zeitraum von zwei Wochen. Mit insgesamt 90 Freiwilligen aus der Region und der Friedrich-Alexander-Universität starteten die Tests an den beiden Römerbooten, deren Leistungen mit technischen Features vorgenommen wurden, Ende neuen September. Es sollten die Leistungsmöglichkeiten der beiden unterschiedlich gebauten Boote verglichen werden: die Wendigkeit, der Wasserwiderstand, die Schnelligkeit, die optimale Ruderfrequenz und -bewegung, auch mit Eigens für die Boote konstruierten Messdollen.

Die Freiwilligen legten sich kräftig in die Riemen, damit die Tests aussagekräftig waren.

Die Freiwilligen legten sich kräftig in die Riemen, damit die Tests aussagekräftig waren. © Sabrina Pfau, NN

Weiter wurden sechs Segeltypen, die für die Antike belegt sind, auf verschiedenen Kursen auf beiden Booten getestet, auch mit unterschiedlichen Reff- und Segelkonfektionen - eine durchaus komplizierte Angelegenheit. Aber für die Fachwelt von hohem wissenschaftlichen Interesse: Man wollte Klarheit darüber erlangen, warum der eine dem anderen Bootstyp bei welchen Bedingungen und für welche Zwecke überlegen war.

Die Römer haben nicht nur über die Flüsse ihre Offensiven vorgetragen, sondern auch über 500 Jahre hinweg über mehr als 3000 Kilometer Flussgrenze erfolgreich verteidigt. "Das gilt es zu klären, und zwar nicht nur, warum die Boote die Offensiven in den germanischen Raum gut vortragen konnten und entlang der Flussgrenzen den germanischen Plünderern erfolgreich den Spaß verderben konnten", sagt Professor Dreyer. "Es muss auch geklärt werden, warum der eine Bootsbautyp für den gleichen Nutzungsbereich dem anderen vorgezogen wurde."

"Der FAN ist schneller im Sprint"

Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden veröffentlicht, kündigt Dreyer an: "Aber schon jetzt können wir sagen, dass die FAN, das mittelkaiserzeitliche Boot, wendiger, schneller im Sprint ist; die Danuvina, das spätantike Boot, jedoch Vorteile hat, wenn es einmal in Fahrt ist." Die FAN war das erste Boot, das Dreyer und seine Studenten in Schlungenhof zu Wasser ließen, die Danuvia kam später dazu.

Beim Segeln sei die Danuvina im Vorteil, weil die Maststellung günstiger sei, geht Dreyer ins Detail. "Das Lateinersegel ist das beste für die Danuvina, das Sprietsegel das beste für die FAN. Kurse hart am Wind bleiben ein Problem, können aber durch Leerudern ausgeglichen werden", beschreibt er Eigenschaften, mit denen vermutlich nur Segler so richtig etwas anfangen können.

Welches antike Boot eignete sich besser für welchen Zeck: Das wollten Wissenschaftler beim Segeln mit der F.A.N. (im Vordergrund) und der Danuvina, hier jeweils mit Lateinersegel, herausfinden.

Welches antike Boot eignete sich besser für welchen Zeck: Das wollten Wissenschaftler beim Segeln mit der F.A.N. (im Vordergrund) und der Danuvina, hier jeweils mit Lateinersegel, herausfinden. © André Werner/FAU, NN

Waffen testen im Dienste der Wissenschaft: Der spätantike Onager, ein einarmiges Katapult, kann bis zu 100 Meter weit schießen.

Waffen testen im Dienste der Wissenschaft: Der spätantike Onager, ein einarmiges Katapult, kann bis zu 100 Meter weit schießen. © André Werner/FAU, NN

Bei einem weiteren Termin am Altmühlsee bei Schlungenhof standen Katapulte verschiedener Generationen und Typen, originalgetreu nachgebaut und wissenschaftlich getestet, im Fokus - auch wieder unter der Beobachtung der englischen Filmproduktionsfirma, die extra dafür aus Kroatien von einem Dreh zurückgekehrt war.

Katapultgeschoss 100 Meter weit

"Wir haben die Katapulte als Feldgeschütze und Festungswaffen in ihren jeweiligen Einsatzfeldern getestet, beim Schnell-Kadenz-Schießen – also wie viele Schuss pro Minute –, beim Zielschießen und beim Fernschießen", berichtet Projektleiter Dreyer. "Wir erreichten dabei Geschwindigkeiten von 277,2 Kilometer pro Stunde", die Geschossenergie erreichte dabei die einer 9-mm-Parabellum-Kugel. Diese Ergebnisse waren überraschend und wie im Falle des Bootstests "wissenschaftlich richtungsweisend".

Höhepunkt sei dann der Onager gewesen, ein einarmiges Katapult, mit dem schwere Steingeschosse abgeschossen wurden. Mit Zugkräften von weit über 400 Kilo wurden die schweren Geschosse auf der Wiese neben der Wasserfontäne abgeschossen – natürlich mit der freundlichen Erlaubnis des Besitzers. Schussweite: 100 Meter. Dreyer: "Wir sind auf die Auswertungen gespannt."


Nähere Informationen zu den Römerbooten am Altmühlsee gibt es bei der FAU . Für Fragen steht Boris Dreyer gerne per Mail unter boris.dreyer@fau.de zur Verfügung

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