Interview mit Trainer Markus Vierke

Viel Arbeit, aber auch viel Zuversicht: Weißenburger Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga

Uwe Mühling

25.2.2023, 06:11 Uhr
Markus Vierke (vorne rechts) und sein Co-Trainer Michael Seitz (vorne links) sind guter Dinge, dass es mit dem Klassenerhalt des TSV 1860 Weißenburg klappt. Beide haben schon für die nächste Saison bis Sommer 2024 verlängert.  

© Uwe Mühling, WT Markus Vierke (vorne rechts) und sein Co-Trainer Michael Seitz (vorne links) sind guter Dinge, dass es mit dem Klassenerhalt des TSV 1860 Weißenburg klappt. Beide haben schon für die nächste Saison bis Sommer 2024 verlängert.  

Sind Sie eigentlich abergläubisch, Herr Vierke?

Markus Vierke: Ja, ein bisschen schon, aber ich weiß nicht so genau, worauf diese Frage hinausläuft (lacht).

Na ja, Sie haben soeben zusammen mit ihrem Co-Trainer Michael Seitz für eine weitere Saison beim TSV 1860 Weißenburg verlängert und gehen somit ab Sommer ins „verflixte siebte Jahr“ – das mag für manche ein negatives Omen sein.

Nein, das sehe ich nicht so. In Sachen Aberglauben habe ich es nicht so mit den Zahlen. Bei mir geht es mehr um manche Sachen, die ich machen muss, um mit einem guten Gefühl ins Spiel zu gehen.

Zum Beispiel?

Das sind mehr so gewisse Rituale, die im Geheimen ablaufen und mir ein Stück weit helfen, dass sich die Anspannung etwas löst. Gerade jetzt am Wochenende, wenn es gegen Durach erstmals wieder um Punkte geht, ist man noch mal anders fokussiert als in der Vorbereitung.

Genau 98 Tage liegt das letzte Landesliga-Punktspiel des TSV 1860 Weißenburg zurück. Damals am 19. November gelang ein 1:0-Sieg gegen den FC Kempten. Es war ein echtes Kampfspiel bei widrigen Bedingungen auf dem B-Platz. Diesen Samstag geht es für die Vierke-Truppe mit einem Heimspiel gegen den VfB Durach weiter.  

Genau 98 Tage liegt das letzte Landesliga-Punktspiel des TSV 1860 Weißenburg zurück. Damals am 19. November gelang ein 1:0-Sieg gegen den FC Kempten. Es war ein echtes Kampfspiel bei widrigen Bedingungen auf dem B-Platz. Diesen Samstag geht es für die Vierke-Truppe mit einem Heimspiel gegen den VfB Durach weiter.   © Uwe Mühling, WT

Es liegt auf der Hand, dass Sie mit Ihrer Mannschaft gerne als Landesligist ins erwähnte siebte Trainerjahr bei ihrem Heimatverein gehen würden. Aktuell überwintert der TSV 1860 auf Rang 14, das ist zugleich der erste Relegationsplatz. Wie stehen aus Ihrer Sicht die Chancen, dass es mit dem Klassenerhalt klappt?

Ich bin guter Dinge, denn wir hatten eine gute Vorbereitung und haben vor allem im Kader von der Breite her zulegen können. Viele verletzte Spieler sind wieder zurück, zudem kommt mehr Unterstützung aus der A-Jugend. Wenn wir letztes Jahr im September/Oktober diese Personalsituation gehabt hätten, hätten wir bestimmt drei oder vier Punkte mehr auf dem Konto. Wir konnten damals in manchen Spielen einfach nicht mehr reagieren und auch die Fitness war teils nicht da.

Jetzt sieht es zum Start aus der Winterpause besser aus, oder?

Ja, auf jeden Fall. Wir wissen zwar nicht, was in den nächsten Wochen passieren wird, aber wir haben uns eine gute Grundlage erarbeitet. Wir müssen aber auch weiterhin viel arbeiten und investieren. Und es muss viel passen, damit wir den Klassenerhalt schaffen. Was uns auf jeden Fall motiviert, ist die Aussicht, dass es ein schönes nächstes Jahr mit einer „normalen“ dritten Landesliga-Saison werden könnte. Direkt nach dem Aufstieg war die Landesliga Nordost ja zweigeteilt und spielte dann mit einem neuen Modus in Auf- und Abstiegsrunde. Nun, in der zweiten Saison, wurden wir in den Südwesten eingruppiert, wo wir viele weite Fahrten und keinerlei Derbys haben. Von daher wäre es schon etwas Besonderes, wenn wir eine normale Saison mit 34 Spieltagen und Teams aus unserer Region absolvieren könnten.

Der Start ins neue Fußballjahr könnte für den Abstiegskampf durchaus Signalwirkung haben. Wie sehen Sie den aktuellen Gegner, den VfB Durach, der als Tabellensiebter und als starke Auswärtsmannschaft kommt – 17 ihrer 29 Punkte haben die Allgäuer auf gegnerischen Plätzen geholt?

Durach hat eine eingespielte und sehr erfahrene Mannschaft. Der Verein hat es über Jahre geschafft, vorwiegend mit einheimischen Leuten etwas aufzubauen. Auch wenn ich mit meinen Trainerkollegen spreche, dann sagen sie, dass es sich um einen richtig guten, grundsoliden Gegner handelt, der sich nach einem schlechten Start gut etabliert hat und uns stark fordern wird.

Es ist bislang der einzige Südwest-Landesligist, gegen den Sie und Ihre Weißenburger Mannschaft noch nicht gespielt haben, denn die Partie war Mitte Oktober ausgefallen.

Ja, das ist wieder mal so eine Premiere, wie wir sie in dieser Saison gegen viele unbekannte Gegner immer wieder hatten. Für uns gilt es, gleich von null auf Hundert voll da zu sein, während Durach vorige Woche schon das Verbandspokalspiel – und damit ein Match unter Wettbewerbsbedingungen – gegen den FC Sonthofen hatte. Durach hat nur knapp mit 0:1 verloren und den Berichten nach eine gute Leistung gezeigt.

Sie sind also gewarnt?

Ja, ganz sicher. Wir wollen zumindest einen Punkt holen, ein Sieg täte uns natürlich gut. Wir haben noch 14 Spiele, und das heutige ist ein Bonusspiel, das aus der Vorrunde noch offen ist und bei dem wir die Chance haben, Tabellenplätze gutzumachen. Das ist Motivation genug.

Personell gesehen stehen bis auf Tim Lotter und Johannes Uhl alle Spieler grundsätzlich (wieder) zur Verfügung. Haben Sie als Trainer folglich die Qual der Wahl bei der Aufstellung?

Ganz so extrem ist es nicht mit der Qual der Wahl, denn für einige Spieler wie Noah Schneider oder Robin Renner kommt ein Einsatz nach ihren langen Verletzungspausen noch zu früh. Wir sind aber sehr froh, dass wir sie wieder dabeihaben, und gerade Noah ist für uns ein ganz wichtiger Spieler aus unserer jungen Garde. Auf einigen Positionen sind wir zwar doppelt besetzt, aber in manchen Bereichen ist es relativ klar, wer Stammspieler ist. Insgesamt wird es sich nicht vermeiden lassen, dass zwei, drei Spieler ein bisschen enttäuscht sein werden. Wir werden in den kommenden Wochen im Verein aber auch ein Augenmerk auf die U23 legen, damit sie in der Kreisliga wieder in ruhige Fahrwasser kommt. Insofern sollte es für alle ausreichend Spielzeit geben.

Das letzte Punktspiel der „Ersten“ war am 19. November ein denkwürdiges Match mit einer Art „Schlammschlacht“ auf dem kleineren B- und Trainingsplatz in der Rezataue. Sie und Ihre Mannschaft gewannen damals mit 1:0 gegen das Spitzenteam aus Kempten und holten drei wichtige Punkte. Ist das nicht auch ein Fingerzeig für das erste Heimspiel des neuen Jahres?

Ein Spiel auf dem B-Platz sollte die absolute Ausnahme sein. Wir sind immer um gute Rahmenbedingungen bemüht und gehen nicht bewusst auf den B-Platz. Damals im November hatten wir im Prinzip keine andere Wahl, weil wir Gefahr gelaufen wären, unser Heimrecht zu verlieren. Es war natürlich ein sehr spezielles Spiel. Wir hoffen, dass wir diesmal nicht wieder dorthin ausweichen müssen, sind aber so oder so heiß auf die weitere Rückrunde. Uns geht‘s vor allem um die Punkte. Interview: UWE MÜHLING

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